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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe
Autoren: Anne Stuart
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ihn ein.
    Er ließ sie gewähren, machte nicht einmal den Versuch, sich vor ihren Faustschlägen zu schützen, hielt sie lediglich mit seinem Gewicht gefangen. Endlich, nach einer Ewigkeit verließen sie die Kräfte. Ihre Arme schmerzten, ihre Hände waren aufgeschürft, die Anspannung in ihrem Körper ließ nach. Mit letzter Kraft stieß sie ihn von sich, drehte sich auf die Seite und schluchzte haltlos.
    Er kauerte neben ihr und wartete. Die Sonne stand bereits tief am Himmel, als sie endlich zu ihm aufblickte. „Dein Kopf blutet“, sagte sie heiser. Das Blut lief ihm übers Gesicht, tropfte auf sein Hemd, das sich rot färbte. Vielleicht hatte sie ihn tödlich getroffen.
    „Ich weiß.“
    Sie kam mühsam auf die Füße, schlug seine Hand weg, als er versuchte, ihr zu helfen. „Komm ins Haus“, sagte sie matt. „Die Wunde muss versorgt werden, sonst stirbst du an einer Blutvergiftung, und das kann eine Weile dauern.“
    Er sagte klugerweise nichts und folgte ihr. Sie wies den Diener an, warmes Wasser und Verbandszeug zu bringen und beorderte Lucien in den Salon. „Nicht in den grünen“, befahl sie schneidend.
    Der rote Salon lag auf der anderen Seite des Flurs. Lucien verharrte und sah ihr ins Gesicht. „Warum bist du hinter mir in den See gesprungen?“
    „Ich wollte mich vergewissern, dass du untergehst und nicht wieder hochkommst.“
    Er lachte. Und plötzlich löste sich der kalte harte Klumpen ihres Zorns und schmolz. Sie wandte ihm den Rücken zu und gab weitere Anweisungen.
    Seine Kopfwunde war nicht lebensgefährlich, und sie drückte den feuchten Lappen kräftig darauf, wollte ihm absichtlich Schmerzen zufügen. Lucien ertrug ihre Behandlung stoisch und schwieg beharrlich, als sie ihre Litanei seiner schlechten Charaktereigenschaften mit halblauter Stimme fortsetzte. Sie war beinahe fertig damit, als ohrenbetäubendes Getöse in der Eingangshalle erscholl.
    „Was zum Teufel ist da draußen los?“, rief sie ungehalten.
    Die Tür flog auf, und Miranda entfuhr ein Stöhnen. Herein stürmten ihre drei Brüder mit gezückten Degen und Pistolen in den Händen, gefolgt von einer entsetzt dreinblickenden Jane und einem hochgewachsenen Fremden. Ein Mann, der aussah wie ein Juwelendieb, der heimliche Mitternachtsküsse raubte. Er hatte einen Arm beschützend um Janes Schultern gelegt. Und dann begannen ihre Brüder alle gleichzeitig durcheinanderzuschreien.
    Daran war sie gewöhnt. „Ruhe!“ Ihre gellende Stimme übertönte den Lärm, und Lucien, dem vermutlich der Schädel höllisch brummte, zuckte zusammen.
    „Verdammt noch mal, Miranda“, begann Brandon, nachdem das Gebrüll verstummt war.
    „Brandon!“, wies Benedick ihn zurecht. „Man flucht nicht in Gegenwart einer Dame.“
    „Sie flucht doch selbst wie ein Bierkutscher“, verteidigte sich Brandon. „Und das ist deine Schuld, du hast ihr das Fluchen beigebracht.“
    „Nun schweigt endlich, ihr Flegel“, befahl Miranda streng. „Seht ihr denn nicht, dass ich hier einen verwundeten Mann versorge?“
    „Was ist ihm denn zugestoßen?“, meldete sich ihr zurückhaltenderer Bruder Charles zu Wort.
    „Ich habe ihm ein Ruder über den Kopf gedroschen.“
    „Gut“, beschied Benedick zufrieden.
    Miranda tauchte den Lappen in die Schüssel, wrang ihn aus und betupfte die Wunde mit unnötigem Druck. Lucien warf ihr unterdrückt fluchend einen Seitenblick zu, war aber klug genug, sich nicht zu beklagen.
    „Und warum in aller Welt?“, frage Jane verdattert.
    „Wahrscheinlich hat er es verdient“, sagte der Fremde.
    „Ich wollte ihn umbringen.“
    „Oh, das hat er mit Sicherheit verdient“, meinte der Fremde mit einiger Genugtuung.
    „Das kann ich übernehmen“, bot Benedick mit drohendem Unterton an.
    Miranda schaute in Luciens unbewegtes Gesicht. „Ein verlockendes Angebot“, sagte sie sinnend. „Aber lass mich zuvor die Blutung stillen.“
    „Wieso denn, wenn Benedick ihn gleich töten wird?“, fragte Brandon ungerührt.
    „Dummkopf“, sagte Jane. „Sie lässt Benedick nicht mal in seine Nähe.“
    „Ich fordere Sie zum Duell, Rochdale“, erklärte der Älteste der Rohanbrüder schneidend und schlug die Hacken zusammen. „Sie haben die Wahl der Waffen. Sie sind ein Meisterschütze, das ist mir bekannt, aber ich finde …“
    „Ach, halt den Mund, Benedick! Ich überlasse ihn dir, sobald ich ihn verbunden habe.“ Miranda drückte den Lappen wieder auf die Platzwunde, und Lucien murmelte ein kaum hörbares
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