Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens
Autoren: Cecelia Ahern
Vom Netzwerk:
seine Hartnäckigkeit – es war ihm wirklich
sehr
wichtig zu verhindern, dass Sie diesen Job kriegen, was?«
    Als Lou nicht antwortete, fuhr Gabe fort: »Ich wette, es hat ihm nicht den erwünschten Erfolg gebracht, dass er zu Patterson gerannt ist, oder?«
    »Mr Patterson hat ihn gefeuert«, antwortete Lou leise. Er bemühte sich immer noch, die Situation zu verstehen.
    Gabe lächelte und schien nicht im Geringsten überrascht zu sein. Nur zufrieden – vor allem mit sich selbst.
    »Erzählen Sie mir was über die Pillen«, sagte Lou, und seine Stimme zitterte immer noch.
    »Ja, es waren Kopfschmerztabletten. Ich hab Sie am Zeitungskiosk gekauft. Hat eine halbe Ewigkeit gedauert, die winzige Schrift wegzukratzen. Es gibt heutzutage kaum noch Pillen ohne Markenzeichen, wissen Sie.«
    » WER SIND SIE ?«, sagte Lou ganz laut, und seine Stimme war voller Angst.
    Gabe fuhr zusammen und sah ein bisschen beunruhigt aus. »Haben Sie jetzt etwa Angst vor mir? Weil Sie herausgefunden {335 } haben, dass es nicht die kleinen Pillen waren, die Sie geklont haben? Was haben die Leute heutzutage bloß mit der Wissenschaft? Alle sind so schnell dabei, an die ganzen neuen Erkenntnisse zu glauben – Pillen für dies, Pillen gegen jenes, Schlankheitspillen, Haarwuchspillen, was das Herz begehrt. Aber wenn es um Vertrauen geht, dann dreht ihr alle durch.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn ein Wunder sich mit Hilfe einer chemischen Formel erklären ließe, würden alle auf der Stelle daran glauben. Das ist so deprimierend. Ich musste so tun, als wären es die Pillen, Lou, sonst hätten Sie mir nicht vertraut. Stimmt doch, oder nicht?«
    »Was meinen Sie denn damit, ich hätte Ihnen nicht vertraut? Wer zum Teufel sind Sie denn, und was soll das überhaupt alles?«
    »Hm, ich dachte, das wäre inzwischen ziemlich klar«, erwiderte Gabe und sah Lou traurig an.
    »Klar? Ich finde, es könnte kaum weniger klar sein.«
    »Die Tabletten. Das war bloß Wissenschaftsschwindelei. Ein Schwindel der Wissenschaft. Schwindelwissenschaft.«
    Lou rieb sich müde das Gesicht, verwirrt und beunruhigt.
    »Es ging nur darum, Ihnen eine Chance zu geben, Lou. Jeder verdient eine Chance. Sogar Sie, egal, wie Sie darüber denken.«
    »Eine Chance worauf denn?«, schrie Lou verzweifelt.
    Gabes Antwort verursachte ihm eine Gänsehaut, und am liebsten wäre er auf der Stelle geflohen, heim, zu seiner Familie.
    »Kommen Sie, Lou, das wissen Sie doch.«
    Das Gleiche hatte Ruth ihm auch schon gesagt. Es war Ruths Antwort.
    Lou zitterte am ganzen Körper, aber Gabe sprach ruhig und gelassen weiter.
    »Die Chance, Zeit mit Ihrer Familie zu verbringen, sie wirklich kennenzulernen, bevor … nun ja, einfach die Chance, Zeit mit diesen Menschen zu verbringen.«
    »Sie kennenzulernen, bevor was?«, fragte Lou, ganz leise jetzt.
    Gabe antwortete nicht, sondern wandte den Blick ab, wohl wissend, dass er zu viel gesagt hatte.
    » BEVOR WAS ?«, wiederholte Lou, doch diesmal brüllte er und beugte sich dicht zu Gabe.
    Aber Gabe schwieg, und seine kristallblauen Augen bohrten sich in die von Lou.
    »Wird meiner Familie etwas zustoßen?« Lous Stimme zitterte wieder heftig, und seine Panik stieg ins Unermessliche. »Ich wusste es. Ich habe es die ganze Zeit schon befürchtet. Was wird ihnen passieren?« Er knirschte mit den Zähnen. »Wenn Sie ihnen etwas getan haben, dann werde ich … «
    »Nein, Ihrer Familie ist nichts zugestoßen, Lou«, entgegnete Gabe ruhig.
    »Das glaube ich Ihnen aber nicht«, gab er panisch zurück, fasste in seine Tasche und holte seinen BlackBerry heraus, um auf dem Display nachzusehen: keine Anrufe in Abwesenheit. Hastig wählte er seine Festnetznummer von zu Hause, warf Gabe noch einen letzten bösen Blick zu, drehte sich um und verließ den Kellerraum. Und dann rannte er los, rannte, rannte und rannte.
    »Denken Sie dran, sich anzuschnallen!«, rief Gabe ihm nach, und seine Stimme dröhnte noch in Lous Ohren, als er die Tiefgarage erreichte.
    Er stellte den BlackBerry auf automatische Wahlwiederholung {337 } und fuhr in rasantem Tempo aus der Garage. Als er ins Freie kam, pladderten dicke, schwere Regentropfen auf die Windschutzscheibe. Er stellte die Scheibenwischer auf Höchstgeschwindigkeit, trat aufs Gaspedal und raste die inzwischen menschenleeren Kais hinunter. Das Warnsignal für den Sicherheitsgurt wurde lauter und lauter, aber vor lauter Sorgen konnte er es nicht hören. Als er von den Kais abbog, schlidderte sein Porsche kurz auf dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher