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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens
Autoren: Cecelia Ahern
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Kopfschmerztablettenmarke zu erkennen. Warum war ihm das bisher nicht aufgefallen?
    »Ach, wie ich sehe, tragen Sie noch eine mit sich herum!« Mr Patterson lachte leise. »Da hab ich Sie sozusagen in flagranti ertappt, Lou. Kommen Sie, ich gebe Ihnen die letzte auch noch dazu. Als Beitrag zu Ihrer Sammlung.« Lächelnd überreichte er Lou den Behälter.
    Lou klappte den Mund auf und zu wie ein Goldfisch, ohne dass ein Wort herauskam, aber er streckte die Hand aus und nahm die
     letzte Wunderpille von seinem Chef entgegen.
    »Jetzt muss ich aber wirklich los«, erklärte Mr Patterson. »Ich muss noch eine Modelleisenbahn aufbauen und eine Little Miss Soundso, die erstaunlich schmutzige Worte in den Mund nimmt, mit Batterien ausstatten. Garantiert zwingt man mich, ihr Geplapper die ganze Woche anzuhören, tagein, tagaus. Ich wünsche Ihnen wunderschöne Weihnachten, Lou.« Er streckte die Hand aus.
    Lou schluckte schwer, und sein Kopf schwirrte immer noch. Was war passiert? War er vielleicht allergisch gegen diese Tabletten? War die Verdoppelung eine Art Nebenwirkung gewesen? Oder hatte er sowieso alles nur geträumt? Nein. Nein, seine Erlebnisse waren real, seine Familie konnte seine Anwesenheit für beide Male bezeugen. Aber wenn es nicht die Pillen waren, dann war es …
    »Lou?«, sagte Mr Patterson fragend, die ausgestreckte Hand in der Luft.
    »Wiedersehen«, brachte Lou mit heiserer Stimme hervor. Aber dann räusperte er sich und fügte hinzu: »Ich meine, fröhliche Weihnachten, Mr Patterson.« Er ergriff die Hand seines Chefs und schüttelte sie.
    Doch kaum hatte Mr Patterson ihm den Rücken gekehrt, rannte Lou zum Notausgang und die Treppe in den Keller hinunter. Es war kälter als sonst, das Licht am Ende der Halle war repariert worden und flackerte nicht mehr wie ein Achtziger-Stroboskop. Unter der Tür drang Weihnachtsmusik hervor – »Driving Home for Christmas« von Chris Rea – und echote durch den langen, staubig-kahlen Gang.
    Lou klopfte nicht an, sondern stieß, da er in der Hand {333 } immer noch die Schachtel hielt, mit dem Fuß die Tür auf und trat einfach ein. Der Raum war viel leerer als das letzte Mal. Gabe war im zweiten Gang und rollte gerade seinen Schlafsack zusammen.
    »Hi, Lou«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
    »Wer sind Sie?«, fragte Lou, und seine Stimme zitterte, während er die Schachtel auf einem Regalbord abstellte.
    Gabe stand auf und kam auf ihn zu. »Okay«, sagte er langsam und musterte Lou von oben bis unten. »Das ist eine interessante Einleitung, ehrlich.« Dann wanderten seine Augen zu der Schachtel auf dem Regal, und er lächelte. »Ist das ein Geschenk für mich?«, fragte er leise. »Wäre aber echt nicht nötig gewesen.« Damit trat er noch ein Stückchen weiter auf Lou zu, um die Schachtel entgegenzunehmen, und Lou machte unwillkürlich einen Schritt zurück, während er sein Gegenüber unruhig ansah.
    »Hm«, brummte Gabe, runzelte die Stirn und wandte sich dann der in Geschenkpapier eingepackten Schachtel auf dem Regal zu. »Darf ich es schon aufmachen?«
    Lou antwortete nicht. Sein Gesicht war schweißnass, und er verfolgte aufmerksam jede von Gabes Bewegungen.
    Aber Gabe ließ sich Zeit und öffnete das wunderschön eingewickelte Paket ganz langsam. Vorsichtig entfernte er das Klebeband, um das Papier nicht zu beschädigen.
    »Ich mache schrecklich gern Geschenke«, erklärte er, im gleichen entspannten Ton wie bisher. »Leider bekomme ich nicht oft selbst etwas geschenkt. Aber Sie sind eben anders, Lou, das habe ich schon immer gewusst.« Er lächelte Lou an. Dann widmete er sich wieder dem Auspacken, und schließlich kam das Geschenk zum Vorschein – ein Heizgerät für den kalten Kellerraum. »Oh, das ist aber wirklich sehr aufmerksam von Ihnen. Danke! Damit wird meine {334 } nächste Bleibe bestimmt schön warm – leider nicht mehr diese hier, denn ich ziehe weiter.«
    Inzwischen war Lou bis zur Wand zurückgewichen, so weit von Gabe entfernt wie nur möglich. »Die Pillen, die Sie mir gegeben haben, waren Kopfschmerztabletten.«
    Gabe studierte weiter das Heizgerät. »Vermutlich hat Mr Patterson Ihnen das gesagt, ja?«
    Verdutzt nahm Lou zur Kenntnis, dass Gabe nichts abstritt. »Ja«, antwortete er. »Alfred hat sie unter dem Müllcontainer vorgeholt und sie ihm gegeben.«
    »Diese kleine Ratte.« Gabe schüttelte lächelnd den Kopf. »Der gute alte Alfred, ich hab’s mir schon halb gedacht. Na ja, aber er hat schon ein paar Pluspunkte verdient für
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