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Zeilen unserer Liebe (German Edition)

Zeilen unserer Liebe (German Edition)

Titel: Zeilen unserer Liebe (German Edition)
Autoren: Patricia Adam
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hatte.
    Damals ...
    Nein!, ertönt die mahnende Stimme der Vernunft in meinem Kopf. Panisch wie immer, wenn ich Gefahr laufe, nach jenem Abend in meiner Erinnerung zu kramen.
    Unterstehe dich, auch nur daran zu denken, Jillian!
    Vier Jahre hat es dich gekostet, das Teil anzusehen, ohne dich in peinliche Tränen aufzulösen! Bist du von Sinnen?
    Das bin ich nicht. Daher gelingt es mir, mich innerhalb weniger Sekunden zu fangen und auf das Wesentliche zu konzentrieren: dem Grund, aus dem ich hier bin.
    Warum ich dieses hässliche Ding mit mir herumschleppe, ist klar: Liebesromane.
    Tatsache!
    Ich behaupte einfach mal dreist, wie ich bin, dass sich auch diese in meinem Repertoire befinden.
    Einen Sekundenbruchteil später ist die Entscheidung gefallen: Ich gebe mir einen Ruck und lege das verräterische, so geschichtsträchtige kleine Büchlein zu den anderen und besiegele damit mein Schicksal. Nun gilt es meinen Stift rauszulegen, Kaffee zu trinken und auf einen zahlungskräftigen Kunden zu warten.
    Erst jetzt fällt mir auf, dass ich keine Ahnung habe, wo mein Füller steckt. Dabei verkörpert er ›das grüne Lämpchen‹. Das eindeutige Zeichen für ›Go‹.
    Mit zunehmender Nervosität krame ich in meiner Tasche, fluche dabei lautlos und in vier verschiedenen Sprachen vor mich hin. Sobald ich ihn endlich zu fassen bekomme und ans dämmrige Cafélicht befördere, fällt das Mistteil auch noch zu Boden.
    »Mist, verdammter!«, knurre ich und klettere umständlich unter den Tisch. Kaum in düsteren Tiefen angekommen, sehe ich ein männliches Schuhpaar, das mit seinen blank polierten schwarzen Spitzen die Tischdecke beiseiteschiebt. Im nächsten Moment hat sich der Träger der Yuppieschnürer auf den Platz mir gegenüber befördert.
    Yuppieschnürer? Das bedeutet: Geld!
    Viel Geld!
    Ja!
    Heute ist mein verdammter Glückstag!
    Voller Freude über den bevorstehenden - hoffentlich unvorstellbar rentablen - Deal, kontrolliere ich eilig meine Frisur, streiche sämtliche Strähnen des langen Ponys aus der Stirn und versuche mich in einem ›eleganten‹ Aufrichten.
    Das geht zwar daneben, aber wenigstens kippe ich mangels Gleichgewichtssinn nicht wieder zur Seite oder lande - was noch besser gewesen wäre - auf meinem Hintern.
    Zunächst betrachte ich wie üblich die Hände - sehr gepflegt, mit einer anständigen Maniküre. Und an einem der dazugehörigen Gelenke entdecken meine geübten Augen eine sündhaft teure Uhr.
    Bestens! Mein Glücksgefühl steigert sich nochmals um einhundert Prozent. Als ich mit meiner Musterung jedoch beim Gesicht ankomme, bin ich paralysiert. Mein Herzschlag setzt für mindestens drei Schläge aus.
    Kälte- und Hitzeschauder fluten mich, hinterlassen eine Gänsehaut auf meinem Körper und die feinen Härchen richten sich auf. Überall!
    Üble, heftige, jämmerliche Bilder bahnen sich ihren Weg aus den dunkelsten Tiefen meiner Erinnerung ins vorderste Bewusstsein und überwältigen mich. Mehrmals springt mein Blick von den vertrauten blauen Augen zu dem sinnlichen Mund und wieder zurück.
    Zunächst bin ich davon überzeugt, zu fantasieren oder besser noch: zu halluzinieren.
    Genau! Das ist es!
    Das verdammte Buch hat mich durcheinandergebracht, und nun unterliege ich einer einfachen, aber äußerst überzeugenden Sinnestäuschung ...
    Wie üblich in solchen miesen Momenten, versuche ich es mit einem Kopfschütteln. Doch die Fata Morgana macht diesmal keine Anstalten, zu verschwinden. Stattdessen beginnt sie jetzt auch noch, zu sprechen!
    Verdammt!
    »Guten Tag, Jillian!« Der warme Ton seiner Stimme verursacht sofort jene Gänsehaut, der ich bereits damals immer ausgeliefert war, sobald er etwas sagte.
    Verdammt! Verdammt! Verdammt!
    Nein!
    Ich will ihn weder hören, sehen noch riechen, oder mich an ihn erinnern.
    Was war das vorhin für ein dämliches Gefasel von Glück im Unglück? War mein Gejammer über mein elendes Dasein wirklich so unerträglich, dass ich gleich diese Strafe verdient habe?
    Schicksal, du bist ein Sackgesicht! Böser, hinterlistiger, fieser, erbarmungsloser Scheiß, der einen immer dann aus den Angeln reißt, wenn man meint, sein Leben einigermaßen auf die Reihe bekommen zu haben.
    Verdammt!
    Kurz vor dem ultimativen Schwächeanfall geht mir glücklicherweise auf, dass ich ein Profi bin! Und keineswegs hier, um mich mit meinem privaten Problemen herumzuschlagen. Auch wenn deren Erscheinen jetzt wirklich nicht unbedingt vorhersehbar gewesen ist. Ansonsten wäre ich
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