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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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aus dem Nichts tauchte plötzlich ein leuchtend roter Laserpunkt auf Johns Skimütze auf. Zwei, drei Sekunden später peitschte ein zischendes Schussgeräusch über Tannenberg hinweg. Reflexartig zog er den Kopf ein. Als er kurz darauf wieder durch das Fernglas blickte, war von dem Geiselnehmer nichts mehr zu sehen. Doch an der Stelle der Heckscheibe, wo sich kurz zuvor noch der rote Punkt befunden hatte, zeichnete sich nun ein Einschussloch im Zentrum eines Splitternetzes ab.
    Die beiden Türen des Linienbusses öffneten sich.
    »Er ist tot!«, schrie der Busfahrer so laut, dass man ihn selbst hier in der Lampenabteilung des Karstadtgebäudes noch gut verstehen konnte.
    Während der Fahrer auf dem Bürgersteig stehen blieb und sich mit zitternder Hand eine Zigarette anzündete, stürmten die anderen Businsassen an ihm vorbei ins Freie. Die überglücklichen Menschen rannten in zwei Himmelsrichtungen davon und wurden von den herbeieilenden Einsatzkräften in Empfang genommen.
    »Wer von deinen Idioten hat geschossen?«, blökte Tannenberg in Richtung des SEK-Einsatzleiters.
    »Ich habe keine Schussfreigabe erteilt.«
    »Ja, wer denn dann?«
    »Keine Ahnung.«
    »Da muss wohl einer von Ihren Jungs durchgedreht sein«, bemerkte Dr. Schönthaler.
    »Der Geiselnehmer ist tot«, quäkte das Walkie-Talkie. »Er liegt hier …«
    Tannenberg nahm das Funkgerät vom Tisch und schrie: »Sofort raus aus dem Bus und den Zugang absperren! Ich und der Doc gehen rein, sonst keiner!«
    »Verstanden.«
    Plötzlich erinnerte sich Tannenberg an das markante Schussgeräusch, welches er durch das offene Fenster als Zischen wahrgenommen hatte. Er warf den Kopf ins Genick, deutete zur Decke empor. »Hast du deine Leute auch direkt über uns postiert, also oben auf dem Dach, mein ich?«, duzte er nun Weber bereits zum zweiten Mal.
    »Nein«, stellte der SEK-Beamte ebenso einsilbig wie unmissverständlich klar.
    »Los, Mischa, der Typ muss noch im Haus sein. Den schnappen wir uns. Sabrina, du gehst runter zum Bus und sorgst dafür, dass niemand reingeht. Und du, Weber, fragst bei deinen Leuten nach, wer das war.«
    Während die junge Kommissarin nickte, riss Tannenberg die Tür auf und stürmte von Schauß gefolgt los.
    »Du nimmst die Rolltreppe, ich die Treppe!«
    Mit gezogenen Waffen hasteten die beiden Ermittler zuerst durch die Lampenabteilung, dann an Matratzen und Bettdecken vorbei. Ständer mit Kopfkissen und aufgestapelter Bettwäsche schossen zur Seite, einige fielen dabei um.
    Das Kaufhaus war inzwischen vollständig geräumt. Michael Schauß eilte mit Riesensätzen die Rolltreppe empor, während Tannenberg das als Notausgang dienende Treppenhaus benutzte. Auf jeder Etage trafen sie sich kurz und inspizierten mit hektischen Blicken die Umgebung. Aber von dem vermeintlichen Scharfschützen war weit und breit nichts zu sehen oder zu hören. Auf der obersten Etage angelangt, mussten sie den Zugang zur Dachterrasse erst einmal suchen.
    Als die beiden Kriminalbeamten eine vergitterte und verschlossene Metalltür erreichten, hinter der eine Treppe nach oben führte, nahm Tannenberg plötzlich im linken Augenwinkel einen sich bewegenden Schatten wahr. Er wirbelte herum und sah eine vermummte Gestalt, die circa zwanzig Meter von ihm entfernt zur Rolltreppe rannte. Der Mann trug die gleiche schwarze Kleidung wie die SEK-Einsatzkräfte. Quer über den Rücken hatte er ein Gewehr mit Zielfernrohr geschnallt.
    »Halt, stehen bleiben«, schrie Tannenberg, so laut er nur konnte.
    Doch der Flüchtende reagierte nicht.
    »Stehen bleiben oder ich schieße.«
    Der Scharfschütze ging blitzschnell hinter einem Auslagentisch in Deckung und feuerte mit einer Pistole in Richtung seiner beiden Verfolger. Tannenberg und Schauß warfen sich auf den Boden. Schauß drehte den Kopf zu seinem Vorgesetzten hin.
    Der verständigte gerade über das Walkie-Talkie Weber. »Das ist einer von euch!«, zischte er. »Verdammter Sauhaufen!«
    »Wolf, du blutest ja«, stieß Schauß entsetzt aus.
    »Was? Wo?«
    »Neben dem Hals.«
    Tannenberg fasste sich ins Genick, suchte von dort aus nach einer Wunde. Anschließend betrachtete er seine mit Blut beschmierte Hand.
    »Ist nur’n Streifschuss«, wiegelte er ab. Mit dem Lauf seiner Dienstwaffe wies er in Richtung des Treppenhauses. »Versuch du’s von der anderen Seite her. Ich geb dir Feuerschutz. Okay?«
    »Okay«, entgegnete Michael Schauß.
    »Aber pass ja auf dich auf.«
    »Logo.«
    »Also, dann mal los«,
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