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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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Waschlappen klatsche Kurts raue Zunge auf die linke Wange seines Herrchens.
    »Bah, Kurt, du stinkst aus dem Maul wie ein Gammelfleischcontainer«, stöhnte Tannenberg und befreite sich von dem massigen Hundekörper.
    Dann schaute er hoch – mitten hinein in Hannes strahlendes Gesicht. Augenblicklich schlug sein Herz schneller. Hanne beugte sich zu ihm herunter und küsste ihn.
    Derweil raubte Dr. Schönthaler die Bratwurst von Tannenbergs Teller und reichte sie Kurt, der sie ganz vorsichtig mit den Vorderzähnen packte, sie dann aber ratzfatz verschlang.
    »Rainer, er soll doch solche fetten Sachen nicht fressen«, mahnte Kurts Herrchen.
    »Zur Feier des Tages darf er das ausnahmsweise mal. Außerdem hilft es gegen Mundgeruch.«
    Kurt setzte sich auf die Hinterpfoten, legte den Kopf schief und schmachtete den Rechtsmediziner mit einem herzerweichenden Blick an. Der packte ihn mit beiden Händen am Kopf und kraulte ihn hinter den Ohren.
    »Mensch, Kurt, sei ja froh, dass du kein Mensch bist!«
     
    In den nächsten Tagen berichteten alle namhaften Zeitungen sowie die großen Rundfunk- und Fernsehanstalten ausführlich über die mysteriöse Mordserie. Besonderes Augenmerk richteten die Medien dabei auf die inhaltliche Verknüpfung dieser Verbrechen mit illegalen Auslandseinsätzen einer strenggeheimen deutschen Eliteeinheit. Die offiziellen Stellen wiesen derartige Spekulationen selbstredend als völlig frei erfundene Hirngespinste eines Psychopathen und brutalen Kapitalverbrechers zurück.
    In bewährter Manier präsentierten die Medien natürlich nicht alle der ihnen vorliegenden Informationen auf einen Schlag, sondern häppchenweise. Die Grundlagen für ihre Enthüllungsberichte bildeten zunächst nur die anonym zugespielten Kopien des Einsatztagebuchs eines ehemaligen Mitglieds dieser Geheimtruppe.
    Doch schon bald meldete sich der einzige Freund des sogenannten ›Snipers‹, ein im Ausland untergetauchter Ex-Söldner, bei einem privaten Fernsehsender und stellte sich diesem exklusiv als Top-Informant zur Verfügung. Er war im Besitz von zusätzlichem, hochbrisantem Material, das unter anderem die Verbindungen dieses Killerkommandos zu Entscheidungsträgern eines Geheimdienstes belegte.
    Die Berichterstattung über die illegalen Aktivitäten dieser geheimen Elitetruppe im Kampf gegen den internationalen Terrorismus verursachte einen gewaltigen Wirbel, der sogar zum Rücktritt des Bundesverteidigungsministers führte. Da dieser sowieso gerade wegen seiner Forderung nach präventiver Tötung von Terrorverdächtigen selbst in der eigenen Partei im Kreuzfeuer der Kritik stand, wurde er wie John mit kalter Hand abserviert. Es rollten noch einige weitere Köpfe – allesamt ›Bauernopfer‹, wie die Medien die Leidtragenden dieser panikartig erfolgten Personalveränderungen nannten.
    Der per internationalem Haftbefehl gesuchte Johannes Zörntlein, alias Peter Müller, blieb trotz intensiver Fahndungsmaßnahmen wie vom Erdboden verschluckt. Die Geheimdienstnetzwerke wurden durch diese Eruptionen nur kurzzeitig erschüttert, erlitten aber keinen dauerhaften Schaden. Deshalb wurden Vermutungen laut, dass der mit einer neuen Identität ausgestattete Peter Müller irgendwo auf dem Erdball auch weiterhin als Berufskiller im Einsatz sein könnte.

Epilog
    Ein Jahr später
     
    Bis zur Schließung des Missionskrankenhauses hatte Enrico als Pfleger gearbeitet. Doch als die Finanzhilfen der UNO ausblieben, hatte er kurzerhand auf das krisenfeste Bestattungsgeschäft umgesattelt. Hier unten im Keller der ehemaligen Klinik störte er niemanden und ihn störte niemand. Die wenigen Auswahlsärge hatte er im Erdgeschoss aufgebaut, wo er auch die Formalitäten mit den Familienmitgliedern der Verstorbenen regelte.
    Manchmal erledigte er Sonderaufträge. Diese hatten eine feste Regel: Er fragte nicht und er sagte nichts. Er nahm die Dollar entgegen, verfrachtete den angelieferten Leichnam in einen billigen Lattensarg, fuhr ihn mit seinem klapprigen Lieferwagen hinaus in die endlose Steppe und versenkte ihn tief im Boden.
    Obwohl er diese namenlosen Menschen an einem namenlosen Ort verscharrte, erwies er ihnen als strenggläubiger Christ zuvor noch eine letzte Ehre, indem er für eine würdevolle Beerdigung sorgte. Dazu gehörte, dass er die Toten so herrichtete, dass man sie guten Gewissens hätte aufbahren können. Und am offenen Grab las er ihnen eine Stelle aus der Bibel vor.
    Enrico nahm einen tiefen Schluck aus seiner
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