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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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Schaum von den Lippen. »Durch die Attentatserie wollte er seinem Ziehvater anscheinend auch beweisen, dass es eine folgenschwere Fehlentscheidung war, ihn mit kalter Hand auszumustern.«
    Dr. Schönthaler nickte. »Den Nachweis, ein perfekter und lautloser Killer zu sein, hat er uns ja geliefert.«
    »Merkst du eigentlich, wie pervers das alles ist?«
    »Was meinst du damit?«
    »Da freuen wir uns drüber, dass sein siebtes Opfer nicht sterben musste. Und der Grund dafür ist ein Mordanschlag auf den Todesschützen.«
    »Na ja, doch wohl besser dieser Mehrfachmörder als der Junge, nicht wahr? Außerdem hat er John nicht getroffen. Hab ich dir eigentlich schon meine Lieblingsstelle gezeigt?«
    »Nee.«
    Der Gerichtsmediziner nahm das Tagebuch und stöberte eine Weile darin herum. Nachdem er sich noch einmal mit Weizenbier gestärkt hatte, las er die entsprechende Textstelle vor:
    »Wie oft hat uns Peter von seiner Heimat vorgeschwärmt. Immer dieselbe Leier, egal ob wir in der trockensten Wüste, der kältesten Steppe oder dem undurchdringlichsten Dschungel im Einsatz waren. Diese verklärte Lobeshymne auf diese Scheiß-Pfalz und ihre angeblich so prächtigen Wälder, herrlichen Seen, imposanten Burgen, ertragreichen Äcker und Weinberge und liebenswerten Menschen. Irgendwann konnte ich es einfach nicht mehr hören. Dabei hat er dort nur seine Kindheit verbracht. Scheiß-Pfalz – Scheiß-Peter!«
    »Tja, und dann muss er irgendwann von den Zehnkampf-Pfalzmeisterschaften erfahren haben. Und das war dann wohl der Auslöser, der noch gefehlt hat, um diesen Wahnsinnsplan in die Tat umzusetzen.«
    »Soll ich dir mal was flüstern, mein alter Junge?«, fragte der Pathologe. Er reckte den Zeigefinger energisch in die Höhe und verkündete: »Wenn man derart abfällig über unsere geliebte Pfalz herzieht, hat man den Tod verdient – mindestens.«
    »Mindestens?«
    Auf diese Rückfrage wusste sein Freund keine Antwort. Zum Glück erschien gerade die Bedienung: »Noch zwei Weizen, bitte«, orderte Tannenberg Nachschub.
    Kurz darauf machte sich Dr. Schönthalers Handy bemerkbar. Er schaute auf das Display, erhob sich und entfernte sich ein paar Schritte. Mit dem Rücken zum Leiter des K 1 gewandt, murmelte er ein paar unverständliche Worte und kehrte danach zum Tisch zurück.
    »Wer war das denn?«, fragte Wolfram Tannenberg neugierig.
    »Geht dich gar nichts an.«
    »Seit wann hast du denn Geheimnisse vor mir?«
    Rainer Schönthaler antwortete nicht, sondern grinste nur breit. »Wir sollten uns noch geschwind darüber einig werden, wie wir mit diesem hochbrisanten Material umgehen sollen.«
    Tannenberg schürzte die Lippen. »Wieso, das ist doch sonnenklar, oder?«
    Sein Gegenüber nickte verschwörerisch. »Wir gehen also davon aus, dass John dieses Tagebuch der Presse zuspielen wollte.«
    »So ist es. Und da er dies nun aus naheliegenden Gründen nicht mehr tun kann, müssen wir diese Aufgabe übernehmen und die internationale Presse mit Kopien versorgen. Streng anonym selbstverständlich.«
    »Selbstverständlich. Schließlich wollen wir ja noch ein paar schöne Jährchen ohne Einschusslöcher in unserer Heimat verbringen. Wir und die Pfalz – Gott erhalt’s!«
    Die beiden Weizenbiergläser trafen klirrend aufeinander.
    »Wir werden eine gewaltige Lawine lostreten.«
    »Die diese Schattenmänner in den Abgrund reißen wird.«
    »Wir werden damit einen unglaublichen Medienrummel erzeugen.« Tannenberg schnippte mit den Fingern. »Ach, jetzt verstehe ich endlich auch den Quatsch, den du vorhin verzapft hast, als du mich interviewtest. Das war eine Anspielung darauf, dass wir beide nun Enthüllungsjournalismus betreiben werden.«
    »Nicht unbedingt selbst betreiben, eher initiieren«, berichtigte Dr. Schönthaler schmunzelnd und ließ das Tagebuch in seinem Sakko verschwinden.
    »Mit dem Foto von Johns Mörder und seinem richtigen Namen werden wir diesem Peter Müller anständig Feuer unter dem Hintern machen. Die Journalistenmeute wird ihn über den Erdball jagen – und irgendwann und irgendwo werden sie ihn aufspüren und ans Kreuz nageln.«
    »Hoffen wir’s.«
    In Tannenbergs linkem Augenwinkel tauchte urplötzlich ein schwarzer Schatten auf, dann war alles um ihn herum schwarz.
    Als er mit schreckverzerrtem Gesicht die Augen aufschlug, lag Kurt quer über ihm. Er hatte ihn seitlich von hinten angesprungen und ihn mitsamt des Gartenstuhls auf das Kopfsteinpflaster geworfen. Wie ein durchblutungsfördernder
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