Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz
Autoren: Pjhilip K. Dick
Vom Netzwerk:
neben ihm nieder, berührte sein Gesicht mit den Fingern und sah ihm eindringlich in die Augen. »Ich liebe dich«, sagte sie, »aber du wirst noch tot umfallen; du wirst dich mit deiner Arbeit zerreißen. Ich werde durch mein Büro in der Agentur eine förmliche Bittschrift an Brose richten, daß er dich für zwei Wochen freistellt. Ich habe etwas für dich, ein Geschenk; einer meiner Bleiernen hat es in der Nähe meiner Villa ausgegraben; rechtmäßig innerhalb der Grenzen meines Grund und Bodens, dank der kleinen Auseinandersetzung, die meine Bleiernen mit denen meines Nachbarn im Norden hatten.«
    »Ein Buch.« Er spürte ein Flackern in seinem Inneren, die züngelnde Flamme des Lebens.
    »Ein ungewöhnlich gutes Buch, echte Vorkriegsqualität, keine von diesen fotokopierten Ausgaben. Weißt du welches es ist?«
    »Alice im Wunderland«. Er hatte so viel davon gehört, hatte immer den Wunsch gehabt, es zu besitzen und zu lesen.
    »Noch besser. Eines dieser umwerfend komischen Bücher aus den Neunzehnhundertsechzigern – in gutem Zustand: der Einband ist vorne wie hinten unversehrt. Ein Selbsthilfebuch; Wie ich durch das Trinken von Zwiebelsaft meine Ruhe fand oder so ähnlich. Ich verdiente eine Million Dollar, indem ich ein Doppelleben für das FBI führte. Oder ...«
    Er unterbrach sie: »Colleen, einmal blickte ich aus dem Fenster und sah ein Eichhörnchen.«
    Sie starrte ihn an und rief: »Nein.«
    »Den Schwanz; der Schwanz ist unverwechselbar. Er ist rund und buschig und grau wie eine Flaschenbürste. Und sie hüpfen so.« Um es ihr zu demonstrieren und auch, um es sich selbst zu vergegenwärtigen, spannte er die Hand zum Bogen. »Ich schrie auf; ich schickte vier von meinen Bleiernen hinaus mit ...« Er zuckte die Achseln. »Wie dem auch sei, sie kamen schließlich zurück und sagten: ›Es gibt nichts dergleichen dort draußen, Dominus‹, oder irgendeinen verfluchten Unsinn.« Er schwieg einen Augenblick lang. Es war natürlich eine hypnagogische Halluzination gewesen, erzeugt durch zuviel Alkohol und zuwenig Schlaf. Er wußte es. Die Bleiernen wußten es. Und jetzt wußte es auch Colleen. »Aber stell es dir nur einmal vor«, fügte er dann hinzu.
    »Schreib in deinen eigenen Worten auf, wie dir zumute war. Handschriftlich auf Papier – nicht auf Band gesprochen. Was es für dich bedeutet hätte, ein wohlbehaltenes, lebendiges Eichhörnchen zu entdecken.« Verächtlich deutete sie auf seinen fünfzehntausend Dollar teuren Rhetorisator. »Nicht, was das Ding denkt. Und ...«
    »Und Brose«, sagte er, »würde es eigenhändig wieder streichen. Vielleicht würde es mir gelingen, es durch den Vac und über Sim auf Band zu bringen; ich glaube, so weit würde ich gehen. Aber niemals über Genf hinaus. Denn ich würde wahrhaftig nicht sagen: ›Kommt, Jungs, macht weiter so‹, sondern ich würde sagen ...« Er dachte nach und spürte, wie für einen Augenblick Ruhe über ihn kam. »Ich werde es versuchen«, erklärte er entschlossen, stieß seinen altkalifornischen Korbstuhl zurück und erhob sich. »Einverstanden, ich werde es mit der Hand niederschreiben; ich suche mir einen – wie heißen die Dinger?«
    »Kuli. Denk an deine Cousine, die im Krieg umgekommen ist: Julie. Dann fällt es dir wieder ein: Kuli.«
    Er nickte. »Und ich programmiere den Vac direkt damit. Vielleicht hast du recht; es wird wahrscheinlich deprimierend sein, aber immerhin wird es mir keine Übelkeit verursachen; ich werde nicht die üblichen Magenkrämpfe davon bekommen.« Er machte sich auf die Suche nach einem – wie hatte sie es genannt?
    Noch immer auf Wiedergabe geschaltet, quäkte der Rhetorisator vor sich hin: »... und dieser kleine Bursche; in seinem kleinen Kopf steckte ein gewaltiges Maß an Verstand. Mehr vielleicht, als wir, Sie und ich, uns je vorstellen können. Und ich glaube, wir können von ihm lernen.« Er leierte seinen Text weiter herunter. In seinen Tausenden von Mikrobestandteilen wurde das Problem auf einem Dutzend Informationsrollen heruntergespult; er konnte endlos fortfahren, doch Joe Adams war beschäftigt; nachdem er endlich einen Kugelschreiber gefunden hatte, benötigte er nur noch unbeschriebenes, weißes Papier. Zum Teufel, ganz bestimmt hatte er welches; er machte dem Bleiernen, der auf Colleen wartete, um sie zu ihrem Flügler zu begleiten, ein Zeichen.
    »Veranlasse das Personal«, befahl er ihm, »mir Papier zum Schreiben herauszusuchen. Durchsucht jeden Raum des Hauses, einschließlich der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher