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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten
Autoren: Robin Hobb
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Seeleute. Und auch wenig Hirn. Ich habe ein paar Matrosen mit Hämmern und Werg nach unten beordert. Du könntest sie dorthin schicken, wo es dir nötig erscheint, sobald Paragon anfängt, Wasser zu ziehen. Sie scheinen zwar ihre Aufgaben zu beherrschen, aber du könntest sie im Auge behalten und sie zur Arbeit anhalten. Mir wäre es lieb, wenn du da unten wärst, alles beobachtest, hinhörst und mir durchgibst, wie wir uns so entwickeln.«
    »Das mache ich«, versicherte sie ihm ruhig und drehte sich um.
    »Althea!«, sagte er zu seiner eigenen Überraschung.
    Sie drehte sich sofort wieder um. »Ist noch was?«
    Er suchte krampfhaft nach etwas Klugem, das er sagen könnte. Dabei wollte er sie nur fragen, ob sie ihre Meinung geändert hatte, was ihn anging. »Viel Glück«, sagte er stattdessen lahm.
    »Für uns alle«, erwiderte sie ernst und ging.
    Eine Welle schwappte weit über den Sand. Ihr weißer Schaum schlug gegen den Rumpf. Brashen holte tief Luft. Das war es. Die nächsten Stunden würden die Entscheidung bringen. »Alle auf eure Plätze!«, bellte er. Er drehte den Kopf und blickte hinauf zu den Klippen über dem Strand. Clef nickte zum Zeichen, dass er Acht gab. Die beiden Signalfahnen hielt er bereit. »Gib ihnen das Zeichen, das Seil straff zu ziehen. Aber nicht zu viel.«
    Draußen auf dem Schleppkahn stemmten sich die Männer in das Drehkreuz. Jemand stimmte ein langsames, rhythmisches Lied an. Die rauen Stimmen der Männer drangen bis zum Strand. Trotz aller Bedenken musste Brashen grinsen. Er holte tief Luft. »Wir stechen wieder in See, Paragon. Los geht's.«
    Die Wellen kamen immer näher. Er hörte es. Er konnte sogar das Wasser riechen. Sie hatten ihn heruntergeschoben und ihn beschwert, und jetzt würden sie abwarten, bis die Wellen ihn verschlangen. Oh, er wusste, was sie gesagt hatten, dass sie ihn angeblich wieder flottmachen wollten. Aber er glaubte ihnen nicht. Er wusste, dass dies seine Bestrafung war, auf die er schon so lange gewartet hatte. Sie würden ihn beschweren und ihn unter Wasser drücken. Dort würden sie ihn lassen, bis die Seeschlangen ihn fanden. Schließlich hatte er das auch verdient. Die Ludluck-Familie hatte lange gewartet, aber heute würde sie endlich ihre Rache bekommen. Die Ludlucks würden seine Knochen auf den Meeresgrund schicken, so wie er es mit denen ihrer Verwandten getan hatte.
    »Du wirst auch sterben«, sagte er befriedigt. Amber hockte wie ein Vogel auf seiner schrägen Reling. Sie erzählte ihm immer wieder, dass sie die ganze Zeit bei ihm bleiben, ihn nicht verlassen würde und dass alles in Ordnung wäre. Sie würde es schon merken. Wenn erst das Wasser über ihnen zusammenschlug und sie in die Tiefe hinabzog, würde sie merken, wie sehr sie sich geirrt hatte.
    »Hast du etwas gesagt, Paragon?«, fragte sie ihn höflich.
    »Nein.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und presste sie fest an seinen Körper. Jetzt konnte er fühlen, wie das Wasser über die ganze Länge seines Rumpfs lief. Die Wellen schoben den Sand unter ihm hinweg wie kleine Insekten, die Tunnel bauten. Der Ozean griff mit seinen gierigen Fingern nach ihm. Jede Welle, die ihn streifte, war etwas höher als die vorherige. Er fühlte, wie das Seil sich straffte, das von seinem Mast zum Schleppkahn führte. Brashen schrie etwas, und der Druck stabilisierte sich, wurde aber nicht größer. Die Männer hörten auf zu singen. Und in seinem Rumpf rief Althea: »So weit, so gut!«
    Das Wasser kroch unter ihn, und er erschauderte plötzlich. Die nächste Welle würde ihn vielleicht anheben. Nein. Sie kam, und er lag immer noch auf dem Sand. Dann aber die nächste. Nein. Nun, dann die nächste. Welle um Welle kam und ging. Paragon schwebte in einem quälenden Zustand zwischen Hoffnung und Angst. Obwohl er es erwartet hatte, schrie er dennoch überrascht auf, als die erste Welle ihn tatsächlich anhob und er einen winzigen Moment lang auf dem Sand scheuerte und schwamm.
    Er fühlte, wie Ambers Griff sich ruckartig verkrampfte. »Paragon! Geht es dir gut?«, rief sie beunruhigt.
    Plötzlich achtete er nicht mehr auf ihre Ängste. »Halt dich fest!«, warnte er sie jubelnd. »Los geht's!« Aber selbst als die Wellen ihn umspülten, unternahm Brashen nichts. Paragon fühlte, wie der Sand unter ihm von der See fortgespült wurde. Und er spürte auch den Felsbrocken, der dadurch allmählich freikam. »Brashen!«, rief er wütend. »Leg dich ins Zeug, Mann! Ich bin so weit! Zieh das Seil straff!
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