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Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Titel: Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)
Autoren: Manfred Baumann
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die Hand. Sie blickte ihn fragend
an. Dann erkannte sie, was er ihr zugesteckt hatte. Sie zog vorsichtig mit zwei
Fingern ein buntes Bild aus dem Umschlag.
    »Oh, Martin.
Ein Rotfeuerfisch! Ich danke dir. Jetzt habe ich sogar zwei!«
    Zwei? Er
verstand nicht, was sie damit meinte. Carola lächelte ihn an und schaute dann hinüber
zu Otmar Braunberger. Der hob den Daumen in die Höhe. »Aber danke, dass du an mich
gedacht hast, Martin.« Sie küsste ihn auf die Wange. Der Himmel im Osten zeigte
sich rosig. Es würde ein schöner Sonntag werden.

Sonntag, 2. August, 7.00 Uhr
     
    Die Müdigkeit hing an ihm wie ein
Sack schwerer Melonen, als er die Treppe zu seiner Wohnung hochstieg. Trotzdem wollte
er sich nicht hinlegen. Er öffnete die Flügeltüren zum Balkon und setzte sich ins
Wohnzimmer. Dann holte er die frischen Kipferl, die er sich in einer Sonntagsbäckerei
besorgt hatte, aus der Papiertüte.
    An der Espressomaschine
wählte er die Stufe ›Extra stark.‹ Er wollte mit Musik von Mozart frühstücken. Er
suchte in den Dateien seines Laptops nach Serenaden, die Heiterkeit vermittelten,
die nach Frühstück im Grünen klangen und nach ausgelassenen Tanzschritten in sonniger
Landschaft. Er tauchte das Ende der knusprigen Hörnchen in Brombeermarmelade, die
ihm die Großmutter gebracht hatte. Streichermusik schwebte durch das Zimmer, begleitet
von Klarinetten und Hörnern. Morgen würde er den Papierkram erledigen, der zum abgeschlossenen
Fall nötig war. Dann hoffte er auf zwei oder drei freie Tage. Die Brombeermarmelade
war köstlich und schmeckte nach Sommer und Sonne. Die Melonensäcke auf seinen Schultern
wurden leichter. Die Müdigkeit hatte aufgehört zu schmerzen. Er freute sich, Andrea
vielleicht noch in dieser Woche bei einer Tasse Kaffee zu treffen. Wenn Birgit sich
nicht bis übermorgen meldete, würde er versuchen, sie zu erreichen. Er wusste, er
war in seinem Privatleben an einem Kreuzweg angelangt. Der Schmerz, etwas zu verlieren
und loslassen zu müssen, tat weh. Gleichzeitig stärkte ihn das Gefühl von Freiheit,
das er dabei empfand. Er räumte das Geschirr weg, holte den großen Korbsessel aus
dem Schlafzimmer und stellte ihn nahe an die offene Balkontüre. Draußen ging der
Sonntagmorgen nahtlos in den Vormittag über, während er die Sonne auf den Füßen
spürte und sich an den Serenaden erfreute. Es würde lange dauern, bis er die Bilder
der vergangenen Tage aus dem Kopf brachte. Er würde das verschlossene Gesicht von
Emina mit sich herumtragen und sich hin und wieder fragen, ob es nicht auch anders
hätte kommen können. Ein paar feine Wolkenstreifen am Himmel zogen seine Aufmerksamkeit
an. Irgendwo da draußen, in unvorstellbar großer Entfernung schwebte eine kleine
Metallsonde durch das Weltall, mit einer goldenen Schallplatte an Bord. Auf dieser
Scheibe war eine Arie von Mozart, die vom Schmerz einer zutiefst verletzten Frau
erzählte. Plötzlich hatte er das Gefühl, er brauche auf der Stelle Menschen um sich.
Das Verlangen, Hände zu spüren, sich an Leibern zu reiben, in Gesichter zu schauen,
wurde schier übermächtig. Er sehnte sich nach Trubel. Er schob mit einem Ruck den
Stuhl zurück und brach auf.
     
    Musik und vielstimmiges Lachen wehten
ihm entgegen, als er vom Rudolfskai in Richtung Papagenoplatz abbog. Ein kleines
Fest war im Gange. Er sah Touristen und Einheimische bunt gemischt. Einige Kinder
schwirrten vorbei in Federkostümen. Vor einem Lokal spielte eine kleine Combo. Die
Sängerin trug eine große gelbe Blume im Haar und sang ein spanisches Lied, begleitet
von einem Congaspieler und zwei Gitarristen. Merana umrundete einen Stehtisch, an
dem vier Männer einander zuprosteten und versuchte, sich einen Weg zum Brunnen zu
bahnen. Dass er dabei hin und wieder angeschubst wurde und eine Frau mit Sonnenhut
ihm beinahe um den Hals fiel, empfand er als belebend. Er lehnte sich an die steinerne
Einfassung, half einem Kind, auf den Brunnen zu klettern, und lauschte den Klängen
des Saxofonspielers, der die Sängerin abgelöst hatte.
    »Herr Kommissar,
das ist aber nett, dass man Sie hier trifft!«
    Er drehte
sich um und blickte in das Gesicht von Alois Kendelbacher. Der Trachtenschneider
war nicht alleine. »Darf ich bekannt machen. Das ist Rotgunde Stiegler.« Der Kommissar
schmunzelte. »Danke, ich hatte schon einmal kurz das Vergnügen.« Sie schenkte ihm
ein helles Lächeln. Die lindgrüne Leinenbluse hatte am Ausschnitt ein Muster, das
an Weinblätter erinnerten. Bunte
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