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Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Titel: Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)
Autoren: Manfred Baumann
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gleich neben dem
Bild ihrer toten Nichte. Merana war nicht zum ersten Mal erstaunt, wie viele Parallelen
dieser Fall mit der Handlung der Zauberflöte aufwies. Eine Frau hasst einen Mann.
Die Tochter ist dazwischen. Sie soll die Mutter rächen. Sie schwiegen wieder. Es
war frisch im Raum. Durch die halb geöffneten Fenster drang die Nachtluft herein
und ab und zu das Geräusch eines vorbeifahrenden Autos.
    »Wie bist
du schlussendlich auf die richtigen Zusammenhänge gekommen, Martin?« Die Chefinspektorin
tastete nach dem Rotweinglas am Boden und schaute zum Kommissar. Der lehnte sich
zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf, versuchte die Müdigkeit aus dem Nacken
zu pressen.
    »Ich weiß
es nicht genau, Carola. Die ganze Zeit über hatten wir so viele Einzelteile herumliegen.
Das allmähliche Erkennen war eher wie bei einem verschwommenen Bild, das man für
kurze Momente klarer sieht, ehe es wieder in die Unschärfe abtaucht. Zum ersten
Mal bekam ich das Gefühl, ich würde so etwas wie eine Richtung ausmachen, als ich
mir die Frage stellte: Was hatte Anabella Todorovas Tod tatsächlich zu bedeuten?
Wenn es kein Selbstmord war, und wenn wir niemanden in ihrer Nähe sahen, der wirklich
ein glaubwürdiges Motiv hatte, was steckte dann hinter diesem tragischen Vorfall?
Und das führte mich zu der Überlegung: Vielleicht war sie gar nicht das Ziel dieses
Anschlages gewesen.«
    Otmar Braunberger
mischte sich kurz ein. »Mich hat bei den Überlegungen zum Mord immer gestört, was
uns Thomas Brunner erläutert hatte. Es war kein Gift im Spiel, das schnell und absolut
tödlich wirkte. Verwendet wurde ein Schlafmittel! Da hätte die Todorova unter anderen
Umständen sogar noch gerettet werden können. Zu Bernhold als möglichem Täter passte
das Barbiturat überhaupt nicht. Meinem Gefühl nach auch nicht zur jungen Geigerin.«
    Merana nickte.
»Bei Fabienne Navarra war mir bis zum Schluss nicht klar, was sie uns verschwieg.«
    Wieder kehrte
Stille ein. Alle drei hingen weiter ihren Gedanken nach. Carola Salmann drehte sich
schließlich um und betrachtete eingehend das vergrößerte Bild, das ganz links außen
an der Tafel hing. Nach geraumer Zeit sagte sie: »Du hast recht, Martin. Ihr Blick,
mit dem sie Hebenbronn anschaut, ist tatsächlich prüfend. Ich könnte es nicht
besser ausdrücken.«
    Die beiden
Männer wandten die Köpfe in ihre Richtung. Merana erinnerte sich, wie er durch das
Öffnen des Rundmails auf diese Szene gestoßen war. Konnte das wirklich erst ein
paar Stunden her sein? Carola löste ihren Blick wieder von der Tafel. »Wir hatten
einmal gemeinsam in Erwägung gezogen, dass die Ursache für die schwer erklärbaren
Ereignisse dieses Falles vielleicht in der Vergangenheit liegt.« Der Kommissar stimmte
ihr zu. »Ja, aber wir sind dieser Überlegung nicht konsequent genug gefolgt. Wir
dachten dabei an das Vorleben von Anabella Todorova und nicht an die Vergangenheit
von Ferdinand Hebenbronn.«
    Beim Gedanken,
welche Rolle die Geschehnisse aus der Vergangenheit in diesem Fall gespielt hatten,
fiel ihm wieder die Ähnlichkeit zur Geschichte der Zauberflöte auf. Auch dort lagen
die Ereignisse, die in letzter Konsequenz die Handlung auslösten, weit zurück.
    »Kennt ihr
den Zauberflötenfilm von Ingmar Bergmann?« Die beiden anderen verneinten. »Bergmann
deutet die Beziehung zwischen Sarastro und der Königin der Nacht als gescheiterte
Ehe. Demnach ist Pamina die Tochter der beiden.«
    Er stand
abrupt auf, ging zur Tafel und nahm einige der Fotos ab.
    »Bei dem
Vortrag von Professor Peterfels rief ein Mann im Publikum scherzhaft: Dann schickt
sie allesamt zur Familienaufstellung! Er wusste gar nicht, wie richtig er damit
lag.« Er breitete die Bilder auf dem Tisch aus. Die anderen kamen näher.
    »Die Parallele
unseres Falles zur Zauberflöte ist fast schon unheimlich. Ich versuche, es zu erklären.«
Er ordnete die Fotos.
    »In der
Zauberflöte haben wir, wenn wir bei der Sicht von Ingmar Bergmann bleiben, eine
Familie: Vater, Tochter, Mutter. Das heißt Sarastro, Pamina, Königin.«
    Er legte
die Bühnenfotos der Darsteller nebeneinander: Ferdinand Hebenbronn, Carlotta Veitsch,
Anabella Todorova, jeweils in ihren Rollen.
    »Das sind
also die Personen der Oper. Schauen wir uns jetzt im Vergleich dazu die Realität
unseres Falles an. Da erkennen wir zunächst einmal eine Tochter. Deren Bild wollen
wir unter jenes der Bühnentochter legen.«
    Er platzierte
Eminas Foto unterhalb der Darstellung von
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