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Zarias Sehnsucht

Zarias Sehnsucht

Titel: Zarias Sehnsucht
Autoren: Victoria Hanley
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Elfe wie dich.«
    Ich schäumte vor Wut. Magische Kräfte waren das Einzige, was diese Ratsmitglieder schätzten. Nicht Mut. Nicht Güte. Und ganz bestimmt nicht Liebe. Denn Andalonus besaß all diese Eigenschaften, und dennoch verachteten sie ihn, weil er nur über wenig Magie verfügte.
    »Er ist alles andere als gewöhnlich«, wandte ich ein.
    »Er ist ein roter Elf«, gab die Magistria zurück. »Und wird nie mehr sein.«
    Meine Flügel zitterten. »Wenn Sie möchten, dass ich zu Ihrem Treffen komme, müssen Sie Andalonus auch einladen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es ziemt sich nicht.«
    Ich wandte mich ab und begann, die Tür zu schließen.
    Ich hörte Wolframit flüstern. »Welchen Schaden kann er schon anrichten? Lassen Sie ihr doch ihren Willen.«
    Ich wartete.
    »Zwei Stunden nach Tagesanbruch, Zaria«, fauchte die Magistria. »Wir werden deine Freunde einladen.«
    Als sie weg waren, streifte ich durchs Haus und kämpfte gegen die Verzweiflung an, die sich über meine Flügel breitete. Am Ende blieb ich neben dem Kupferofen, den ich seit Beryls Tod nicht mehr angezündet hatte, in der Luft stehen. Ich hatte mich nicht einmal dazu durchringen können, den Kessel aufzusetzen und mir ohne sie eine Tasse Tee zu kochen. Beryl und ich hatten so oft zusammen Tee gekocht.
    Eine Frage quälte mich unentwegt. Wenn ich bei ihrem letzten Versuch, mit mir zu reden, auf sie gehört hätte, wäre sie dann noch am Leben?
    Ich öffnete den Zinnschrank und starrte die indigoblaue Flasche an. Sie schien mit tausend Augenpaaren zurückzustarren. Mehrere Male streckte ich die Hand nach ihr aus, zog sie jedoch jedes Mal wieder zurück.
    Ich schloss den Schrank und glitt zu dem Hochsitz, auf dem ich den Großteil meiner Zeit verbracht hatte. Lustlos schüttelte ich die abgewetzten Kissen auf und ließ mich auf sie fallen. Ihre Weichheit konnte mich jedoch nicht trösten.
    Vielleicht hätte ich meine Trauer durch die leeren Räume herausschreien sollen. Aber ich konnte mir keine Tränen erlauben. Wenn ich erst einmal anfing zu weinen, würde mich der reißende Strom zermalmen wie ein Platzregen ein brüchiges Blatt.
    Deshalb lag ich zusammengekauert in meinen Flügeln und atmete erst ein, dann zwei Mal tief durch.

Am Morgen trafen meine Freunde ein. Mit seinem Haar wie blauer Seifenschaum und seinen glänzenden kupferfarbenen Augen betrat Andalonus als Erster das Haus. Hinter ihm schwebte Meteor herein und nahm aufgrund seiner Größe übermäßig viel Platz in Anspruch. Leona kam mit ihren silbrig schimmernden Flügeln nach den beiden Jungs hereingeschwirrt. An ihrem rechten Flügel und ihrer rechten Hand hatte sie Brandwunden, die immer noch feuerrot und scheußlich anzusehen waren – beide Verletzungen hatte sie sich bei einer schrecklichen Begegnung mit einem rachsüchtigen Menschen zugezogen. Ich wandte den Blick von ihren Verbrennungen ab. Sie erinnerten mich daran, dass es in Elfenland keine Heilzauber gab. Diese Brandwunden würden bald Narben bilden, die sie für den Rest ihres Lebens behalten würde.
    »Seid ihr so weit?«, fragte Meteor. Seine Augen waren so grün wie die seines Vaters, aber ganz offen – nicht eingesunken und verborgen.
    Andalonus hüpfte auf und ab. »Der Hohe Rat hat mich zu einem Treffen eingeladen. Ich habe meinen Eltern gesagt, es läge daran, dass ich jetzt ein berühmter Elf bin.« Er zwinkerte. »Sie platzen fast.«
    Leona verdrehte die Augen. »Vor Abscheu?« Sie hatte den Ratsmitgliedern nicht verziehen, wie sie uns in der Vergangenheit behandelt hatten.
    Diese drei Elfen zu meinen Freunden zählen zu können, munterte mich auf. Ich lächelte. Zu viert würde es uns viel leichter fallen, dem Hohen Rat gegenüberzutreten.
    Als wir durch die Pforte von Galena nach Oberon-Stadt glitten, rief jemand: »Da sind sie!«
    Eine Elfenschar hatte auf der anderen Seite der Pforte auf der Lauer gelegen und näherte sich uns jetzt in Windeseile.
    Leona hatte mir beibringen wollen, mit den Massen zurechtzukommen. Sie und ich waren die ersten violetten Elfen, die es seit unzähligen Generationen gegeben hatte. Als solche waren wir mit außergewöhnlicher Magie gesegnet – oder gestraft. Es war also nur natürlich, dass sich Elfen in großen Trauben um uns scharten. Und natürlich wollten sie wissen, was wir taten und wohin wir gingen. Würde die Pforte uns nicht vor diesen Schaulustigen beschützen, wären wir Tag und Nacht umringt. Leona hatte sich damit abgefunden, aber ich fühlte mich dabei alles
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