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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis
Autoren: Victoria Hanley
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zu der Gruppe Kinder hinüber, die etwa zwanzig Flügelspannweiten entfernt herumtollte. Ein kleines Mädchen mit roten Zöpfen balancierte hochoben am Rand einer Plattform. Ein kleiner schwarzhaariger Junge wirbelte hinter ihm einen Arm herum und traf es an der Schulter. Das Mädchen fiel nach vorn.
    Ohne nachzudenken, flog ich so schnell, wie ich noch nie geflogen war, zu ihr und fing das Mädchen auf, kurz bevor es auf den Boden prallte. Ich setzte es auf die Füße, bevor mir überhaupt bewusst wurde, was ich gerade getan hatte.
    Das Mädchen starrte mich mit runden blauen Augen an. »Wie hast du das gemacht ?«, schrie sie. Sie winkte jemandem hinter mir zu. »Sam!«, rief sie. »Saaam!«
    Die anderen Kinder auf dem Spielplatz fingen an zu kreischen. »Eine Elfe!« Sie kletterten übereinander in dem Versuch, zu mir zu gelangen.
    Der schwarzhaarige Junge rutschte eine Stange hinunter, packte meinen rechten Flügel mit beiden Händen und verdrehte ihn. »Es ist eine echte Elfe!«, schrie er. »Fangen wir sie!«
    Ich versuchte zurückzuweichen, aber der kleine Mensch klammerte sich mit aller Kraft an mir fest.
    »Hey!«, rief eine Stimme hinter mir. »Lass sie los!«
    Ein älterer Junge bahnte sich einen Weg durch die Meute Kinder, die mich umzingelte, und zwang den kleinen Rabauken, meinen Flügel loszulassen.
    Der Neuankömmling hatte rotes Haar und bernsteinfarbene Augen. Es war der Junge, den ich durch das Skop gesehen hatte.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte er.
    Ich brachte kein Wort heraus.
    Er wandte sich an das kleine Mädchen mit den Zöpfen. »Was ist passiert, Jenna?«
    »Die Elfe hat mich gerettet«, sagte sie.
    Ich kann nicht erklären, was ich als Nächstes tat. Anstatt dem Jungen zu danken, stieg ich in die Luft. Ich flatterte einen Moment lang an Ort und Stelle und versuchte, einen Blick auf Leona zu erhaschen, während die Kinder unter mir schrieen und mit ausgestreckten Zeigefingern auf und ab hüpften.
    »Sam«, weinte das kleine Mädchen, »lass sie nicht weg.«
    Ich konnte weder Leona noch ihren neuen Freund irgendwo entdecken. Hatten sie sich zwischen die Bäume verzogen?
    Ich drehte mich um und flog davon. Ich rang nach Luft, und mein Flügelschlag fühlte sich unregelmäßig an. Was war gerade passiert?
    Ich schaute zurück und sah, wie der Junge namens Sam am Spielplatz entlangrannte und sich dabei einen kleinen roten Gegenstand vors Gesicht hielt.

Ich flog blindlings über die Menschenstadt. Erst nach mehreren Minuten warf ich einen Blick zurück und hielt nach Leona Ausschau. Die Sonne stand tief; ich musste bei dem grellen Licht die Augen zusammenkneifen, um sie nur einige Flügelspannweiten hinter mir zu sehen, ihre Flügel wie Silberstreifen am Himmel. Ich blieb nervös in der Luft stehen und wartete auf sie.
    Leona strahlte übers ganze Gesicht, als sie mich einholte. »Wie viele Gesetze haben wir wohl gebrochen?«, sagte sie atemlos. »Und ich dachte, du wärst die gute Elfe. Wer hätte geahnt, dass du vor Menschen fliegen würdest? Aber keine Sorge, von mir erfährt es niemand. Und was hättest du sonst tun sollen, als dich dieses Rudel Kinder angegriffen hat?« Sie glitt lachend an meine Seite.
    Vielleicht beeinträchtigte die Luft auf der Erde ihr Denkvermögen.
    »Wir müssen bald wieder hierher kommen, Zari«, fuhr Leona fort. »Ich habe einen Jungen kennengelernt. Er heißt Jason Court, und ich möchte ihn wieder besuchen.«
    »Das willst du wirklich tun? Aber Leona …«
    Sie hörte auf zu lächeln. »Ich hab ja nicht vor, mich mit einem Menschen anzufreunden «, schnitt sie mir das Wort ab.
    Das erinnerte mich an das Mal, als sie gesagt hatte: »Ich hab ja nicht vor, nach dem Zauberbuch meiner Mutter zu suchen.« Doch dann hatte sie das Buch gefundenund es gelesen, obwohl das jungen Elfen streng verboten war. Und ein anderes Mal hatte sie erklärt: »Ich hab ja nicht vor, durch die Pforte von Galena zu gehen.« Und dann hatte sie sich so nah herangepirscht, dass sie den Alarm ausgelöst hatte.
    Leona hatte noch bei vielen anderen Gelegenheiten gegen die Regeln verstoßen. Aber wollte sie sich wirklich mit einem Menschenjungen anfreunden? Elfen unseres Alters war es strengstens untersagt, irgendeine Art von Beziehung zu einem Menschen zu haben.
    Ich versuchte mich zu beruhigen, schwebte abwärts und landete in einem Maisfeld am Rande der Stadt.
    Da wir in der Schule Maisfelder durchgenommen hatten, wusste ich, dass Mais eine wichtige Nahrungs- und Energiequelle der
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