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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis
Autoren: Victoria Hanley
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sich selbst zu behalten. Es schmerzt mich, von der Möglichkeit derartiger Korruption im Herzen des Hohen Rates sprechen zu müssen. Und ich wage es nicht, diejenigen beim Namen zu nennen, die wir im Verdacht haben, weil ich nicht möchte, dass dir das irgendwann einmal zum Verhängnis wird.
    Dein Vater und ich machen uns auf die Suche nach Jett. Er ist seit drei Tagen verschwunden, und wir sind sehr besorgt. Wir hoffen, dass wir ihn schnell finden und schon bald zu dir zurückkehren können. Sollten wir dabei Erfolg haben, werde ich diesen Brief vernichten. Wenn nicht, liest du ihn gerade, und wir sind nicht mehr da.
    Denk immer daran, Zaria, mein Liebling, dass Liebe nicht mit der Zeit schwindet. Meine Liebe und die deines Vaters und deines Bruders werden dich immer begleiten.
    Ich blieb mehrere Stunden auf der Erde und las den Brief meiner Mutter immer wieder aufs Neue. Er erklärte nicht, was Lily gegen Beryl in der Hand gehabt hatte; vielleicht wusste meine Mutter nichts davon. Aber Beryl hatte die Wahrheit gesagt, als sie Lily als teuflisch bezeichnet hatte.
    Hatten Cinna und Gilead Lily Morganit zur Rede gestellt? Oder hatte jemand anderes Lily verraten, dass sie ihr auf der Spur waren?
    Sie hatte sich an meinen Eltern gerächt. Ihrer kleinen, unbedeutenden Tochter hatte sie zunächst keine Beachtung geschenkt, bis sie erfuhr, dass ich die magischen Kräfte einer violetten Elfe besaß.
    Ihre Radia-Vorräte übertrafen mittlerweile die meinen. Sie war viel gerissener als ich. Aber ich konnte etwas, das sie nicht beherrschte. Ich konnte Zauber improvisieren.
    Sie durfte nie erfahren, dass ich diese Fähigkeit besaß.
    »Ich werde dich besiegen«, sagte ich laut. »Irgendwie wird es mir gelingen.«
    Wohin die Suche mich auch immer führen würde, was auch immer ich dabei herausfinden würde – ganz gleich, ob ich alleine oder mit Gefährten loszog –, ich würde Lily Morganit besiegen und Gilead, Cinna und Jett Turmalin befreien. An die Blaufichte in dem Wäldchen auf der Erde gelehnt, schwor ich dies auf die Ehre meiner Familie.

In der Aussichtsstation in der Nähe der Malachit-Türme herrschte Hochbetrieb. Vor jeder Kabine war eine Schlange, und die wartenden Elfen rempelten sich gegenseitig an und tauschten großzügig Beleidigungen aus. Die Atmosphäre schien fröhlich. Grüne Fähnchen zierten die Wände, und der Schein magischer Leuchtkugeln spiegelte sich in den sauberen Fliesen.
    Ich hielt nach Seth Ausschau, während ich hinter einer Elfe schwebte, die darauf wartete, an die Reihe zu kommen. Es war ausgerechnet die nörgelnde Shirelle, der ich bei meinem ersten Besuch begegnet war.
    »Wissen Sie, was mit Seth passiert ist?«, fragte ich sie.
    »Seth! Hast du’s nicht gehört? Ein Zwerg hat ihm eins übergebraten!« Sie zeigte auf die Girlanden. »Was für ein Freudenfest«, meinte sie bissig. »Endlich haben wir ein paar Radia abgekriegt! Und diese aufgeblasenen Ratsmitglieder hatten nichts damit zu tun. Es war eine Spende. Eine violette Elfe ist vorbeigeflogen und hat alles wieder auf Vordermann gebracht.«
    Ich entfernte mich schwebend, bereit, jeden Moment wieder davonzufliegen.
    »Zaria Turmalin«, sagte eine erfreute Stimme ganz in der Nähe.
    Ich wirbelte herum und entdeckte Seth neben mir mit einem grünen Verband um den Kopf.
    »Seth!«, kreischte ich. »Sie sind am Leben.«
    »Was kann einem Elf mit ’nem Granitschädel ein kleiner Schlag auf den Kopf schon anhaben?«, erwiderteer mit einem Kichern. »Und du siehst ein wenig besser aus als bei unserer letzten Begegnung.«
    Ich musste ihn überzeugen, keine Durchsage zu machen, dass ich in der Station war; er wollte mir öffentlich für meine Radia-Spende danken. Als ich ihn endlich überzeugt hatte, es für sich zu behalten, kam ich ohne Umschweife auf den Grund meines Besuchs zu sprechen.
    »Könnten Sie mich in eine der Kabinen lassen?«
    Ein paar Minuten später saß ich in einer Aussichtskabine. Seth sagte, ich könne so lange bleiben, wie ich wollte.
    Ich ließ mir bei der Justierung des Okulars Zeit und nannte dann meine Bitte. »Jett Turmalin«, sagte ich.
    Nichts. Das Skop zeigte mir auch dann nur gähnende Leere, als ich danach verlangte, meinen Vater und meine Mutter zu sehen.
    Ich seufzte. Ein Gefühl der Hoffnung hatte mich dazu getrieben, es auszuprobieren, obwohl ich eigentlich schon gewusst hatte, was dabei herauskommen würde. Die Ratsmitglieder und Beryl hatten bestimmt schon vor langer Zeit mit den Skopen nach meiner
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