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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis
Autoren: Victoria Hanley
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wartete, bis ich wieder bei Kräften war. »Gletschergewebe«, sagte ich. »Meine Familie könnte in der Zeit gefroren sein?«
    Er ließ mich los und trat einen Schritt zurück. »Soweit ich weiß, ist das die Wirkung des Stoffs, ja.«
    »Sie könnten also am Leben sein?« Ich spürte einen winzigen Hoffnungsschimmer in meiner Brust.
    »Möglicherweise.«
    »Meine Familie könnte am Leben sein? Ich muss sie nur finden?«
    Laz räusperte sich. »Wenn das Gerücht wahr ist.«
    »Hat das Gerücht auch gesagt, wo sie sein könnten?«
    Er schüttelte den Kopf. »Darüber habe ich nichts gehört. Und wie ich schon sagte, es wurde nie bestätigt.«
    »Wer hat Ihnen davon erzählt?«
    »Ein Wanderelf, ist schon Jahre her. Hab ihn nie wiedergesehen. Das ist die ganze Geschichte, Zaria … wie ich sie gehört habe.« Er verschränkte die Arme.
    »Danke«, sagte ich und breitete meine zitternden Flügel aus. Ich wollte jetzt allein sein – um diesen kleinen, leuchtenden Hoffnungsschimmer in meinem Herzen zu hegen, um darüber nachzudenken, was ich als Nächstes tun sollte. »Vielleicht sehen wir uns irgendwann einmal wieder.«
    »Warte«, sagte er, bevor ich abhob. »Was war die zweite Frage?«
    Die überwältigende Nachricht des möglichen Schicksals meiner Familie hatte sie aus meinen Gedanken verdrängt, aber jetzt fiel sie mir wieder ein. »Oh ja. Wissen Sie, was Zwerge am meisten schätzen?«
    Laz schnalzte mit der Zunge. »Zwerge? Das ist einfach, Zaria Turmalin. Was Zwerge am meisten schätzen, was sie mehr als alles andere begehren, und wofür sie fast alles tun würden, um es zu bekommen … ist Respekt.«
    Ich blickte ihn fest an. »Respekt? Aber wenn Sie wissen, dass das alles ist, warum heuern Sie keine Zwerge an, um Ihnen zu helfen?«
    »Mir?« Er lachte sein hustenartiges Lachen. »Ich respektiere niemanden.«
    Er kehrte mir den Rücken zu und verschwand im Hässlichen Krug.

Ich flog in einem Freudentaumel hoch über den heruntergekommenen Teil von Oberon-Stadt. Mein Vater, meine Mutter, mein Bruder … waren vielleicht noch am Leben, könnten doch noch eines Tages nach Hause kommen.
    Sie würden nach Hause kommen. Weil ich so lange nach ihnen suchen würde, bis ich sie gefunden hatte, und dann würde ich sie befreien. Irgendwie.
    Wenn das Gerücht wahr war.
    Es musste wahr sein. Banburus Lapislazuli hatte davon gehört. Auch wenn seine Quellen recht zwielichtig waren, hielt ich sie für verlässlich.
    Ich stieg weiter auf und stellte mich mit meinen Eltern und meinem Bruder vor. Am Leben waren die Worte, die mir beim Fliegen durch die Flügel schallten. Am Leben, am Leben, am Leben!
    Mein Plan? Ich würde endlich das Zauberbuch meiner Mutter lesen. Vielleicht beinhaltete es Hinweise auf meine Familie, Hinweise, die mich an ihren jetzigen Aufenthaltsort führen könnten.
    Ich durfte mich nur unsichtbar auf die Erde begeben. Auch wenn Lily Morganit sich nicht wieder gezeigt hatte, war sie bestimmt irgendwo da draußen. Sie konnte sich verkleidet haben. Sie konnte genau in diesem Augenblick in einer Aussichtskabine sitzen und nach mir auf der Erde Ausschau halten.
    Ich wollte mich gerade wieder unsichtbar machen, als ich innehielt. Irgendwie erschien mir der Gedanke unerträglich, mich erneut zu verstecken. Ich wollte das nicht mehr.
    Was konnte ich stattdessen tun?
    Während ich an einem baufälligen Turm vorbeisauste, kam mir die Idee, dass ich mir einen Zauber ausdenken könnte, mit dem mich magische Skope nicht finden konnten. Dann musste ich mir nicht den Kopf zerbrechen, ob mich Lily Morganit – oder sonst jemand – bei meinen Besuchen auf der Erde beobachtete. Ich wusste nicht, wie viele Radia es mich kosten würde, aber es konnte auch nicht teurer sein, als bei jedem Besuch auf der Erde alle zehn Minuten einen Unsichtbarkeitszauber zu erneuern.
    Denn ich würde zurück zur Erde gehen. So oft ich wollte. Das Gesetz, das minderjährigen Elfen Ausflüge in die Welt der Menschen verbot, war ein Gesetz, das ich weiter zu brechen gedachte.
    Ich blieb mitten in der Luft stehen und suchte den Himmel um mich herum ab. Da nichts und niemand zu sehen war, saturierte ich meinen Zauberstab bis zur Hälfte. Ich berührte meinen Kopf und improvisierte einen Zauberspruch: »Einen Monat lang«, flüsterte ich, »kann ich durch keine magischen Mittel aufgespürt werden, ganz gleich, wo ich bin.«
    Das Wäldchen, in dem ich das Zauberbuch vergraben hatte, lag im strahlenden Sonnenschein, als ich anfing, die Erde unter der
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