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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
Autoren: Ellen Renner
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besitzen. Diese Prozedur nennt sich Gedanken-Säuberung und entspricht ziemlich genau dem, was mein Vater mit mir anstellen wird, wenn er herausfindet, dass ich wie meine Mutter eine Ketzerin bin. Ein kalter Schauer kriecht mir den Rücken hinauf.
    »Was hast du hier zu suchen?«, frage ich in gebieterischem Ton. »Folgst du mir etwa? Hat mein Vater dir aufgetragen, mir nachzuspionieren?«
    »Alles, was ich tue, Lady Zara, geschieht auf Anordnung von Lord Benedict.« Seine Stimme ist leise und artikuliert, und ohne jede Gefühlsregung.
    Bohr nicht weiter nach! Lass ihn einfach stehen und tue so, als würde er gar nicht existieren, versucht mich eine innere Stimme zur Vernunft zu bringen, aber ich ignoriere sie. Ich will nicht vernünftig sein. »Warum hat mein Vater dir aufgetragen, mir zu folgen?«
    »Vielleicht ist Seine Lordschaft um Eure Sicherheit besorgt.«
    Es ist sinnlos. Mehr noch: Es ist gefährlich, mich mit diesem Mann zu unterhalten. Ich spüre die Blicke der vorbeikommendenSchüler, von denen einige sogar stehen bleiben und neugierig zu uns rüberstarren, obwohl sie damit riskieren, zu spät zum Unterricht zu erscheinen und bestraft zu werden. Und dann geschieht etwas sehr Sonderbares – der Hüter spricht, ohne dazu aufgefordert worden zu sein: »Es wäre klug, wenn Eure Ladyschaft heute nach dem Unterricht sofort in den Palast zurückkehren würde. Es sind gefährliche Zeiten in Asphodel. Man sollte gut aufpassen, wohin man geht und was man sagt. Egal zu wem. Auch zu mir.«
    Er verbeugt sich und entfernt sich, ohne mir dabei den Rücken zuzudrehen. Dennoch fühle ich mich, als wäre ich es, die entlassen wurde. Oder bin ich gerade gewarnt worden? Was im Namen der sieben Götter geht hier vor?
    Als ich an diesem Nachmittag in den Palast zurückkehre, ist die Atmosphäre aufgeladen wie vor einem Gewittersturm. Auf dem Weg durch den Hof beginnt meine Haut zu kribbeln. Die kalte Spätwintersonne steht so tief am Himmel, dass mir mein Schatten über den Kalksteinboden vorauseilt. Magier, Höflinge, Wächter – jeder, an dem ich vorbeikomme, strahlt gespannte Erwartung aus. Gleich wird etwas passieren. Aber was? Und dann fegt wie als Antwort auf meine Frage ein Windstoß über den Hof und mit ihm eisige Kälte und das entfernte Klappern von Pferdehufen. Reiter, die sich von Norden nähern.
    Ich halte mitten im Schritt inne und neige lauschend den Kopf. Boten und Abgesandte aus den anderen Stadtstaaten gehen im Palast ein und aus wie die im Mauerwerk nistenden Schwalben, aber dieser Klang von Eisen auf Stein stammt von mehr als nur ein, zwei Pferden. Die Aufregungauf dem Hof nimmt zu. Zwei Magier, niedere Diener, laufen los und verschwinden im Inneren des Gebäudes. Wächter stürzen zum Haupttor und machen sich daran, die massiven Holzflügeltüren zu entriegeln.
    Ich weiche in das Halbdunkel des Hofes zurück. Mein Atem geht flach und schnell, angesteckt von der in der Luft liegenden Anspannung. Der berittene Zug nähert sich mit den sich beschleunigenden Schritten müder Tiere, die den Stall wittern, in dem sie sich ausruhen können.
    Sie kommen aus dem Norden. Nördlich von Asphodel ist nichts außer den verwitterten Ruinen und den verstreut liegenden Gehöften in der Ebene … die bis zum Wall reicht. Warum sollte eine Abordnung von Reitern vom Wall hierherreisen? Das ergibt keinen Sinn. Tribut-Soldaten marschieren zu Fuß. Die Botschafter der Armee reisen allein und in schnellem Trab. Wer also sind die Besucher meines Vaters?
    Otter eilt flankiert von vier weiteren Wächtern die breiten Palaststufen hinunter und überquert den Hof Richtung Tor. Ich ziehe mich noch weiter in die Schatten zurück. Was immer hier vor sich geht, könnte für die Erkenntnissuchenden vielleicht von Interesse sein.
    Die schweren Flügeltüren öffnen sich, geben ein gequältes Quietschen von sich. Den Wächtern bleibt gerade genügend Zeit, in Stellung zu gehen, bevor die Pferde mit lautem Hufgetrappel und klirrendem Geschirr in den Hof kommen. Einen Moment lang bin ich wie betäubt von den Bewegungen, dem Lärm und dem plötzlichen Gestank, den die weit gereisten Menschen und Tiere mit sich bringen. Meine Verwirrung nimmt noch zu, als ich sehe, wer die Besucher sind:Soldaten, deren magische Begabung nicht besonders ausgeprägt ist und die sich für das Heer entschieden haben, um sich auf diese Weise ein gewisses Maß an Ansehen und Ruhm zu erwerben, und Tribut-Wächter. Und dann ist da noch jemand: schlank, staubbedeckt
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