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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus
Autoren: Timothy Zahn
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plötzlich sehr kalt wurde im Schiff. »Ich möchte Ihnen ein alternatives Geschäft anbieten«, sagte ich. Die Zunge fühlte sich an, als ob sie angeschwollen sei. Antoniewicz machte mir nun auch zu schaffen. »Wenn Sie Tera, Ixil und mich in Ruhe lassen, werde ich die Blockade des Schiffs aufheben und Ihnen etwas geben, das viel wertvoller für Sie ist als wir drei zusammen.«
    »Er versucht Zeit zu schinden«, sagte Bruder John verächtlich. »Er hat doch gar nichts mehr, womit er verhandeln könnte.«
    »Im Gegenteil«, sagte ich. »Ich habe Arno Cameron.«
    »Sie können uns sagen, wo er ist?«, fragte Antoniewicz.
    »Ich kann sogar noch mehr tun«, sagte ich und bemühte mich nach Kräften, den plötzlichen Ausdruck von Betroffenheit in Teras Gesicht zu ignorieren. »Ich kann ihn an Sie ausliefern. Hier und jetzt.«
    Die Atmosphäre war plötzlich wie elektrisiert. »Wovon sprichst du überhaupt?«, wollte Bruder John wissen und schaute sich um, als ob er damit rechnete, dass Cameron wie ein Kastenteufel durch die fremdartige Hülle sprang. »Wo ist er?«
    »Er versteckt sich in der kleinen Sphäre«, sagte ich und speiste sie mit der einfachsten Erklärung ab. Wenn ich ihnen die ganze Geschichte erzählt hätte, hätte das die Sache nur kompliziert. »Ich kann dort hineingehen und ihn holen.«
    »Ach, wirklich?«, sagte Antoniewicz mit plötzlich kalter Stimme. »Wollen Sie uns etwa zum Narren halten, McKell? Meine Leute haben jeden Kubikzentimeter dieses Schiffs überprüft, bevor ich an Bord kam.«
    »Vielleicht hier und in der Triebwerksektion, nicht aber in der kleinen Sphäre«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Eine Sichtprüfung hätte sowieso nicht ausgereicht. Dort hängt alles voller Kabel und Leitungen – sie hätten Stunden für eine Inspektion gebraucht. Was haben sie denn benutzt – Körperwärme-Sensoren und Bewegungsmelder?«
    »Und noch ein paar Spezialgeräte«, sagte Antoniewicz und sah mich fragend an. »Ihnen ist schon klar, dass ein toter Cameron kein Verhandlungsgegenstand ist?«
    »Er ist nicht tot«, versicherte ich ihm. »Es gibt dort drin einen Bereich, der von Sensoren nicht erfasst wird. Liegt wohl an der ganzen fremdartigen Maschinerie.«
    Antoniewicz wechselte einen Blick mit Bruder John und wandte sich dann wieder mir zu. »In Ordnung«, sagte er. »Sagen Sie mir, wo er ist. Ich werde dann einen meiner Männer reinschicken.«
    »Dieser Ort ist nur sehr schwer zu finden«, sagte ich. »Außerdem – wenn jemand anders kommt als ich, wird er wahrscheinlich das Feuer eröffnen. Dabei könnte etwas beschädigt werden.«
    »Vielleicht sogar Cameron selbst«, murmelte Bruder John.
    »Ich werde Sie nicht aus den Augen lassen«, sagte Antoniewicz in einem Ton, der verdeutlichte, dass es in dieser Sache keine weiteren Diskussionen geben würde. »Sagen Sie uns, wo er ist.«
    Ich seufzte. »Das ist nicht notwendig«, sagte ich zögerlich. »Ich sagte ihm, wenn er sich wieder hervorwagen könnte, würde entweder ich persönlich kommen oder eins von Ixils Frettchen. Es gibt einen Eingang im Maschinenraum, der offen sein müsste.«
    »Gut«, sagte Antoniewicz. Er war nun wieder die Ruhe selbst, wo er seinen Willen bekommen hatte. »Schicken Sie ihn rein.«
    Ich schaute Ixil an und nickte. Er erwiderte das Nicken, und Pix huschte an seinem Bein herunter und lief zur Verschalung. »Wenn Sie jemanden unter der Verschalung und im Maschinenraum postiert haben, sollten Sie ihnen lieber sagen, dass sie ihn nicht aufhalten sollen«, sagte ich.
    »Dort ist niemand«, sagte Antoniewicz. »Ich nehme an, dass Cameron auf demselben Weg herauskommen wird?«
    »Nein, er wird hier herauskommen«, sagte ich und deutete aufs abgedeckte Zugangsloch neben Teras Computer. »Es gibt da drüben noch einen besseren Zugang.«
    »Aufmachen«, sagte Antoniewicz und richtete den Blick auf einen der Leibwächter. »Während wir warten, McKell, können Sie schon einmal anfangen, mein Schiff in Ordnung zu bringen.«
    »Ja, Sir«, sagte ich. Verstohlen versuchte ich Blickkontakt mit Tera herzustellen. Ich fühlte mich wie jemand, der sich Salz in sein eigenes rohes Fleisch rieb. Aber wie schmerzhaft auch immer es wäre – ich musste sehen, wie sie es aufnahm.
    Ich rechnete mit Wut, Angst, sogar mit einer hysterischen Reaktion. Aber ich sah nichts dergleichen in ihrem Gesicht. Nicht mehr. Stattdessen war ihr Ausdruck völlig emotionslos: genauso tot wie Antoniewicz’ Augen. Sie hatte das Gesicht von jemandem, der
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