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Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Titel: Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
Autoren: Linda Lael Miller
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»Na, das ist doch eine zukünftige Braut! Warum machst du ihr nicht den Hof, Rafe?«
    »Eher würde ich mich mit einer alten Bärin einlassen«, antwortete Rafe entschieden. Daisy Pert war über einsachtzig, wog fast so viel wie ein beladener Heuwagen und hatte noch zwei Zähne im Mund, beide schadhaft. Sie schnupfte Tabak und war in Lemuel, den schielenden Sohn des Reisepredigers, verliebt, der sie mehr fürchtete als den Teufel persönlich.
    »Ich nehme an, Rafe hat einen Trumpf im Ärmel«, spekulierte Kade. Sein Tonfall war leicht, doch seine Stimme enthielt einen drohenden Unterton; man musste schon genau hinhören, um ihn wahrzunehmen. Er neigte sich ein wenig vor. »Nicht wahr, Rafe?«
    Rafe tat sein Bestes, um unschuldig zu wirken. Diese Fähigkeit hatte er im Laufe der Jahre entwickelt, und sie war ihm nicht so leicht zugefallen wie das Kämpfen, Schießen und Reiten. »Wie kommst du auf so was?«, fragte er.
    »Nur so ein Gefühl«, meinte Kade leichthin und blickte zu den Flecken frischer Tinte, die auf dem Löschblatt trockneten. »Und siebenundzwanzig Jahre Erfahrung.«
    In diesem Augenblick flog die Tür des Arbeitszimmers auf, und Concepcion tauchte auf wie eine Gewitterwolke über der Anhöhe, beladen mit schlechtem Wetter und Blitzschlägen. Rafe, der mit dem Vater gerechnet hatte, war nur ein wenig erleichtert; dies sah für ihn nicht nach einer Gnadenfrist aus.
    Concepcion drehte sich mit unermesslicher Würde um, verriegelte die Tür und wandte sich dann wieder den Brüdern zu. In ihren dunklen Augen blitzte es. »Wie konntet ihr?«, zürnte sie. »Wie konntet ihr solch einen wichtigen Tag vergessen?«
    Jeb stand auf, wenn auch verspätet. Seine blauen Augen funkelten mutwillig, und mit einer Geste forderte er Concepcion auf, sich auf seinen Stuhl zu setzen. »Ich kann nicht für meine Brüder sprechen«, erwiderte er, »aber zufällig habe ich daran gedacht.«
    Kade und Rafe starrten ihn wütend an.
    »Den Teufel hast du!«, fuhr Rafe auf.
    »Ich habe oben ein Buch, hübsch eingewickelt und mit einer Schleife zusammengebunden, nur für Pa«, beharrte Jeb.
    »Das hast du für dieses neue Flittchen gekauft, das soeben im Saloon angefangen hat«, beschuldigte Kade ihn.
    Concepcion ließ sich auf den Stuhl fallen und bedachte Kade und Rafe mit einem einzigen vernichtenden Blick. Der Blick, den sie Jeb zuwarf, war nur geringfügig milder. Offensichtlich zweifelte sie an seiner Geschichte, war jedoch bereit, zu seinen Gunsten zu urteilen. Frauen waren immer geneigt, im Zweifelsfall für diesen Schurken zu entscheiden, fand Rafe.
    Jebs Lächeln wurde zu einem Grinsen, und er zuckte die Schultern. »Denkt, was ihr wollt.«
    »Setz dich«, befahl Concepcion, »und halt die Klappe.«
    Jeb schnitt eine Grimasse, setzte sich auf die Umrandung des Kamins, verschränkte die Hände und ließ sie zwischen seinen Knien baumeln. Kade schaute nicht mehr zur Decke, sondern zum Boden, und Rafe richtete den Blick auf eine Stelle oberhalb Concepcions linker Schulter.
    »Wisst ihr, was ich denke«, fuhr Concepcion fort und drohte ihnen allen mit dem Finger. Rafe sagte sich, dass sie ihre Gedanken gleich darlegen würde, ob sie sie bereits kannten oder nicht. »Euer Vater hat Recht. Es ist höchste Zeit, dass ihr vernünftig werdet, ihr drei, und ein eigenes Heim und eine Familie gründet.«
    Kade äußerte sich als Erster dazu. Er seufzte tief. »Ich habe vergessen, dass Pa Geburtstag hat«, gab er zu. »Trotzdem verstehe ich nicht, was das damit zu tun hat, dass ...«
    Concepcion wurde wütend. »Wenn du über etwas anderes als Bücher, lockere Weibsbilder und Pferde nachdenken würdest, dann würde dir klar werden, dass du dein Leben vergeudest.« Als Jeb und Rafe grinsten und sich über Kades Unbehagen freuten, fuhr Concepcion sie an wie eine Wölfin. »Meint ihr, ihr seid besser?«, schnaubte sie. »Du, Rafe, mit deinem Jähzorn und deiner Rauflust? Du, Jeb, mit deinem Kartenspielen?«
    Kade hob in einer Geste der Kapitulation beide Hände.
    Rafe reckte das Kinn vor und versuchte, Concepcion mit Blicken einzuschüchtern, doch er wusste, dass ihm das nie gelingen würde.
    »Ich nehme an«, brach Jeb das unheilvolle Schweigen, »ich sollte das Geburtstagsgeschenk holen, das ich oben habe, und es Pa geben.«
    »Wenn du einen Fuß aus diesem Zimmer setzt«, warnte Kade ihn wütend, »ziehe ich dir die Haut ab, gleich hier und jetzt.«
    Jeb wurde rot. Er sprang auf, ballte die Hände zu Fäusten, stets bereit zu einem
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