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Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Titel: Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
Autoren: Linda Lael Miller
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Verlust seiner ersten Frau Ellie, die bei der Geburt ihres Sohnes gestorben war. Er hatte den Säugling zurückgelassen, und er war von Ellies Verwandten aufgezogen worden; vielleicht bereute er das am meisten in seinem Leben, die geheime Sünde, die an seinem Gewissen nagte, auch nach all diesen Jahren.
    Die ungeschminkte Wahrheit war, dass er dem Baby die Schuld an Ellies Tod gab. Deshalb hatte er sich gegen sein eigenes Fleisch und Blut gewandt. Es war hirnverbrannt, und das wusste er auch, aber er hatte seinen unvernünftigen Zorn niemals überwinden können. Er hatte Florence und Ellies Lieblingsbruder Dill verlassen, hatte nicht gewagt zurückzublicken und geholfen, eine Herde Longhorns nach Kansas City zu treiben.
    Im Laufe der Jahre hatte Angus ein paar Briefe von Florence erhalten, in dem sie ihm mitgeteilt hatte, dass Holt ein gesunder, kräftiger Junge war, und wann immer es ihm möglich gewesen war, hatte er ein paar Dollars geschickt und einen knappen Antwortbrief geschrieben. Flo hatte ihn nie um etwas gebeten. Dill und Sie betrieben eine ärmliche Farm, und es kostete so einiges, einen Jungen aufzuziehen.
    Allmählich ließ der Schriftverkehr nach. Eines Tages wurde Holt einundzwanzig. Angus arrangierte, dass eine Bank in Denver dem Jungen sein Erbe überwies, tausend Dollar für jedes Jahr seines jungen Lebens. Holt, halsstarrig wie alle McKettricks vor ihm, überwies das Geld zurück, jeden Cent.
    Angus, selbst stur, legte es auf ein Konto auf Holts Namen an, und seither bekamen sie Zinsen gutgeschrieben.
    Jetzt besaß Angus fast dreißigtausend Acres, genug Grasland für eine ziemlich große Rinderherde und viele Pferde. Doch er hatte mit nur einer halben Parzelle, einem Klepper und einem alten Ochsen begonnen. Er lächelte in der Erinnerung an jene frühen Tage. Es hatte viele Sorgen und Mühen gegeben, und dennoch war dies in vielerlei Hinsicht der beste Teil seines Lebens gewesen, weil seine Jahre mit Georgia, die Jahre der Liebe und der Heilung von seinem seelischen Schmerz, noch vor ihm gelegen und darauf gewartet hatten, gelebt zu werden.
    Er lachte rau und schüttelte den Kopf. Georgia war ein Schuljahr lang Lehrerin in Indian Rock gewesen, und dann hatte sie, seines sturen Werbens müde, schließlich kapituliert und lachend seinen Heiratsantrag angenommen.
    Als er seinen Blick über das Land schweifen ließ, wurde er wieder ernst. Er straffte die Schultern und reckte sein energisches schottisch-irisches Kinn vor. »Georgie«, sagte er im Tonfall eines Mannes, der Widerspruch erwartet, »es wird höchste Zeit, das unsere Söhne etwas Verantwortlichkeit lernen, anständig heiraten und uns einige Enkelkinder schenken. Ich spiele mich jetzt als Autorität auf. Sie haben sich lange genug gehen lassen. Bei Gott, von nun an werden Sie wie Männer handeln!«
    Die einzige Antwort war das Säuseln des Windes, der sein weißes Haar zerzauste.
    Angus atmete die Luft tief ein, als enthielte sie eine stumme Botschaft von Georgia. Er setzte seinen Hut wieder auf, pfiff seinen betagten gescheckten Wallach namens Navajo herbei und schwang sich in den Sattel, nur ein bisschen weniger geschmeidig als früher. Angus hatte zwar Rheumatismus in allen Gliedern, doch er war fast jeden Tag seines Lebens geritten, und das Auf-und Absitzen bereitete ihm nicht mehr Mühe, als auszuspucken oder sich am Kopf zu kratzen. Er hielt die Zügel locker in der linken Hand, tippte mit der rechten an seine Hutkrempe, eine Geste des Abschieds, und ritt den steilen Hügelhang hinab nach Hause.
    Als er nach einer Viertelstunde harten Ritts den Stall erreichte, übergab er Navajo Finn Williams, einem der Arbeiter, und ging zum Haus, wobei seine Sporen trügerisch fröhlich klingelten. Über die hintere Veranda und durch die Hintertür gelangte er in die Küche und vergaß fast, seinen Hut abzunehmen.
    »Du betrittst nicht mit Sporen an den Stiefeln meinen Boden, Mr. McKettrick«, sagte Concepcion, die ihm den Haushalt führte, seit ihr Ehemann Manuel, ein Schäfer, vor zwanzig Jahren von einer Horde gesetzloser Cowboys aufgehängt worden war. Sie stand an dem großen Plankentisch beim Kamin und knetete Brotteig. Ihr Gesicht und das Oberteil ihres Kattunkleides waren mit Mehl bestäubt. »Wie oft muss ich dir das noch sagen?«
    Er blickte sie aus zusammengekniffenen Augen an, wich jedoch zur Türschwelle zurück, schnallte die Sporen ab und warf sie auf die Veranda. Dann hängte er seinen Hut und die Jacke auf die Haken neben der
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