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Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Titel: Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
Autoren: Linda Lael Miller
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Nein, antwortete sie im Stillen, »Ja«, sagte sie laut.
    Er dachte eine Weile darüber nach, sehr e rn st, während er an seinem Whisky nippte. Emmeline musste noch trinken; sie hielt ihr Glas mit beiden Händen fest, und zwang sich, das Zeug nicht auf den Teppich zu schütten. »Anscheinend ein harter Weg, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen«, bemerkte er nach einer Weile.
    Emmeline kippte den Whisky in einem Zug hinunter. »Gibt es einen leichten Weg?«, entgegnete sie, und ihr schauderte, als die feurige Flüssigkeit ihre Kehle herabrann und in ihrem Magen brannte. Ihr wurde sofort schwindelig, und sie hielt sich am Treppenpfosten fest, um sich zu stützen.
    »Ich glaube nicht, dass es einen gibt«, erklärte der Mann und lächelte leicht, obwohl sein Blick traurig war. »Noch Whisky?«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, erwiderte Emmeline. Sie war von irgendeinem boshaften Geist besessen - das war die einzige Erklärung für ihr gegenwärtiges Verhalten. Wenn Becky sie bei diesem Spiel erwischte, würde die Hölle los sein.
    Und so unterhielten sie sich, Emmeline und der Texaner, und tranken mehr Whisky. Er stellte sich als Holt vor, obwohl sie sich später nicht mehr erinnern konnte, ob das sein Vor - oder Nachname war. Er war in der Nähe von San Antonio bei Tante und Onkel aufgewachsen und besaß einen Anteil an der Rinderherde, die Emmeline zuvor auf der Straße gesehen hatte. Irgendwann - sie hätte nicht sagen können, wie lange es gedauert hatte - nahm er sie an die Hand, half ihr auf die Füße und führte sie die Treppe hinauf in den stillen Schatten des Flurs.
    Dort küsste er sie. Es war tatsächlich angenehm, doch Emmeline fühlte sich ein wenig enttäuscht. Ihre Lektüre und ihre Fantasien hatten dazu geführt, etwas mehr zu erwarten, obwohl sie nicht genau hätte erklären können, was dieses Etwas war. Als es vorüber war, sank sie gegen die Wand und seufzte, was ihn zu einem leisen Lachen veranlasste.
    »Das habe ich mir gedacht«, murmelte er sarkastisch.
    »Hm?«, fragte sie und musste gegen einen leichten Schluckauf ankämpfen. Ihre Knie waren ein wenig weich, und sie begann an der Wand hinabzurutschen, doch er fing sie auf und hob sie leicht auf seine Arme.
    »Ihr Zimmer«, meinte er, »Wo ist es?«
    Das vage Prickeln, das sie empfand, war weder alarmierend noch erwartungsvoll, sondern etwas anderes, etwas, das sie nicht kannte. Sie rieb sich über eine Schläfe und versuchte, so etwas wie Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. »Ich finde, Sie sollten mich absetzen«, protestierte sie. »Dies ist sicherlich ziemlich unschicklich.«
    Darüber lachte er glucksend. »Das mag wahr sein«, stimmte er zu, »aber Sie sind nicht in der Verfassung, um allein in einem Bordell herumzuwandern.«
    Sie seufzte wieder. »Ich wohne hier«, entgegnete sie.
    »Das haben Sie gesagt«, erwiderte er.
    Emmeline dachte schnell, und es war nicht leicht angesichts ihres benebelten Verstandes. Dann wies sie auf die Tür eines Zimmers, das leer stand, wie sie wusste. Vor ein paar Tagen hatte Chloe Barker Becky und Kansas City für immer verlassen und den Zug nach Westen genommen. Emmeline empfand deshalb plötzlich einen scharfen Stich von Neid, ein hartherziges Gefühl, das sie hatte unterdrücken können, als sie nüchtern gewesen war.
    »Da ist mein Zimmer«, behauptete sie. Wenn sie sich nur einen Moment hinlegen, die Augen schließen und ihr Gleichgewicht zurückgewinnen konnte, würde es ihr wieder prima gehen.
    Der Texaner öffnete mit seinem Fuß die Tür. Der schwache Duft von Lavendelwasser und Puder hing in der Luft, und Staubkörnchen schwebten wie Fragmente von Sternen im fahlen Gaslicht, das vom Flur hereinfiel. Das Bettgestell war aus Eisen, weiß angestrichen, und die Tagesdecke aus Satin war abgenutzt, jedoch immer noch hübsch.
    Emmeline gähnte herzhaft, und der Mann namens Holt legte sie auf die Matratze, woraufhin die Bettfedern quietschten. Sie versuchte, sich aufzusetzen, weil sie sich daran erinnerte, dass sie noch ihre Schuhe trug, und erkannte, dass es andere, wichtigere Gründe zur Sorge gab. Doch er legte eine Hand auf ihre Schulter, und sie drückte sich tiefer in die Kissen. Sie empfand ein gnädig befreiendes Gefühl um ihre Füße, als er ihr die Schuhe auszog.
    Das war leider das Letzte, an das sie sich erinnerte, denn sie geriet in einen Wirbel von Schatten und glaubte, an einen Ort zu stürzen, der zu finster und tief für Träume war. Als sie erwachte, war die Sonne
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