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Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Titel: Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
Autoren: Linda Lael Miller
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Gesicht, zog ihr schickstes Kleid an - es war taubengrau mit schwarzen Paspeln am Kragen, an den Manschetten und am Saum -, setzte ihren besten Hut auf und verließ das Haus. Sie ging um die Ecke, stieg in einen Straßenbahnwagen, bezahlte einen Cent für den Fahrschein und setzte sich resolut.
    Sie hatte diesen schicksalhaften Morgen in stolzer Schande begonnen. Als sie in die Pension zurückkehrte, nachdem sie zwei Stunden im Heiratsinstitut Happy Home verbracht hatte, fuhr sie in einer zweirädrigen Kutsche und hatte Gutscheine für Eisenbahn-und Postkutschenfahrscheine in ihrer Handtasche, zusammen mit einer Heiratsurkunde, unterzeichnet von einem Richter und im Gericht ordentlich registriert.
    Vor den Augen Gottes und der Menschen war sie nun Mrs. Rafe McKettrick.
    Sie stand mit gestrafften Schultern auf der Schwelle von Beckys Büro und verkündete, dass sie jetzt eine verheiratete Frau war und die Stadt verließ, um im Arizona Territorium ein neues Leben zu beginnen.
    Becky wurde bleich. »Guter Gott!«, stieß sie hervor. Sie wollte von ihrem Schreibtischstuhl aufstehen, schaffte es jedoch nicht. »Das kann nicht dein E rn st sein!«
    Emmeline hob ihr Kinn. »Meine Koffer sind gepackt und warten auf der Veranda. Ich muss den Zug bekommen«, erklärte sie.
    »Das ist völliger Blödsinn«, begehrte Becky auf. »Du kannst dich nicht mit irgendeinem Fremden verheiraten lassen und in die Wildnis reisen!«
    »Ich kann«, beharrte Emmeline steif und hielt ihr die Heiratsurkunde hin. »Es ist ganz legal.«
    »Ich lasse das annullieren!« Becky war jetzt auf den Füßen und tastete sich um die Kante des Schreibtischs herum zu ihrer Nichte. »Emmeline, ich weiß, dass ich ärgerlich war - ich habe dich geohrfeigt und Dinge gesagt...«
    Emmeline schüttelte langsam den Kopf. »Nichts davon spielt eine Rolle«, erwiderte sie. Sie hatte ein sonderbares, traumhaftes Gefühl, als wäre sie in einen unsichtbaren Fluss gefallen und von der Strömung fortgetrieben worden. Es gab kein Zurück. »Ich kann nicht mehr hier bleiben. Nicht, nachdem ...« Sie schluckte hart. »Ich kann einfach nicht bleiben, das ist alles.«
    Becky fasste sie verzweifelt, fast schmerzhaft an den Schultern. »Sei nicht dumm, Emmeline! Der Westen ist grausam und unzivilisiert, und du kannst nicht wissen, wie dieser Mann ist. Angenommen, er misshandelt dich?«
    »Das wird er nicht«, widersprach Emmeline. Sie war sich nicht so sicher, wie es klang, doch sie glaubte, Becky täuschen zu können. »Und wenn doch, werde ich ihn verlassen.«
    »Und was wirst du dann anfangen? Wie wirst du für deinen Lebensunterhalt sorgen, wenn dieser >Ehemann< sich als etwas Geringeres als ein Prinz erweist?« Tränen schimmerten in Beckys Augen.
    »Ich kann in einer Schule unterrichten«, erwiderte Emmeline. »Oder vielleicht in einem Saloon tanzen.«
    Beckys Miene nahm einen härteren Zug an und spiegelte Kummer wider. »Das war nicht lustig«, meinte sie.
    »So war es auch nicht gemeint«, antworte Emmeline. Dann küsste sie Becky auf die Wange, wenn auch steif. »Lebe wohl«, flüsterte sie. »Und danke - für alles.«
    »Emmeline!«, rief Becky ihr nach.
    Emmeline ging jedoch weiter.
    »Glaube nicht, du kannst jemals hierher zurückkommen«, fügte Becky hinzu. »Wenn du gehst, dann sollst du für immer fortbleiben!«
    Tränen traten in Emmelines Augen, doch sie erwiderte nichts und schaute nicht zurück.
    Der Droschkenfahrer lud bereits ihre Koffer ein, als sie die Veranda erreichte. Sie blieb dort einen Augenblick stehen, um ihre Fassung wiederzugewinnen, und beobachtete, wie die Schatten des Blätterwerks, durch das Sonnenstrahlen fielen, über den Rasen und den Bürgersteig tanzten.
    »Ich werde schreiben«, murmelte Emmeline, ohne sich umzuwenden, denn sie wusste, dass sie den Mut verlieren und bleiben würde, wenn sie jetzt ihrer Tante gegenüberstehen würde. Wenn das geschah, konnte sie ebenso gut in ihr Geschäft eintreten.
    Becky erwiderte nichts.
    Emmeline stieg die Verandatreppe hinunter, ging über den Weg und durch die Pforte. Der Fahrer half ihr in die Kutsche, wo sie auf der gepolsterten Sitzbank ihre Röcke ordnete und starr geradeaus blickte.
    Es blies ein rauer Wind, als Emmeline Harding McKettrick endlich in Indian Rock, Arizona Territorium, aus der Postkutsche stieg, eine Reisetasche in einer Hand und all ihre tapferen, dummen Träume in der anderen. Sie zog sich den Umhang fester um die Schultern und hielt Ausschau nach einem Gesicht inmitten
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