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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight
Autoren: Lisa Kleypas
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Rutledge Hotel. Harry selbst hatte an dem Ereignis nicht teilgenommen, dem Ganzen jedoch ein paar Minuten lang von einem günstigen Aussichtspunkt aus, einem Balkon im Obergeschoss, zugesehen. Trotz ihrer außergewöhnlichen Schönheit und des mahagonifarbenen Haars, hatte er keinen zweiten Gedanken an sie verschwendet.
    Sie persönlich kennenzulernen war hingegen eine Offenbarung gewesen.
    Harry wollte sich gerade auf einen Stuhl setzen, als er den zerrissenen Samt und die Klumpen von Füllmaterial bemerkte, die das Frettchen hinterlassen hatte.
    Er musste unwillkürlich lächeln, als er sich wieder aufrichtete und zu einem anderen Stuhl ging.
    Poppy. Wie natürlich sie gewesen war, so unverstellt, und wie ausgelassen hatte sie von Astrolabien und Franziskanerbrüdern erzählt, während sie in seinen Schätzen stöberte. Sie hatte mit Worten um sich geworfen, als würde sie Konfetti verstreuen. Sie hatte einen fröhlichen Scharfsinn an den Tag gelegt, der ihm eigentlich hätte unangenehm sein müssen. Tatsächlich aber hatte er ihm unerwartet großes Vergnügen bereitet. Sie hatte etwas an sich, etwas … die Franzosen würden es Esprit nennen, eine Lebendigkeit des Geistes und der Sinne. Und ihr Gesicht … arglos, aber klug und aufgeschlossen.
    Er wollte sie.
    Normalerweise wurde Jay Harry Rutledge alles schon gereicht, bevor ihm überhaupt in den Sinn kam, es zu wollen. In seinem geschäftigen, wohlgeordneten Alltag erreichten ihn die Mahlzeiten lange, bevor er Hunger verspürte, die Krawatten wurden durch neue ersetzt, bevor sie auch nur die geringsten Gebrauchsspuren aufwiesen, Berichte wurden ihm auf den Schreibtisch gelegt, bevor er sie anforderte. Selbst Frauen waren immer und überall verfügbar, und jede einzelne erzählte ihm das, wovon sie glaubten, dass er es hören wollte.
    Harry war sich bewusst, dass es höchste Zeit war zu heiraten. Zumindest versicherten ihm die meisten seiner Bekannten, dass es höchste Zeit sei. Er hatte jedoch die Vermutung, dass sie ihn nur deshalb dahin drängten, weil sie selbst bereits jene Schlinge um den Hals trugen und wollten, dass es ihm genauso erging. Er hatte schon ein paarmal darüber nachgedacht, aber nie mit Begeisterung. Poppy Hathaway war jedoch zu verlockend!
    Harry griff in seinen linken Ärmel und zog Poppys Brief heraus, adressiert an Poppy Hathaway. Absender war der Ehrenwerte Michael Bayning. Er überlegte, was er über den jungen Mann wusste. Bayning hatte in Winchester studiert, und dank seines großen Lerneifers hatte er seine Sache gut gemacht. Anders als viele andere junge Männer an der Universität war Bayning nie in Schulden geraten, und von Skandalen hatte er sich stets ferngehalten. Nicht wenige Frauen wurden von seinem blendenden Aussehen und mehr noch von seinem Titel und dem Vermögen angezogen, das er eines Tages erben würde.
    Mit einem Stirnrunzeln begann Harry zu lesen.
    Meine Liebste,
    als ich heute über unser jüngstes Gespräch nachdachte, küsste ich die Stelle auf meinem Handgelenk, auf die Ihre Tränen fielen. Wie können Sie nur glauben, dass ich nicht jeden Tag und jede Nacht, die wir voneinander getrennt sind, ebensolche heißen Tränen vergieße? Wo ich doch an nichts anderes mehr denken kann als an Sie, meine Angebetete. Ich bin verrückt vor Sehnsucht nach Ihnen, daran dürfen Sie nicht zweifeln.
    Wenn Sie sich nur noch ein kleines bisschen gedulden könnten. Bald wird sich die rechte Gelegenheit finden, um mit meinem Vater zu sprechen. So er einmal begreift, wie sehr ich Sie liebe, wird er unserer Verbindung seinen Segen geben, dessen bin ich mir sicher. Mein Vater und ich sind uns sehr nah, und er hat mir zu verstehen gegeben, dass er mich ebenso glücklich sehen möchte, wie er es in der Ehe mit meiner Mutter war, Gott hab sie selig. Wie sehr hätte sie Sie gemocht, Poppy … Ihr feinfühliges, fröhliches Wesen, Ihren Sinn für Familie und ein Zuhause. Wenn sie nur da sein könnte, um mit mir meinen Vater zu überzeugen, dass es keine bessere Frau für mich geben kann als Sie.
    Warten Sie auf mich, Poppy, so wie ich auf Sie warte.
    Ich verbleibe wie immer, auf ewig in Ihrem Bann
    - M
    Ein verächtlicher Seufzer entfuhr ihm. Harry starrte mit unbeweglicher Miene ins Feuer, in Gedanken bereits damit beschäftigt, einen Plan auszuhecken. Ein Holzscheit zerbrach. Ein Stück fiel mit einem dumpfen Knall vom Rost und versprühte weiße Funken und eine neue Wärme. Bayning verlangte, dass Poppy sich geduldete? Unfassbar. Während
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