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Zaertliche Brandung - Roman

Zaertliche Brandung - Roman

Titel: Zaertliche Brandung - Roman
Autoren: Janet Chapman
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Verlauf Fragen«, bat Sam und lehnte sich zurück.
    Während Jesse darlegte, was ihm für das Unternehmen vorschwebte, studierte Sam heimlich die Anwesenden. Durchweg intelligente Menschen, für die von der Zukunft des Unternehmens sehr viel abhing.
    Sams wandernder Blick blieb kritisch an Miss Kent hängen, als er bemerkte, dass sie sich nicht wie alle anderen Notizen machte. Auch schenkte sie dem, was gesagt wurde, nicht sonderlich viel Beachtung. Da ging ihm mit einem Schlag auf, dass die Frau keine Ahnung
von diesem Unternehmen hatte. Ihre blau-grauen Augen, in denen er nachdenkliche Aufmerksamkeit sah, beobachteten Jesse mit einer Intelligenz, die nichts mit schriftlichen Unterlagen, Wachstumskurven und Gewinnen zu tun hatte.
    Als Nächster sprach Ben.
    Und wieder studierte Miss Kent ihn mit einer Eindringlichkeit, als gelte es ein Pferd auf einer Auktion zu ersteigern und keinen Firmenchef zu installieren.
    Sam spürte plötzlich eine gewisse innere Anspannung. Nicht zu fassen. Ihr Großvater peilte wieder sein altes Ziel an, nur war der alte Fuchs raffinierter geworden.
    Er hatte Willamina losgeschickt, damit sie sich einen Ehemann angelte.
    Sam war sechsunddreißig, Ben vierunddreißig und Jesse dreißig. Seitdem sie zwanzig waren, hatte Bram nichts unversucht gelassen, sie zu verheiraten und zur Familiengründung zu bewegen. Ihr Großvater hatte ihnen mehr Frauen vorgeführt, als Sam zählen, geschweige denn im Gedächtnis behalten konnte. Und jetzt hatte der Alte wieder eine Glücksjägerin aufgetrieben, diesmal in Maine.
    Bram musste der Verzweiflung nahe sein, wenn er ihnen diese hausbackene Goldgräberin auf den Hals gehetzt hatte, ein dummes kleines Ding mit Feenhaar und Engelsaugen, das die Anmut eines neugeborenen Fohlens auf Schlittschuhen besaß. Und nach allem, was er
bisher gesehen hatte, schienen das noch ihre guten Eigenschaften zu sein.
    Aber solange sie ihre Stimme abgab, wie man es ihr aufgetragen hatte, ging es doch niemanden etwas an, dass sie auf der Jagd nach einem Ehemann war, oder? Seine Brüder und er waren den Ränken ihres Großvaters seit sechzehn Jahren erfolgreich entgangen; sie würden diese Person zwei Minuten nach ihrer Stimmabgabe zurück nach Maine befördern.
    Sam stand als Letzter auf und erläuterte seinen Standpunkt, indem er zunächst erklärte, dass er im Moment keine größeren Veränderungen plane, dann aber seine Zukunftsvisionen für das Unternehmen darlegte, wobei er den Anwesenden ins Gedächtnis rief, dass das Tagesgeschäft bereits seit fünf Jahren auf seinen Schultern lastete.
    Dann forderte er sie auf, ihre Stimmen abzugeben.
    Die meisten Mitglieder hatten diesen Tag erwartet, sodass die Reden als reine Formalität angesehen wurden. Alle drei Brüder hatten ihre Anhänger, und als die Stimmen per Zuruf gegeben wurden, stimmte jedes Mitglied für seinen oder ihren Favoriten. Schließlich war Brams entscheidende Stimme an der Reihe.
    »Miss Kent«, sagte Sam, »bitte, sagen Sie uns, was Bram sich wünscht.«
    Sie hob den Blick und sah ihn an.
    »Ich … ich habe mich noch nicht entschieden.«
    »Das müssen Sie auch nicht, Miss Kent«, sagte Sam
und straffte die Schultern, »Sie müssen uns nur Brams Stimme geben.«
    »Hm ja … Abram hat mir keine spezielle Empfehlung mitgegeben.«
    »Wie bitte?«, gab Ben erstaunt von sich und sprang von seinem Sitz ihr gegenüber auf.
    »Was soll das heißen?«
    »Er sagte, die Entscheidung läge bei mir.« Sie streckte trotzig ihr Kinn vor.
    »Sie liegt bei Ihnen?«, wiederholte Jesse und stand ebenfalls auf.
    »Zum Teufel, was soll das?«
     
    Willamina Kent stand auf, um eindrucksvoller zu wirken – aufgrund ihrer geringen Größe ein missglückter Versuch.
    »Es ist, wie ich es eben gesagt habe. Abram hat die Entscheidung mir überlassen.«
    »Das kann er nicht machen!«
    »Das hat er aber.«
    Willaminas Blick glitt von einem Enkel zum anderen, dann breitete sie die Arme aus.
    »Überlegen Sie doch, Gentlemen«, sagte sie leise und flehentlich, »der Mann ist Ihr Großvater, und er liebt alle seine Enkel. Er konnte keinen bevorzugen.«
    »Liebe hat damit nichts zu tun«, sagte Sam gepresst.
    »Er muss nur denjenigen benennen, den er für den geeignetsten Nachfolger hält.«

    »Er hat gesagt, alle drei wären geeignet und er könnte das Unternehmen jedem unbesorgt anvertrauen.«
    Das aufgeregte Raunen, das um den Tisch hörbar wurde, verriet die Anspannung der Anwesenden.
    »Verdammt, was wird von uns erwartet? Was
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