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Zähmung der Wildkatze

Zähmung der Wildkatze

Titel: Zähmung der Wildkatze
Autoren: J Winter
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ein Feuer ausgebrochen. Der Freund schaffte es mit leichten Verletzungen aus der Gartenlaube, Teresas Schreie hingegen dröhnten selbst heute noch, nach fast zwanzig Jahren, in Maries Ohren. Sie betrachtete die Karte, zog die Fingerspitzen zurück, bevor sie das Papier berührte, als ob es heiß wäre. Teresa und sie waren nie beste Freunde gewesen, kannten sich nur aus den Kursen, die sie gemeinsam besuchten. Während Terry zu den beliebtesten Schülerinnen zählte, war Marie als Punk eher Mitglied im Freakclub gewesen.
    „Was soll ich da?“
    „Teilnehmen?“
    Erica wusste, was in Marie vorging. Sie war da. Sie hatte zugesehen, wie ihre beste Freundin ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Angst und Bedenkenin dieses brennende Gartenhaus gelaufen war, um Terry zu retten. Die Feuerwehr brauchte zu lange und Marie in ihrer Furchtlosigkeit und Impulsivität achtete nicht auf eigene Schäden.
    Erica streichelte ihre Schulter, lächelte aufmunternd und hätte sie offenbar gern umarmt, tat es jedoch nicht. „Marie, du bist …“
    Maries erhobene Handflächen wehrten die tröstenden Worte ab. „Sie ist tot. Egal wie man es dreht und wendet, sie ist gestorben.“
    Ihr damals hüftlanges dunkelrotes Haar war fast vollständig verbrannt, als sie Teresa aus den Flammen ins Freie gezogen hatte. Der linke Arm und die Schulter warfen Brandblasen. Voll Adrenalin in ihrem Körper hatte Marie nicht einmal den Schmerz gespürt. Drei Tage später starb Teresa an den Verletzungen. Die Rauchgase hatten ihre Lungen verätzt, zu schwer, um sie noch retten zu können. Marie war für ein Mädchen, das sie kaum kannte, durchs Feuer gegangen und ihr Tod hatte sie schwer getroffen.
    „Es reißt alte Wunden auf, ich weiß. Aber Terrys Mutter würde sich wirklich freuen, dich zu sehen. Niemand sonst wäre da reingerannt. Aber du hast es getan.“
    „Erica, tut mir leid, aber ich ertrage ihre Dankbarkeit nicht. Ich kann das einfach nicht. Terry wäre jetzt so alt wie wir, hätte wahrscheinlich einen Stall voll Kinder mit Chris und wäre glücklich und zufrieden. Aber das ist sie nicht. Sie war erst siebzehn, und während sich unsere Welt weitergedreht hat, hat ihre Mutter um ihr Mädchen getrauert und nie damit aufgehört. Ich kann das nicht, ich kann dieser Frau nicht in die Augen sehen.“
    Diese Unterhaltung führten sie fast jährlich und immer wieder musste es für ihre Freundin klingen, als ob Marie es bereute, das Feuer überlebt zu haben. Diesmal zog Erica sie in ihre Arme und hielt sie fest umschlungen. „Schon gut, du musst ja nicht hingehen.“
    Erica löste die Umarmung und warf lächelnd ihre Hände in die Höhe. Erneut stürzte sie sich voller Elan auf eine Umzugskiste. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so viel Kram in meiner Bude gesammelt habe.“
    Marie seufzte dankbar für den Themenwechsel, schob die Einladung mit den Fingerspitzen aus ihrem Blickfeld und half, eine Kiste auf die Arbeitsfläche zu heben.
    „Kannst du das mal halten?“
    Erica drückte ihr eine Rolle Frischhaltefolie in die Hände. Sie erstarrte. Nie wieder in ihrem Leben würde sie Frischhaltefolie als das betrachten, was sie eigentlich war. Marie legte die Rolle mit spitzen Fingern auf die Arbeitsplatte, betrachtete das Küchenutensil wie eine Mordwaffe.
    „Alles okay mit dir?“
    „Was? Ähm, ja, mir geht’s super.“
    Der skeptische Blick ihrer Freundin brachte sie zum Lächeln, obwohl ihrnicht danach war. Als Erica anrief, um ihr mitzuteilen, dass sie zurück sei, war sie erleichtert. Marie wollte dringend mit ihr sprechen, ihr alles erzählen.
    „Wusstest du, dass Stuart ein Gestüt besitzt?“
    Da war es wieder, was Marie daran hinderte, sich ihrer Freundin zu offenbaren. Diese Neckereien tauchten aus dem Nichts auf. Was zum Teufel wusste sie? Zu fragen würde einem Geständnis gleichkommen.
    „Habt ihr euch eigentlich zwischendurch getroffen?“
    Marie wandte ihr den Rücken zu. Die Fäuste ballend biss sie die Zähne aufeinander. Sie hörte das Grinsen in Ericas Stimme deutlich. Sie wusste etwas.
    „Okay, Missie. Was bezweckst du damit?“
    Ihr unschuldiger Blick wirkte bei der langjährigen Freundschaft nicht. Marie hob fordernd ihre Augenbrauen.
    „Ich hab dich gesehen.“
    Erica war bemüht, ihr Lachen zu unterdrücken, räusperte sich, doch Marie wusste, worauf das hinauslief.
    „Na gut, es ist passiert. Er hat sein Versprechen eingelöst, er hat gezeigt, was für ein Kerl er ist. Und? Tss … er ist ein Mistkerl und ich kann ihn
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