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Yvonne Lindsay

Yvonne Lindsay

Titel: Yvonne Lindsay
Autoren: in der alles begann Die Nacht
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entspannt dalag, wirkte sie glatt zehn Jahre jünger als achtundzwanzig. Ihr Alter kannte er genau, denn sein Bruder Jarrod und er waren sozusagen mit ihr aufgewachsen. Auf keinen Fall sah sie älter aus als damals, als er mit ihr zu ihrem Abschlussball gegangen war. Das ungestüme Kind hatte sich zu einer entzückenden jungen Dame entwickelt. Und leider hatte Matt seinem eigenen Verlangen nicht widerstehen können und die Situation ausgenutzt, zumal sie sich ihm auch nicht widersetzt hatte. Aber er war der Ältere gewesen und hätte es besser wissen müssen. Er hatte ihr Vertrauen missbraucht und sich danach geschworen, dass so etwas nie wieder passieren würde.
    Leise murmelnd drehte sie sich jetzt um, als spüre sie seine Gegenwart. Dabei verrutschte ihr Sweatshirt und gab einen breiten Streifen der rosigen glatten Haut frei. Die vollen Lippen hatte sie leicht geöffnet, als erwarte sie den Kuss ihres Märchenprinzen. Matt stand wie angewurzelt da und konnte den Blick nicht von ihr lösen. Doch dann wandte er sich leicht angewidert ab.
    Was dachte er sich nur dabei, sie so anzustarren? Er war wohl nicht recht bei Trost. Rachel Kincaid war die Nanny seines Sohnes und mehr nicht. Und er war ganz sicher kein Märchenprinz. Was damals vor zehn Jahren passiert war, war eine Riesendummheit gewesen, die er endlich vergessen sollte.
    Warum war sie überhaupt noch hier? Sie war doch nur tagsüber für Blake zuständig. Er sollte sie schleunigst aufwecken und nach Hause schicken. Ihre Mutter hatte ein geräumiges Apartment am anderen Ende des Hauses. Nur wenn Matt über Nacht wegblieb, schlief Mrs. Kincaid in einem der Gästezimmer, um Blake nahe zu sein. Das ist heute aber nicht nötig, dachte Matt verärgert. Dass er Rachel tagsüber immer wieder begegnete, machte ihn bereits nervös. Aber nun auch noch nachts?
    Mit schnellen Schritten ging er auf die Couch zu und streckte den Arm aus, zögerte dann aber doch, Rachel zu berühren. Denn plötzlich fiel ihm ein, dass die Fenster des Apartments von Mrs. Kincaid dunkel gewesen waren, als er die Einfahrt hochfuhr. Seltsam, so spät war es doch noch nicht. Ob sie nicht da war?
    Beherzt ließ er die Hand jetzt auf Rachels Schulter sinken und schüttelte sie leicht. Die junge Frau regte sich und öffnete zögernd die Augen. Als er die Hand wegnahm, begriff sie, wer vor ihr stand, und setzte sich mit einem Ruck auf. „Du bist endlich zu Hause!“
    Das hörte sich anklagend an, was Matt ganz und gar nicht gefiel. „Sieht so aus“, erwiderte er kühl.
    „Blake war sehr traurig, als du nicht da warst, um ihn ins Bett zu bringen. Du hattest es ihm versprochen“, sagte sie vorwurfsvoll.
    „Ich weiß. Aber mein Flugzeug hatte Verspätung, und ich musste noch schnell ins Büro.“ Verdammt, er war ihr doch keine Rechenschaft schuldig. Aber warum hatte er dann ein schlechtes Gewissen?
    „Tatsächlich? Du musstest noch ins Büro? Am Sonntagabend?“ Energisch stand sie auf und musste mit ihren eins fünfundsechzig zu ihm hochblicken. „Was könnte denn wichtiger sein, als Zeit mit deinem Sohn zu verbringen? Du darfst nicht vergessen, er ist ein kleines Kind, noch nicht einmal vier Jahre alt. Er braucht seinen Vater.“
    „Ich vergesse überhaupt nichts, Rachel.“ Ein paar Sekunden lang standen die Worte zwischen ihnen, und beide spürten, dass sie sich mehr auf die Vergangenheit als auf die Gegenwart bezogen. Dann machte Matt eine abwehrende Handbewegung, als wolle er wegwischen, was er eben gesagt hatte. „Geh jetzt, und schlaf dich aus. Deine Mutter kann sich morgen um Blake kümmern.“
    „Eben nicht. Genau das ist das Problem.“
    „Was meinst du damit?“
    „Ich habe dir doch eine Nachricht auf deiner Mailbox hinterlassen“, sagte sie gereizt. „Mum musste überraschend zu ihrer Schwester fliegen, die gestürzt ist.“
    Matt sah sie verblüfft an. Mrs. Kincaid war nicht da? Das bedeutete, dass Rachel und er …
    „Deshalb musste ich hierbleiben“, fuhr sie fort. „Ich kann in Mums Apartment schlafen oder in einem der Gästezimmer, was vielleicht besser ist. Denn in der letzten Zeit kommst du oft sehr spät nach Hause.“
    „Wie lange?“
    „Was?“
    „Wie lange bleibt deine Mutter bei ihrer Schwester?“
    „Das weiß ich nicht. Tante Jane ist um einiges älter als Mum und nicht sehr kräftig. Aber in ein paar Tagen sollten wir schon wissen, wie es weitergeht.“
    „In ein paar Tagen“, wiederholte Matt automatisch. Ein paar Tage, die würde er schon
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