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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2
Autoren: Andrew Lane
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»Oder sie reagieren auf etwas, das wir nicht wahrnehmen können.«
    »Eher Ersteres«, erwiderte Crowe. »Man nennt es Zufallsbewegung, was in der Tat eine gute Methode ist, um ein Areal rasch flächendeckend abzugrasen, wenn du auf der Suche nach etwas bist. Die meisten Leute, die eine bestimmte Gegend absuchen, werden sich einfach in geraden Linien fortbewegen, sie im Zickzack durchkämmen oder das Gebiet in ein Gitterraster einteilen und sich jedes Quadrat separat vornehmen. Diese Methoden führen normalerweise irgendwann zum Erfolg. Aber die Chancen, etwas schnell aufzufinden, sind größer, wenn man sich dafür entscheidet, das Gelände nach dem Zufallsprinzip zu durchkämmen. Zufallsbewegungen ähneln dem Gang eines Menschen, der sich zu viel Whisky hinter die Binde gekippt hat. Seine Beine bewegen sich in verschiedene Richtungen und der Kopf wiederum in eine ganze andere.« Er langte in seine Jacketttasche und holte etwas hervor. »Aber zurück zu den Ameisen: Pass auf, wie sie sich verhalten, sobald sie auf etwas stoßen, das sie interessiert.«
    Er zeigte Sherlock, was er in der Hand hielt. Es war ein kleiner Tonkrug. Die Öffnung war mit Wachspapier bedeckt, das mit einem Faden um den Gefäßrand festgebunden war. »Honig«, erklärte er, bevor Sherlock fragen konnte. »Hab ich auf dem Markt gekauft.« Er löste den Faden und nahm das Wachspapier ab. »Tut mir leid, wenn das böse Erinnerungen in dir wachruft.«
    »Schon gut«, antwortete Sherlock und kniete sich neben Crowe nieder. »Aber darf ich fragen, warum Sie mit einem Honigkrug in der Gegend herumwandern?«
    »Man kann nie wissen, was sich alles einmal als nützlich erweist«, sagte Crowe und sah ihn freundlich an. »Vielleicht habe ich all das auch im Voraus geplant. Du kannst es dir aussuchen.«
    Sherlock lächelte nur und schüttelte den Kopf.
    »Honig besteht neben einer Unmenge von anderen Stoffen zum größten Teil aus Zucker«, fuhr Crowe fort. »Ameisen lieben Zucker. Sie bringen ihn in ihr Nest, um damit die Königin und die kleinen Larven zu füttern, die aus den Eiern schlüpfen.«
    Crowe tunkte einen Finger in den Honig, der in der Hitze eine dünnflüssige Konsistenz angenommen hatte, und fischte einen großen goldglänzenden Batzen heraus. Der Honig tropfte von seinem Finger und blieb an einem Grasbüschel hängen, bevor er in dünnen Fäden weiter auf den Boden hinabrann, wo er ein Muster aus glitzernden Linien bildete.
    »Jetzt wollen wir doch mal sehen, was die kleinen Krabbler so machen.«
    Sherlock beobachtete, wie die Ameisen sich weiter willkürlich auf der Erde hin- und herbewegten. Einige kletterten Grashalme empor und dann kopfüber wieder hinunter, während andere zwischen Erdkrumen nach Essbarem suchten. Nach einer Weile stieß die Erste auf einen Honigfaden und blieb mitten in der klebrigen Masse stehen. Einen Moment lang dachte Sherlock, sie würde festkleben. Doch schließlich wanderte sie weiter, drehte dann noch einmal um und senkte ihren Kopf, als ob sie trinken würde.
    »Sie nimmt so viel auf, wie sie transportieren kann«, sagte Crowe im Plauderton. »Und jetzt kehrt sie gleich zum Nest zurück.« Und tatsächlich schien die Ameise ihre Schritte zurückzuverfolgen. Anstatt irgendwann direkt auf das Nest zuzusteuern, krabbelte sie weiterhin im Zickzack hin und her. Sie brauchte für den Rückweg mehrere Minuten, und Sherlock verlor sie ein paar Mal aus den Augen, als sie anderen Ameisen begegnete. Doch schließlich hatte sie den trockenen Erdhügel erreicht und verschwand durch ein Loch in der Seite.
    »Und was jetzt?«, fragte Sherlock.
    »Achte auf den Honig«, antwortete Crowe.
    Zehn, vielleicht fünfzehn Ameisen hatten mittlerweile den Honig entdeckt und waren dabei, ebenfalls Proben aufzunehmen. Unablässig gesellten sich weitere Ameisen hinzu, während andere sich schon wieder auf den Rückweg machten und die grobe Richtung zum Nest einschlugen.
    »Was fällt dir auf?«, fragte Crowe.
    Sherlock beugte den Kopf tiefer, um die Szene näher zu betrachten. »Die Ameisen brauchen anscheinend immer weniger Zeit, um zurück zum Nest zu kommen«, stellte er erstaunt fest.
    Nach wenigen Minuten hatten sich zwei parallele Linien von Ameisen gebildet, die zwischen Honig und Nest hin- und hereilten. Das zufällige Durcheinanderlaufen war einer zielgerichteten Bewegung gewichen.
    »Gut«, sagte Crowe anerkennend. »Jetzt lass uns ein kleines Experiment versuchen.«
    Er langte in seine Tasche und holte ein Stückchen
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