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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2
Autoren: Andrew Lane
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beunruhigten ihn immer noch.
    Crowe lachte. »Was habt ihr Briten nur immer mit euren Marmeladen-Sandwiches?«, brachte er zwischen dem Gelächter hervor. »Ich wette mit dir, dass in keinem anderen Land der Welt das Essen so viel mit der Nahrung von Kleinkindern gemeinsam hat wie in Großbritannien. Dampfpuddings, Marmeladen-Sandwiches – natürlich mit abgeschnittener Brotkruste – und Gemüse, das so lange gekocht wird, bis es eine einzige verwürzte Pampe ist. Essen, für das man keine Zähne braucht.«
    Sherlock verspürte einen Anflug von Verärgerung. »Ach, und was ist an amerikanischem Essen so toll?«, fragte er und änderte seine Sitzhaltung auf der Steinmauer, auf der er sich niedergelassen hatte. Vor ihm fiel die Landschaft sanft zu einem Fluss in der Ferne ab.
    »Steaks«, sagte Crowe nur. Er stand mit der Brust gegen die Mauer gelehnt, sein kantiges Kinn ruhte auf den verschränkten Armen und sein breitkrempiger Hut schirmte die Augen vor der Sonne ab. Wie gewöhnlich trug er seinen weißen Leinenanzug. »Riesensteaks, über der offenen Flamme gegrillt.
Richtig
gegrillt, so dass es an den Rändern knusprig ist. Und nicht nur über einer Kerzenflamme geschwenkt, wie es die Franzosen machen. Und auch nicht in irgend so einer Brandy-Sahne-Soße ertränkt, wie es ebenfalls die Franzosen machen. Ein Steak richtig zuzubereiten und zu servieren ist nun wirklich kein Hexenwerk. Warum zum Kuckuck bringt das außerhalb der Vereinigten Staaten niemand fertig?« Er seufzte. Seine energiegeladene Gutmütigkeit war plötzlich verflogen und hatte einer bedrückenden Niedergeschlagenheit Platz gemacht.
    »Sie vermissen Amerika?«, fragte Sherlock nur.
    »Ich bin jetzt schon länger von zu Hause fort, als ein Mann sollte. Und ich weiß, dass Virginia ihre Heimat vermisst.«
    Sherlock hatte plötzlich das Bild von Crowes Tochter Virginia vor Augen, wie sie auf ihrem Pferd Sandia ritt, während sich ihr kupferrotes Haar wie ein Flammenschweif hinter ihr herzog.
    »Wann werden Sie zurückkehren?«, fragte er in der Hoffnung, dass es nicht allzu bald sein würde. Er hatte sich inzwischen sehr an Crowe und Virginia gewöhnt, die Teil seines Lebens geworden waren, seitdem man ihn zu Onkel Sherrinford und Tante Anna geschickt hatte.
    »Wenn meine Arbeit hier erledigt ist.« Ein breites Grinsen durchzog Crowes faltiges, wettergegerbtes Gesicht, als sich seine Stimmung mit einem Mal wieder aufhellte. »Und wenn ich denke, dass meine Verantwortung gegenüber deinem Bruder erfüllt ist. Das heißt, wenn ich dir alles beigebracht habe, was ich weiß. Und jetzt lass uns über Ameisen reden.«
    Seufzend fand Sherlock sich damit ab, in den Genuss einer weiteren von Crowes Spontan-Lektionen zu kommen. Ob sie sich nun in der freien Natur aufhielten, in der Stadt oder bei jemandem zu Hause, der große Amerikaner fand immer einen Anlass für eine Frage, eine Problemstellung oder ein Logikrätsel. Und sosehr Sherlock seinen Lehrer auch schätzte, so begann ihm diese Marotte doch allmählich etwas auf die Nerven zu gehen.
    Crowe drehte sich um und ließ den Blick über das Gelände hinter ihnen schweifen. »Ich glaube, ich habe hier irgendwo ein paar von den kleinen Tierchen gesehen«, verkündete er und schlenderte zu einem Haufen trockener Erde, die sich wie ein kleiner Berg aus dem Gras erhob. Crowe konnte ihm nichts vormachen. Vermutlich hatte er die Ameisen bereits auf dem Weg hierher gesehen und sich augenblicklich als Unterrichtsmaterial für die nächste Lektion gemerkt.
    Sherlock sprang von der Mauer und ging zu Amyus Crowe hinüber. »Ein Ameisenhügel«, sagte er ohne große Begeisterung. Winzige schwarze Pünktchen krabbelten scheinbar ziellos auf dem Erdhaufen herum.
    »In der Tat. Das untrügliche Zeichen dafür, dass sich in der Erde darunter jede Menge Tunnel befinden, die die kleinen Krabbler geduldig gegraben haben. Irgendwo da unten sind Tausende winziger Eier versteckt. Alle von einer Königin gelegt, die ihr ganzes Leben unter der Erde verbringt und niemals das Sonnenlicht erblickt.«
    Crowe beugte sich hinunter und winkte Sherlock zu sich heran. »Siehst du, wie die Ameisen sich bewegen?«, fragte er. »Was fällt dir daran auf?«
    Sherlock beobachtete die Tiere einen Moment lang. Es gab keine zwei Ameisen, die in die gleiche Richtung liefen, und darüber hinaus wechselten sie auch noch ohne ersichtlichen Grund ständig die Richtung. »Sie bewegen sich völlig willkürlich«, antwortete Sherlock schließlich.
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