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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2
Autoren: Andrew Lane
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Papier hervor, das etwa die Größe seines Handtellers hatte. Auf halber Strecke zwischen Nest und Honig legte er es auf den Boden. Die Ameisen überquerten einfach das Papier, als hätten sie es nicht einmal bemerkt.
    »Wie kommunizieren sie miteinander?«, wollte Sherlock wissen. »Wie erzählen die Ameisen den anderen im Nest, wo sie den Honig gefunden haben?«
    »Das tun sie nicht«, erwiderte Crowe. »Allein die Tatsache, dass sie mit Honig zurückkehren, ist ein Signal, dass es draußen Nahrung gibt. Aber sie können weder miteinander reden noch Gedanken lesen oder mit ihren winzigen Beinchen die Richtung anzeigen. Nein, da geht etwas sehr viel Clevereres vor sich. Lass es mich dir zeigen.«
    Crowe drehte das Papier rasch um neunzig Grad im Kreis. Die Ameisen, die sich bereits darauf befanden, krabbelten über den Rand und schienen dann orientierungslos auf der Erde umherzuirren. Aber Sherlocks Interesse wurde von etwas anderem gefesselt. Fasziniert beobachtete er, wie die Ameisen, die nun das Papier erreichten, unbeirrt ihren Weg bis zur Mitte fortsetzten. Dort jedoch vollführten sie eine Richtungsänderung von neunzig Grad und marschierten auf ihrem alten Pfad weiter, bis sie den Rand erreichten. Aber kaum hatten sie das Papier verlassen, irrten sie wie die anderen zunächst ziellos umher.
    »Sie folgen einem Pfad«, flüsterte Sherlock. »Einem Pfad, den wir nicht sehen können. Die ersten Ameisen haben ihn irgendwie angelegt, und die anderen folgen ihnen darauf. Und als Sie das Papier umgedreht haben, sind sie dem Pfad einfach weiter gefolgt, ohne zu wissen, dass er nun woandershin führt.«
    »Das ist richtig«, sagte Crowe anerkennend. »Meiner Einschätzung nach handelt es sich um einen chemischen Stoff. Wenn Ameisen Nahrung transportieren, lassen sie eine Spur dieses Stoffes hinter sich zurück. Stell dir das Ganze wie einen Lappen vor, den man mit einer stark riechenden Substanz, wie zum Beispiel Anis, getränkt und an einem ihrer Füße befestigt hat. Die anderen folgen der Anis-Spur, wie Hunde, die die Witterung aufgenommen haben. Die erste Ameise wird zunächst nach dem Zufallsbewegungsprinzip in der Umgebung umherirren, bevor sie zum Nest zurückfindet. Wenn nun mehr und mehr Ameisen Honig finden, werden einige von ihnen längere Wege zum Nest zurücklegen und andere kürzere. Und folgen dann noch mehr Ameisen, werden die kürzeren Wege intensiver mit dem chemischen Stoff markiert, weil die Ameisen auf ihnen schneller zurückkommen, wohingegen der Markierungsduft auf den längeren Zickzackpfaden langsam verschwindet, weil diese immer seltener benutzt werden. Im Endeffekt entsteht so eine fast geradlinige Straße. Was ich durch das Experiment mit dem Papier bewiesen habe. Die Ameisen folgen weiterhin dem markierten Pfad, obwohl dieser sie jetzt nicht mehr zum Nest, sondern davon fortführt. Allerdings nur so lange, bis sie ihre Laufrichtung wieder korrigiert haben.«
    »Unglaublich«, sagte Sherlock leise. »Das war mir bisher gar nicht klar. Es hat überhaupt nichts mit, nun ja … Intelligenz zu tun. Die Ameisen handeln instinktiv und kommunizieren gar nicht miteinander. Aber es sieht wie intelligentes Handeln aus.«
    »Manchmal«, erklärte Crowe, »weist eine Gruppe weniger Intelligenz auf als ein Individuum. Nimm zum Beispiel mal uns Menschen: Die Einzelnen für sich genommen können durchaus clever sein. Doch lass sie alle in einer Menge zusammenkommen, und schon kann ein Tumult entstehen. Vor allem, wenn sie von etwas angestachelt werden. In anderen Fällen kann eine Gruppe eine größere Intelligenz an den Tag legen als ein Individuum, so wie die Ameisen hier oder auch ein Bienenschwarm.«
    Crowe richtete sich auf und klopfte sich den Sand und das Gras von der Leinenhose ab. »Mein Instinkt sagt mir«, fuhr er fort, »dass es bald Zeit zum Mittagessen ist. Meinst du, deine Tante und dein Onkel finden für einen umherstreunenden Amerikaner noch ein Plätzchen an ihrem Tisch?«
    »Was die beiden anbelangt, bin ich sicher, dass sie das tun«, erwiderte Sherlock. »Bei unserer Hauswirtschafterin, Mrs Eglantine, allerdings nicht.«
    »Die überlass ruhig mir. Ich verfüge über unerschöpfliche Charmereserven, die ich jederzeit abrufen kann.«
    Auf ihrem Rückweg schlenderten sie über Felder und durchquerten kleinere Wäldchen. Dabei machte Crowe Sherlock auf essbare und giftige Pilze aufmerksam, um die Lektion von ein paar Wochen zuvor zu vertiefen. Und mittlerweile war sich Sherlock auch
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