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Yoga Bitch

Titel: Yoga Bitch
Autoren: Danijela Pilic
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Bewusstseinserweiterung her: Die Yoga Bitches, die ich kannte, sahen alle verdammt gut und gestählt aus, sie hatten lange Muskeln, straffe Haut und einen schönen Gang. Das ließ sich nicht leugnen.
    Ich schaltete meinen Computer ein und schaute mir noch mal das Foto von der Hochzeit an, mit Extra-Zoom. Dann wählte ich Alevs Nummer und hinterließ folgende Nachricht: »Okay, lass es uns versuchen. Lass uns Yoga ausprobieren.«

3
    »Ich will gar nicht, dass Yoga mein Leben verändert – nur meinen Hintern.«
    Julia Roberts
    Als ich noch überzeugte Yoga-Gegnerin war, ging ich mal mit Sophie in einen Öko-Bio-Supermarkt. Sophie hatte gerade ihre Tapioca-Phase und suchte die Regale ab, ich hingegen hatte zwei Soja-Puddings in der Hand und wollte nur so schnell wie möglich raus, denn in diesen Läden riecht es immer ein bisschen nach Pups. Plötzlich rauschte eine Mitte-Schnitte in Sportklamotten an uns vorbei, sehr hektisch und sehr dicht, als ob unsere Existenz ihren Lebensraum bedrohen würde, drängte sich an uns vorbei und verpasste uns beiden nacheinander eine Ohrfeige mit ihrer aus dem Rucksack ragendenden Yoga-Matte. Wir sahen uns ungläubig an, und bevor ich sie an ihrem Haarknödel packen konnte, war sie schon weg und hatte ihre hässlichen Bio-Äpfel bezahlt. Sophie sah mich nur an und sagte: »Ach, lass sie doch, die Yoga Bitch.«
    Wir bekamen einen Lachanfall, bis uns die Augen tränten und wir nach Luft rangen, ich ließ dabei meinen Soja-Pudding auf den Boden fallen und es war vermutlich das letzte Mal, dass in einem deutschen Öko-Bio-Laden laut gelacht wurde. Jedenfalls benutzten wir seitdem dieses Wort Yoga Bitch ziemlich häufig und frei: Wir nannten Polly so, aber auch Sting und Madonna, jeden eben, der Yoga mit ein bisschen zu viel Ernst und Ehrgeiz betrieb, jeden, der nicht merkte, dass seine Matte im Gesicht anderer Leute ist, jeden, der seine Yoga-Muckis ungefragt und mit jener seltsamen Mischung aus Eitelkeit und Erleuchtung flexte. Die stetig wachsende Zahl der Yoga Bitches in meinem Freundes- und Bekanntenkreis diente mir nun dazu, Sondierungsgespräche mit ihnen zu führen. Die Gespräche waren ertragreich, denn Yoga Bitches reden – wen wundert’s – gerne und ausführlich über Yoga. Das Resultat: Ich entschied mich, nicht in das Yogastudio zu gehen, das mir alle empfahlen.
    »Da gehen aber alle hin«, sagte Rosa.
    »Ich will aber nicht da hingehen, wo alle hingehen. Ich habe keine Lust, dass mir ein potenzieller Flirt dabei zuguckt, wie ich den Fisch mache.«
    »Darum geht’s im Yoga doch gar nicht. Das ist typisch westliches Denken. Ach, mach’ doch, was du willst«, sagte Rosa. Sie machte seit einem Jahr Pilates, mit einem Personal Trainer, die feine Dame.
    Polly versuchte natürlich, Alev und mich für ihr Studio zu gewinnen. Sophie, die mal Yoga gemacht hatte, warnte uns: »Ich habe das mal ausprobiert, zwei Stunden lang, doch es war mir zu Om.«
    Nein, also das ging wirklich nicht. Davon würde ich sofort weglaufen und nie wiederkommen und meine teuren Sportklamotten würden abermals von Motten befallen werden. Zu viel Om musste dringend vermieden werden – das würde mich abturnen wie eine zweiwöchige Weizengras-Kur, so viel war klar.
    Sophie hatte Yoga probiert und aufgegeben, weil sie sich »zu blöd« dafür fand: »Es war eine Qual. Ich war so schlecht. Nach einem Dreivierteljahr kam die Lehrerin zu mir, während ich das einfachste Asana machte, und sagte: ›Du musst das noch nicht können, du bist ja heute das erste Mal da.‹ Danach habe ich aufgegeben.«
    »Das macht ja Hoffnung«, murmelte ich.
    »Ja, alle reden immer davon, wie toll Yoga ist. Aber wie schwer es ist, das sagt einem keiner … Aber ich will dich nicht entmutigen. Ich bin halt ein Spack.«
    »Aber ich doch auch!«, schrie ich.
    »Du probierst das jetzt!«, kommandierte sie und knallte mit der Faust auf den Tisch. »Ich habe keine Lust, dich noch mal ins Taxi zu hieven!«
    Alev war indes sehr beschäftigt und zudem entscheidungsunfreudig, also surfte ich ein bisschen im Netz und beschloss, dass wir Ashtanga-Yoga machen würden. Ich hatte die Yoga-Arten kurz angelesen und verstanden, dass Ashtanga ein körperlich fordernder, anstrengender Zweig ist. Ich interpretierte: Ashtanga ist nicht so langweilig und geatmet und walla-walla und Shanti-chanting. Vielleicht hätte ich mich mehr informieren sollen, aber ich hatte das Gefühl, genug gehört und gelesen zu haben. Ashtanga war gebongt. Ich wollte es
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