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Yendi

Yendi

Titel: Yendi
Autoren: Steven Brust
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Andererseits, Dragaeraner sind Dragaeraner.
    »Wartet mal eben.«
    Morrolan drehte sich seufzend zu mir um. »Ja, Vlad?«
    »Gerade habe ich –«
    »Kann es warten?«
    »Ähm … gehen wir hinein und setzen uns, während ich darüber nachdenke.« Meine Gedanken rasten wie ein Katzentaur. Ich glaube, ich bin gegen einige Leute und Wände gelaufen, bis ich meinen Sessel gefunden habe.
    Mir fiel auf, daß wir in der gleichen Sitzordnung saßen wie damals. Ein Diener brachte Wein. Ich trank ein bißchen, ohne ihn wirklich zu schmecken.
    »Na schön, Vlad«, sagte Morrolan mit Resignation in der Stimme. »Was gibt es?«
    »Ich glaube, ich habe vielleicht gerade herausgefunden, wer dahintersteckt und warum.«
    Plötzlich besaß ich die ungeteilte Aufmerksamkeit.
    »Weiter«, sagte Morrolan.
    »Bei Verra, das ist verwickelt. Aber wenn die Zauberin in Grün so etwas plant, wie könnte es auch anders sein?«
    »Nun, wer ist es?«
    »Laßt es mich mal so sagen: Ich stelle die Vermutung auf, daß die Zauberin in Grün vor zwei oder drei Jahren einen Zwist mit einem gewissen Individuum hatte, mit dem sie bis dahin befreundet gewesen war.«
    Ich wandte mich Sethra zu. »Habe ich recht?«
    Sie machte ein verblüfftes Gesicht. Dann, mit einemmal, begannen ihre Nasenflügel zu zittern, und die Augen wurden ganz groß. Nach einer Weile nickte sie.
    »Das ist es.«
    »Was, Vlad?« fragte Morrolan immer noch ruhig.
    »Das machst du gerne, stimmt’s, Boß, die Leute im unklaren lassen?«
    »Schnauze, Loiosh.«
    »Na gut, ich will es mal so sagen: Angenommen, Norathar ist eben getötet worden, von Morrolan und Aliera. Problem gelöst. Die rechtmäßige Thronerbin wäre also aus dem Weg, richtig? Wer ist die nächste?«
    »Aliera«, antwortete Morrolan.
    »Richtig. Aber dann spricht sich herum, daß sie am Krieg zweier Jhereg beteiligt war. Was dann?«
    »Mmmmm«, machte Morrolan. »Der Rat würde wahrscheinlich –«
    »Nehmen wir weiterhin an, daß der Rat manipuliert wird. Vielleicht nur ein bißchen, vielleicht sehr stark, jedenfalls zieht jemand die Fäden.«
    »Also gut. Dann scheidet Aliera als Erbin aus, wenn du es so haben willst.«
    »Ja. Und nach der gleichen Argumentation auch du, Morrolan. Wer ist der nächste?«
    Sie sahen einander an. »Ich weiß es nicht«, sagte Aliera schließlich.
    »Ich auch nicht. Aber das ist gewissermaßen auch nicht von Belang. Ich bin sicher, daß die Zauberin in Grün es weiß. Wer es auch ist, die Person ist wahrscheinlich nicht einmal an der Sache beteiligt – es ist lediglich jemand, dessen Politik bekannt ist. Kein Dragon will Erbe sein, habt ihr gesagt. Was will aber jeder Dragon gerne werden?«
    »Kriegsherr«, sagte Aliera ohne zu zögern.
    »Eben. Morrolan, wärst du so freundlich, die Liste bringen zu lassen, wenn sie denn fertig ist?«
    »Aber … in Ordnung.« Er konzentrierte sich kurz. »Sie ist auf dem Weg.«
    »Was für eine Liste?« wollte Sethra wissen.
    »Ich hatte Morrolan gebeten, die Namen all derer zu sammeln, die den Zauberer der Athyra für Norathars Prüfung vorgeschlagen haben könnten.
    So«, fuhr ich fort, »wenn Morrolan oder Aliera Imperator wären, hätte jeder den anderen zum Kriegsherrn ernannt, folglich mußtet ihr beide gehen. Norathar war vorher harmlos gewesen, aber da die Dinge nun einmal diesen Verlauf nahmen, war es am sichersten, auch sie auszuschalten.
    Vor dem Interregnum war die Wahl Adrons, wer Kriegsherr wird, wenn er Imperator ist, offensichtlich, deshalb –«
    »Wer?« fragte Cawti.
    »Ich komme gleich darauf. Jedenfalls war es ohne sein Wissen arrangiert worden, daß er zum Erben wird. Als er scheiterte, blieb der Phönix an der Macht, also war kein unmittelbares Problem entstanden. Dann wurde Morrolan Thronerbe, und alles war Tulpe –«
    »Tatsächlich?« fragte Morrolan.
    »Ja – bis Aliera plötzlich da war. Damit war die Person, die unter dir Kriegsherr geworden wäre, draußen. Und was noch schlimmer war, Alieras Politik war falsch. Ihr mußtet beide weg. Baritt, der bis dahin noch willens gewesen war, zu helfen, zog hier einen Schlußstrich. Folglich mußte auch er weg.
    Also machten der künftige Kriegsherr und die Zauberin in Grün, die nicht nur eine Yendi, sondern auch eine gute Freundin war, neue Pläne. Zunächst gaben sie vor, einen Streit zu haben, damit sie niemand miteinander in Verbindung brachte.
    Es dauerte zwei Jahre, bis der Plan gereift war, was für eine Yendi schon ganz schnell ist. Die Tatsache, daß ihr beide euch
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