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Yendi

Yendi

Titel: Yendi
Autoren: Steven Brust
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näherte sich Sethra der Jüngeren und redete leise mit ihr.
    »Ich hab sie, Boß. In der nordöstlichen Ecke.«
    »Gut gemacht.«
    Ich gab die Information an Morrolan weiter, der Sethra die Jüngere in diese Richtung geleitete. Wir anderen näherten uns der Zauberin in Grün und kamen ungefähr gleichzeitig mit Morrolan bei ihr an. Sie schaute ihn an, dann Sethra, dann uns. Vielleicht weiteten sich ihre Augen ein ganz kleines bißchen.
    Morrolan sagte: »Sethra die Jüngere, Zauberin, für die nächsten siebzehn Stunden seid Ihr in meiner Heimstatt nicht willkommen. Danach mögt Ihr wiederkommen.« Er verneigte sich.
    Sie sahen einander an, danach uns. Andere Gäste in der Halle wurden neugierig und spürten, daß etwas Seltsames vor sich ging.
    Sethra die Jüngere wollte etwas sagen, bremste sich dann aber – die Zauberin hatte wahrscheinlich psionisch mitgeteilt, daß es sinnlos wäre zu streiten. Beide verneigten sich.
    Sethra Lavode trat an ihre Namensvetterin heran und legte ihr oberhalb des Ellenbogens die Hand auf den Arm. Sie sahen einander an, doch ihr Gesichtsausdruck war nicht zu entziffern.
    Dann war die Zauberin in Grün abrupt verschwunden. Loiosh kehrte auf meine Schulter zurück, und ich sah Aliera an. Sie hatte die Augen konzentriert geschlossen. Dann verschwand Sethra die Jüngere. Sethra Lavode war mit ihr fort.
    »Was wird sie ihr antun?« fragte ich Morrolan.
    Er zuckte die Schultern und antwortete nicht.
    Da sprach Aliera mit noch immer geschlossenen Augen. » Sie weiß, daß ich sie verfolge. Wenn sie anhält, um die Verfolgung zu unterbrechen, haben wir Zeit, sie einzuholen.«
    »Sie wird sich den abenteuerlichsten Ort aussuchen, den sie findet«, meinte ich.
    »Ja«, stimmte Aliera zu.
    »Soll sie«, sagte Norathar.
    Cawti strich sich mit beiden Händen die Haare zurück, während ich meinen Umhang zurechtrückte. Wir lächelten uns an, als uns klar wurde, was diese Gesten bedeuteten. Dann –
    »Jetzt!« sagte Aliera.
    Ein Ziehen rührte meine Eingeweide durcheinander, und das Schwarze Schloß war verschwunden.
     
     
    Als erstes fiel mir die Hitze auf – marternde Flammen. Ich fing zu schreien an, doch die Schmerzen vergingen, bevor ich richtig loslegen konnte. Anscheinend standen wir mitten in einem Feuer. Irgendwo links von mir sagte eine Stimme trocken: »Schnell reagiert, Aliera.«
    Ich erkannte die Stimme als die der Zauberin in Grün. Sie sprach weiter: »Du kannst deine Teleportsperre ruhig wieder fallenlassen. Ich werde nirgendwo hingehen.«
    Ich schlußfolgerte, daß sie sich während des Teleports geschützt und uns dann in diesen Glutofen gelockt haben mußte. Offensichtlich hatte Aliera es durchschaut und einen Schutzzauber um uns errichtet, bevor wir in Flammen aufgehen konnten.
    »Alles in Ordnung bei dir, Loiosh?«
    »Bestens, Boß.«
    Dann züngelten die Flammen um uns noch einmal hoch und erloschen. Wir befanden uns in einem Raum mit ungefähr sechs Meter langen geschwärzten Wänden. Asche ging uns bis über die Knöchel. Die Zauberin in Grün stand vor uns mit einem Blick, der so kalt war wie das Feuer vorher heiß. In der Hand hielt sie einen schlichten Holzstab.
    »Ihr solltet lieber gehen«, sagte sie kühl. »Ich bin hier von meinen eigenen Leuten umgeben, und ihr werdet kaum etwas machen können, bevor sie hier sind.«
    Ich warf einen Blick auf Aliera.
    Die Zauberin in Grün fuchtelte mit dem Stab herum, und hinter ihr brach die Mauer zusammen. Dahinter konnte ich etwa dreißig Dragaeraner sehen, allesamt bewaffnet.
    »Letzte Gelegenheit«, lächelte die Zauberin.
    Ich hustete. »Sind alle Yendi so melodramatisch«, fragte ich.
    Die Zauberin gab ein Zeichen, und sie traten in die Asche.
    Aliera machte eine Geste, und einen Moment lang standen wir wieder inmitten von Flammen, die dann allmählich erstarben.
    »Netter Versuch, meine Liebe«, meinte die Zauberin. »Aber das hatte ich mir schon gedacht.«
    »Das sehe ich«, gab Aliera zurück. Sie wandte sich an Morrolan: »Willst du sie haben oder ihre Krieger?«
    »Das überlasse ich dir.«
    »Gut, dann nehme ich sie.«
    »Wohlan«, sagte Morrolan und zog Schwarzstab. Ich konnte die Gesichter der Männer und Frauen sehen, die uns gegenüberstanden, als ihnen klar wurde, daß er eine Morgantiklinge führte, noch dazu eine so mächtige, wie sie zweifellos keiner von ihnen je zuvor gesehen hatte. Gelassen ging Morrolan auf sie zu.
    »Denk dran«, erinnerte ich Cawti, »wir sind nur zum Zugucken hier.«
    Sie lächelte
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