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Yendi

Yendi

Titel: Yendi
Autoren: Steven Brust
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für irgendwen sei. Soll ich das glauben? Und, falls ja, soll ich ihn damit davonkommen lassen?
    »Das verstehe ich, Laris. Aber, wenn Ihr mir die Frage gestattet, was, wenn es wieder passiert?«
    Er nickte, als hätte er diese Frage erwartet. »Als mein Freund mir dargelegt hat, daß Ihr seinen Laden besucht habt und dabei äußerst unzufrieden wirktet, wurde mir klar, was ich getan habe. Ich wollte gerade eine Entschuldigung an Euch formulieren, als ich Eure Einladung erhielt. Was nun die Zukunft betrifft – nun, Vlad, falls es soweit kommt, verspreche ich Euch, daß ich Euch konsultiere, bevor ich etwas unternehme. Gewiß können wir etwas aushandeln.«
    Ich nickte bedächtig.
    »Bockmist, Boß.«
    »Hä? Was meinst du?«
    »Dieser Teckla Laris ist kein Teckla, Boß. Er hat gewußt, was er tut, wenn er jemanden in dein Gebiet setzt.«
    »Hmmmja …«
    In dem Moment kamen unsere Pfefferwürste. Laris – und Loiosh – hatten recht: die waren wirklich gut. Sie servierten sie mit grünem Reis an einer Käsesauce. Am Tellerrand lag ein Petersilienzweig, wie in einem Restaurant aus dem Ostreich, aber hier war er in Butter, Zitronensaft und einer Art Rotnußlikör geröstet worden – ein netter Effekt. Die Pfefferwurst bestand aus dem Fleisch von Lamm, Kuh, Kethna und, wie ich glaube, zwei unterschiedlichen Jagdvögeln. Dazu war natürlich auch Pfeffer darin, und zwar schwarzer, roter, weißer und ostländischer grüner Pfeffer (was meiner Ansicht nach ganz vorzüglichen Geschmack bewies). Die Dinger waren so heiß wie Verras Zunge und überraschend gut. Die Käsesauce über dem Reis war zu weich, um der Wurst Paroli zu bieten, aber sie löschte die Flammen ganz gut. Der Wein hätte wohl auch etwas kräftiger sein können.
    Während wir aßen, haben wir nicht gesprochen, daher hatte ich mehr Zeit, mir alles durch den Kopf gehen zu lassen. Wenn ich ihm dies eine Mal seinen Willen ließe, was, wenn er noch mehr wollte? Erst dann gegen ihn vorgehen? Wenn ich ihn die Spielhölle nicht haben ließe, würde ich einen Krieg überstehen können? Vielleicht sollte ich ihm erzählen, ich würde auf seinen Einfall eingehen, damit ich Zeit zur Vorbereitung gewinne, und ihn mir dann greifen, wenn er einen weiteren Schritt unternimmt. Aber hätte er dann nicht auch Zeit, sich vorzubereiten? Nein, wahrscheinlich war er längst bereit.
    Dieser letzte Gedanke war nicht eben beruhigend.
    Laris und ich schoben im gleichen Augenblick unsere Teller beiseite. Wir beobachteten einander. Ich sah alle Anzeichen eines Jhereg-Bosses vor mir – Gerissenheit, Draufgängertum und völlige Rücksichtslosigkeit. Er sah einen Ostländer – klein, kurzlebig, schwach, aber auch einen Auftragsmörder, mit allem, was dazugehört. Wenn er nicht wenigstens ein bißchen besorgt wegen mir war, wäre er ein Narr.
    Und doch …
    Plötzlich wurde mir klar, egal wie ich mich entschied, daß Laris im Wort stand, meine Geschäfte zu übernehmen. Mir blieb die Wahl zwischen Kampf und Aufgabe. Und am Aufgeben war ich nicht interessiert. Der Teil wäre also geklärt.
    Aber das sagte mir noch immer nicht, was ich tun sollte. Würde ich diesem einen Spiel den Betrieb gestatten, könnte es mir Vorbereitungszeit verschaffen. Würde ich es dichtmachen, würde das meinen eigenen Leuten zeigen, daß man mit mir nicht spielen durfte – daß ich das, was mir gehörte, zu halten beabsichtigte. Was von beidem war nun wichtiger?
    »Ich möchte meinen«, begann ich langsam, »daß ich damit leben – noch Wein? Darf ich? Daß ich damit leben kann, wenn Euer Freund in meinem Gebiet sitzt. Sagen wir zehn Prozent? Von den gesamten Einkünften?«
    Seine Augen wurden etwas größer; dann grinste er. »Zehn Prozent, wie? An diese Lösung hatte ich gar nicht gedacht.«
    Das Grinsen wurde breiter, und er schlug mit der freien Hand auf den Tisch. »Also gut, Vlad. Abgemacht!«
    Ich nickte, erhob mein Glas zu einem Toast und trank einen Schluck. »Großartig. Wenn das gut funktioniert, gibt es keinen Grund, warum wir das Experiment nicht ausweiten sollten, hm?«
    »Absolut nicht!«
    »Gut. Ich erwarte das Geld jeweils zur Endwoche in meinem Büro, in den ersten beiden Stunden nach Mittag. Ihr wißt doch, wo mein Büro sich befindet, oder?«
    Er nickte.
    »Gut. Selbstverständlich vertraue ich auf Eure Buchhaltung.«
    »Danke«, sagte er.
    Ich erhob mein Glas. »Auf eine lange und beiderseits profitable Partnerschaft.«
    Er hob das seine. Die Gläser berührten sich und erzeugten dieses
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