Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yendi

Yendi

Titel: Yendi
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
müssen wir vier weitere Vollstrecker auftreiben. Du hast bis morgen um diese Zeit. Zweitens sehen wir uns doch mal an, was wir über Laris’ Einkünfte in Erfahrung bringen und darüber, wo er verwundbar ist.«
    »Geht klar. Können wir uns die zusätzlichen Vollstrecker leisten?«
    »Können wir – eine Weile. Wenn das alles zu lange dauert, müssen wir uns was Neues einfallen lassen.«
    »Meinst du, er läßt uns zwei Tage?«
    »Ich weiß es nicht. Er könnte –«
    Melestav stand in der Tür. »Ich habe gerade eine Meldung bekommen, Boß. Ärger. Bei Nielar.«
    »Was für Ärger?«
    »Das weiß ich nicht genau. Ich hab einen Teil einer Nachricht bekommen, einen Hilferuf, dann wurde der Kerl erwischt.«
    Ich stand auf, lief aus dem Büro und sammelte unterwegs Wyrn und Miraf’n auf.
    »Boß«, rief Kragar, »bist du sicher, daß du nach draußen gehen solltest? Das hört sich an wie eine –«
    »Ich weiß. Geh mir nach und halte die Augen offen.«
    »In Ordnung.«
    »Loiosh, bleib wachsam.«
    »Ich bin immer wachsam, Boß.«

 
     
»DU NIMMST ALSO AN, NICHT MEHR VERFÜGBAR ZU SEIN?«
     
     
    Die Stadt Adrilankha liegt an der Südküste des Dragaeranischen Imperiums. Den größten Teil ihrer Existenz verbrachte sie als Hafenstadt von mittleren Ausmaßen und wurde erst zur Hauptstadt des Imperiums, als die Stadt Dragaera ein blubberndes Meer aus Chaos wurde, an jenem Tag vor vierhundert und ein paar Jahren, da Adron um ein Haar den Thron an sich gebracht hätte.
    Adrilankha ist so alt wie das Imperium. Die eigentlichen Anfänge liegen an einem Punkt, der kürzlich (nach dragaeranischer Zeitmessung) ein Eckpfeiler des neuen Imperialen Palastes wurde. Ebendort traf sich vor Tausenden Generationen Kieron der Eroberer mit den Schamanen und erzählte ihnen, daß sie seinetwegen sonstwohin rennen könnten, er aber würde mit seiner Armee der Völker die Stellung halten und auf die »Ostländischen Teufel« warten. Von dort ging er dann allein einen langen Pfad hinunter, der auf einer hohen Klippe über dem Meer endete. Jene, die es zu ihrem Geschäft gemacht haben, Behauptungen aufzustellen, behaupten, daß er dort bewegungslos fünf volle Tage gestanden habe (daher die dragaeranische Fünf-Tage-Woche) in Erwartung der Ankunft des Volkes der Orca, die Unterstützung versprochen hatten, als die Armee des Ostreichs näher kam.
    Man nannte diesen Ort »Kierons Wache«, bis zum Interregnum, als die Zaubersprüche, die diesen Teil der Klippe davor bewahrten, ins Meer zu stürzen, versagten. Ich habe das immer lustig gefunden.
    Übrigens sind, für all jene, die sich für Geschichte interessieren, die Orca letztlich rechtzeitig gekommen. Als Kämpfer zu Lande waren sie, wie sich herausstellte, völlig nutzlos, aber Kieron hat die Schlacht trotzdem gewonnen und damit die Grundlagen eines Imperiums der Dragaeraner gelegt.
    Eine Schande ist das.
    Der Pfad, den er gewandelt ist, wird noch heute Weg des Kieron genannt, und er führt vom Imperialen Palast durch das Herz der Stadt, vorbei an den Docks, bis er sich schließlich ohne großes Tamtam irgendwo in den Ausläufern der Hügel im Westen der Stadt verzweigt. An einer nicht näher bestimmten Stelle wird der Weg des Kieron zum Unteren Weg des Kieron und verläuft durch einige nicht sonderlich behagliche Gegenden. Irgendwo auf diesem Stück befindet sich die Schenke, die einmal meinem Vater gehört hatte, in der er ein kleines Vermögen aufgebaut hat, welches er später für einen Titel im Jhereg verschleudern mußte. Als Resultat davon bin ich nun ein Bürger des Imperiums und weiß jetzt immer, wie spät es gerade ist.
    Als ich in das Alter kam, in dem ich beschloß, mich dafür bezahlen zu lassen, was ich ohnehin tat (Dragaeraner zusammenschlagen), arbeitete mein erster Boß, Nielar, von einem kleinen Geschäft auf dem Unteren Weg des Kieron aus. Vorgeblich handelte dieses Geschäft mit Narkotika, Halluzinogenen und anderen Zaubermitteln. Tatsächlich wurde dort jedoch fast ohne Unterlaß Shereba gespielt, was er irgendwie jedesmal wieder vergaß, den Steuereintreibern des Imperiums mitzuteilen. Nielar hat mir das System der Handgeldzahlungen an die Phönixwachen beigebracht (da die meisten von ihnen eigentlich Dragon sind, kann man sie nicht für wichtige Dinge bestechen, aber sie spielen genausogern wie jeder andere und mögen Steuern auch nicht lieber als die meisten) und wie man sich mit der Organisation arrangiert, wie man seine Einkünfte vor den Imperialen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher