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Yendi

Yendi

Titel: Yendi
Autoren: Steven Brust
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sturköpfig, was? Sie haben kein Geld, um Titel zu erwerben? Natürlich nicht! Wer würde denen schon eine anständige Arbeit geben, so dreckig wie die sind?
    Ich versuchte, mich davon nicht herunterziehen zu lassen. Cawti versuchte es auch, aber ich sah an ihren Augen, wie sie sich anstrengen mußte, und ich spürte es in ihrem Gang. Eigentlich hätte es mich freuen sollen, wieder hierher zu kommen - ein erfolgreicher Ostländerjunge besucht die Umgebung, aus der er stammt. Das hätte es, aber so war es nicht. Mir war nur schlecht.
    Über dem Geschäft meines Großvaters hing kein Schild, und nichts lag im Schaufenster. Jeder aus der Nachbarschaft wußte, wer er war und was er tat, und er kümmerte sich nicht um die von außerhalb. Die Dragaeraner hatten mit der Hexerei aufgehört, als das Interregnum zu Ende war und die Zauberkraft wieder funktionierte.
    Als ich durch den Türbogen ging (keine Tür), strich mein Kopf gegen ein paar kleine Glocken und ließ sie erklingen. Er stand mit dem Rücken zu mir, doch ich sah, daß er Kerzen machte. Dann drehte er sich um, und sein Gesicht erstrahlte in einem fast zahnlosen Grinsen.
    »Vladimir!« sagte er. Er schaute mich an, lächelte Cawti zu und musterte mich erneut. Wir konnten psionisch miteinander kommunizieren (er hatte es mir beigebracht), aber er weigerte sich, es zu tun, wenn es nicht notwendig war. Psionische Kommunikation ist ihm zu wertvoll, als daß er sie beiläufig verwendet - obwohl er, wie es seine Art ist, mich nie für meinen Umgang damit tadelt. Deshalb machen wir, wenn wir uns unterhalten wollen, jedesmal eine kleine Reise. Und da wir dabei Gegenden durchqueren müssen, in denen ein Ostländer allein in Gefahr ist, und er sich weigert, einen Teleport in Anspruch zu nehmen, verläßt er seine Umgebung selten.
    »Vladimir«, sagte er noch einmal. »Und wer ist das?«
    Loiosh flog herbei, als hätte die Frage ihm gegolten, und glücklich genoß er ein paar Krauler am Hals.
    »Noish-pa«, antwortete ich, »ich möchte, daß du Cawti kennenlernst.«
    Sie knickste vor ihm, und er strahlte über das ganze Gesicht.
    »Cawti«, meinte er. »Hast du einen Familiennamen?«
    »Nicht mehr«, antwortete sie. Ich biß mir auf die Lippe. Eines Tages würde ich sie fragen, was das zu bedeuten hatte, aber nicht jetzt.
    Er bedachte sie mit einem freundlichen Lächeln, dann sah er mich mit einem Zwinkern in den Augen an, und eine dünne weiße Braue zog sich auf der breiten Stirne hoch.
    »Wir möchten gern heiraten«, sagte ich. »Wir wollen deinen Segen.«
    Er kam auf uns zu und umarmte sie, dann küßte er sie auf die Wangen. Danach umarmte er mich. Als er zurücktrat, konnte ich Tränen in seinen Augen erkennen.
    »Ich freue mich für euch«, sagte er. Dann runzelte er kurz die Stirn, aber ich wußte, was er fragen wollte.
    »Sie weiß Bescheid«, sagte ich. »Sie arbeitet in derselben Branche.«
    Er seufzte. »Ach, Vladimir, Vladimir. Sei vorsichtig.«
    »Das bin ich, Noish-pa. Es sieht besser für mich aus. Vor einer Weile hatte ich fast alles verloren, aber jetzt geht es wieder.«
    »Gut«, erwiderte er. »Aber wie kommt es, daß du beinahe alles verloren hast? Das ist nicht gut.«
    »Ich weiß, Noish-pa. Eine Zeitlang haben die Schatten mich abgelenkt, so daß ich das Ziel nicht sehen konnte.«
    Er nickte. »Kommt herein, und eßt etwas.«
    »Danke, Noish-pa.«
    Zaghaft sagte Cawti (und ich glaube, das war das erstemal, daß sie bei irgendwas zaghaft war): »Danke ... Noish-pa.«
    Und als er uns hineinbat, wurde sein Grinsen noch etwas breiter.
    Am folgenden Tag bin ich in Laris' altes Büro eingezogen und habe die Geschäfte in die Hand genommen. Ich traf mich mit Toronnan und machte mich daran, die Kontrolle über Laris' ehemaliges Gebiet an mich zu nehmen - aber das gehört jetzt wirklich nicht hierher. Im übrigen weiß ich, während ich dies erzähle, noch gar nicht, wie alles enden wird, deshalb kann ich es euch vielleicht überhaupt nicht mehr berichten. Ich lasse noch immer nach Wyrn und Miraf'n suchen und habe ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt, folglich erwarte ich, sie in Kürze zu sehen - wie man so sagt.
    Am gleichen Tag, als ich Laris' altes Büro übernahm, hatte ich schließlich die Gelegenheit, für Cawti zu kochen. Und ich muß sagen, ich habe mich selbst übertroffen - Gänsebraten mit ostländischem roten Pfeffer, Kethnaknödel ä la Valabar, in Anis eingelegte ... aber das ist für euch ja gar nicht interessant.
    Ich will aber noch sagen, daß
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