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Xperten 1.2 - Der Mindcaller

Xperten 1.2 - Der Mindcaller

Titel: Xperten 1.2 - Der Mindcaller
Autoren: Hermann Maurer
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Pause fragt sie vorsichtig: »Glaubst du, dass das Kapakapa besondere Eigenschaften hat?«
    »Ja, es ist schwer zu erklären. Aber wenn ich es halte und die Augen schließe, dann ‚sehe‘ oder ‚höre‘ ich eigentümliche Dinge. Selbst wenn ich die Augen nicht schließe, sehe ich oft Gegenstände anders, als sie wirklich sind. Es ist so, als hätte ich ein zusätzliches Sinnesorgan, und manchmal ‚verbindet‘ es mich mit anderen Menschen, mit Mythen, mit der Natur. Ich habe dich, Großmutter, durch mein Kapakapa mehrmals gesehen, und du hast mir zugewunken. Es ist so unglaublich, dass mir auch meine Freunde nicht geglaubt haben, bis sie einen Teil selbst erleben konnten. Glaubst du mir, Großmutter? Hast du je etwas Ähnliches gehört?«

    Die Großmutter schweigt lange. »Ich werde als Zeichen des Respekts für mein Alter inzwischen die ‚Altehrwürdige‘ genannt ... ihr Kinder habt also, wenn ihr mich nur ‚die Alte‘ nanntet, gar nicht so danebengegriffen. Die Altehrwürdigen unter uns geben Informationen über Generationen weiter, aber nur an Auserwählte, eben an die nächste Generation von ‚Altehrwürdigen‘. Daher weiß ich ein bisschen über das Kapakapa, obwohl ich nie geglaubt habe, eines einmal in den Händen halten zu können.«
    Die Großmutter nimmt einen Löffel Suppe bevor sie weiter spricht: »Weißt du, Aroha, warum das eine Ende so eigentümlich geformt ist?«
    »Nein, wir haben uns das auch schon oft gefragt. Es ist, als würde ein Stück fehlen.«
    [35] Kumaras sind die Süßkartoffeln der Südsee. Sie gedeihen auch im Norden von Neuseeland.
    [36] Pastinak ist eine cremefarbige Wurzel, die unter »Parsnip« auch in Nordamerika gegessen wird.
    [37] Das Aluminium ‚Geschirr‘ ist ein Überbleibsel von Take-Away-Dinners, und entspricht nicht ‚ganz‘ der echten Maori Tradition.
    »Ja, so ist es. Dein Kapakapa ist uralt, etwas vom Anfang der Zeit. Die Großen, die Schlanken, die ohne Haare auf dem Kopf, die in diesem Land lebten, lange, lange bevor unsere Leute aus der Südsee kamen, die haben das hergestellt. Dein Stück war einmal mit einem zweiten, kleineren verbunden. Die zwei Teile zusammen sind mächtiger als jedes Einzelteil. Was du hier hast, ist die Hälfte eines ‚Vermittlers‘ oder ‚Mindcallers‘, wie er bei uns genannt wird. Er kann akustische und visuelle Signale (Aroha zuckt zusammen als ihre Großmutter so technische Ausdrücke verwendet ... doch diese lächelt nur verstehend) in einer ungewöhnlichen Form vermitteln, er kann besser als ein Telefon die Verbindung zwischen Menschen herstellen, ja er erlaubt, so sagt man, sogar in gewisser Weise Blicke in die Vergangenheit.«

    Aroha und die drei Freunde sind wie vom Donner gerührt. Sie hatten jahrelang nach Erklärungen gesucht, und Arohas Großmutter weiß darüber Bescheid, so als wäre es »nur« ein anderer Maori-Mythos. Die Großmutter erzählt weiter:
    »Niemand weiß, wann und warum die Kahlköpfigen verschwanden. Niemand weiß genau, welche Artefakte sie hinterließen, und was diese können. Aber es scheint so, dass das Wissen der Kahlköpfigen größer war als alles das, was heute an Universitäten gelehrt wird, nur verwendeten sie offenbar andere Methoden. Hin und wieder wird ein Mindcaller wie dieser gefunden. Du musst dazu noch etwas wissen. Dein Teil des Mindcallers könnte nicht aktiv sein, wenn der zweite Teil nicht auch einen Menschen berührt hat.«
    Aroha wird es schwindlig: » Heißt das, dass jemand anderer den zweiten Teil gefunden hat?«
    »Ja«, antwortet die Großmutter, »aber nachdem dein Mindcaller noch vor kurzer Zeit aktiv war, wird der andere Teil von irgendeiner Person auch manchmal getragen. Du solltest diese Person finden. Die Legenden sagen, dass zwei, die sich so finden, zusammengehören, wie die Teile des Kapakapa.«
    »Aber wie soll ich diese Person finden?«, fragt Aroha.
    »Dein Kapakapa und die Zeit werden dir helfen. Halte jetzt dein Kapakapa fest, schließe die Augen, und stell dir dein Kapakapa vor, wie es ausschauen würde, wenn der fehlende Teil eingesetzt ist.«
    Aroha kann das vollständige Kapakapa deutlich ‚sehen‘, und dann auch Vater Himmel, Mutter Erde, einen Teil der Höhle ... und plötzlich, von weit weg ‚hört‘ sie plötzlich eine neue Stimme, fragend:
    Aroha?
    Sie zuckt zusammen und öffnet die Augen: »Von weit weg, aber von dieser Insel, hat mich jemand beim Namen gerufen«, flüstert sie.
    »Du erinnerst dich doch, was dein Name bedeutet, oder«,
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