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Xperten 1.2 - Der Mindcaller

Xperten 1.2 - Der Mindcaller

Titel: Xperten 1.2 - Der Mindcaller
Autoren: Hermann Maurer
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alten Auto von Mike und fahren nach Norden. Aroha wird von der Großmutter mit einer langen Umarmung empfangen, die Freunde herzlichst begrüßt. Von allen Seiten laufen Kinder her, um die ‚Fremden‘ auch zu sehen. Aroha erkennt einige, doch es sind viel mehr als beim letzten Mal, kommt ihr vor.

    Als Aroha dann Zeit hat, sich ein bisschen umzusehen, ist sie angenehm überrascht. Alles schaut neuer, frischer aus, als sie es in Erinnerung hat. Das Versammlungshaus ist in der traditionellen Ockerfarbe gestrichen, die ausgebrochenen Stücke von Paui Muscheln sind ersetzt, der Boden ist teilweise erneuert. Selbst die Hühnerställe scheinen neu zu sein, die staubigsten Stellen des Marae sind asphaltiert, neue Büsche und Bäume sind gepflanzt.
    Sie muss nicht lange fragen, um die Erklärung zu erhalten. Die Siedlung erhielt eine substantielle Summe, als sie bereit war, als Kolhanga Reo, als ‚Maori Sprachnest‘ zu fungieren. Darum also auch die vielen Kinder! Die Eltern von vielen Nachbarorten schicken jetzt ihre Kinder hier her, damit sie hier alte Maori-Kultur und die Maori- Sprache lernen können.
    Und Großmutter schaut, so kommt es Aroha vor, jünger und energiegeladener aus. Sie genießt es, noch einmal als weise Kepa ein Vorbild und eine Lehrerin der alten Traditionen sein zu können.
    Für den Abend ist ein großes Hangi 34 geplant, um die Heimkehr Arohas zu feiern. Die Männer und Burschen zünden ein Feuer an, um die Steine, auf denen das Essen gegart werden wird, auf mehrere hundert Grad zu erhitzen. Das Fleisch wird inzwischen hergerichtet: Lamm, Wildschwein und normales Schweinefleisch. Aroha und ihre Freunde helfen den Frauen einen Sack voll von Gemüse vorzubereiten. Kartoffel, Kumaras 35 , Pastinak 36 , und Kürbis. Dann wird ein Fleisch-Gemüse Gemisch in Aluminiumgeschirr 37 gefüllt, zugedeckt und ist damit soweit, dass man es in die mit heißen Steinen ausgelegte Grube stellen kann.
    Dazu werden die einzelnen ‚Schüsseln‘ noch in ein Drahtgestell geschoben, dann wird das Ganze vorsichtig in die Grube gelassen, alles wird mit nassen Säcken zugedeckt und schließlich mit Erde übrschüttet. Nun gart das Gemisch längere Zeit, ohne wertvolle Geschmackstoffe zu verlieren.
    Neben der Erdgrube wird in Töpfen über offenem Feuer eine Fischsuppe mit vielen Arten von einheimischen Muscheln und Meerestieren gekocht. Es beginnt verführerisch zu duften!
    Langsam wird es dämmrig. Ein Gesang, im Rhythmus von Holztrommeln, schwillt immer stärker an, als mehr und mehr Trommeln die Stimmen auffordern, lauter zu singen. Aroha und ihre Freunde sitzen, umgeben von alter Musik, nur da und dort unterbrochen durch das Schlürfen einer Suppe, das Auslöffeln des weich gegarten Fleisches und Gemüses. Wie der sanfte Abendwind, so weht auch die Musik durch den Marae auf das Meer hinaus. Die jungen Männer und Mädchen beginnen ihre traditionellen Tänze.

    An diesem Abend ist die Welt wie sie sein soll. Mehr ist nicht notwendig. Mit ein wenig Wehmut denkt Marcus an sein stattliches Haus auf Great Barrier Island. Wird es ihm je gelingen, dort eine Dorfstimmung wie diese verwirklichen zu können? Wird ihre ‚Kolonie‘ von Sonderbegabungen je so zusammen wachsen wie die alten Maori Gemeinschaften?
    Die Musik, der Tanz und die Umgebung rühren Aroha wie seit Jahren nichts mehr. Sie lehnt sich an Großmutter an und spricht mit ihr flüsternd. Die Freunde hören schweigend zu.
    »Großmutter, es gibt ein Geheimnis, das nur wenige Freunde kennen. Ich möchte es auch dir erzählen, wenn es dir recht ist.«
    »Ich werde gerne alles hören, was du mir erzählen willst«, lächelt die Großmutter.
    Aroha setzt fort: »Als ich zuerst in die Stadt gekommen bin, da war ich sehr, sehr einsam. Ich bin oft, meist per Autostop, in die Waitakeres gefahren. Oberhalb des Karekare Strandes habe ich ein ‚verborgenes Tal‘ entdeckt. Das Herz des Tales ist ein natürlich entstandener Raum aus Büschen und Bäumen, ich habe ihn für mich die ‚Kathedrale‘ genannt und zunächst niemandem gezeigt. Offenbar ist dort seit langer Zeit kein Mensch mehr gewesen. Es schien fast wie ein heiliger Platz, und ....«
    [34] Ein Fest, bei dem ein Essen aus Fleisch und Gemüse in einem Erdloch gekocht wird, wie es überall im Südpazifik in Varianten üblich ist.
    »Und?«, sagt die Großmutter als Aroha zögert.
    »Und dort habe ich das gefunden«, sagt Aroha und zieht das Kapakapa heraus.
    Die Großmutter schaut es genau an. Nach einer langen
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