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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme
Autoren: Stephen Baxter
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ob er sie überhaupt besaß. Er ließ die Düsen einmal kurz feuern. Der Gleiter erhob sich ruhig in die Luft.
    Dzik redete noch immer. »Das superflüssige Helium muss entscheidend sein für die mobile Phase der Wesen, ihrer ›Tier‹-Phase. Superflüssigkeit bietet große mechanische Vorteile; in der Mikrogravitation sind Heliumpumpen imstande, durch die Ausnutzung kleinster Temperaturunterschiede große Massen Eis zu bewegen.« Er lachte. »He, über die zukünftige Finanzierung werden wir uns wohl keine Sorgen machen müssen. Das ganze System wird uns die Tür einrennen, um das zu sehen – wenn wir einen Weg finden, die Ökologie zu schützen…«
    »Richtig.« Mit dem Verniertriebwerk steuerte Poole den Gleiter in engen Kurven um das gestürzte Wesen und warf mit kurzen Stößen des Haupttriebwerks vorsichtig Wellen im Eis auf. »Und wenn es uns nicht gelingt, lassen wir das verdammte Wurmloch eben implodieren. Wir werden auch woanders Geld für die Cauchy auftreiben.«
    Die Unterhaltung zog sich noch für eine Weile hin.
    Poole brauchte fünf oder sechs Umkreisungen, bis er mit dem Hügel zufrieden war, den er erschaffen hatte.
    Dann entfernte er sich vorsichtig von Alaska.
    * * *
    Die Sonne tauchte unter der sich drehenden Welt weg. Ein Schatten fiel auf Sculptor. Blut pulsierte durch ihn. Mit neuer Energie bohrten die Wurzeln sich in den Boden.
    Konsolidierung.
    Der zu keiner Bewegung mehr fähige Sculptor schaute zum Ort hinüber, an dem die Sonnen-Person gestanden hatte. Das Eis war geschmolzen, verdampft, ineinander geflossen, die Hügel abgetragen.
    Doch dafür hatte die Sonnen-Person einen neuen Hügel gebaut, der Sculptor nun Schatten spendete. Die Sonnen-Person hatte Sculptor irgendwie verstanden und ihm geholfen. Nun war die Sonnen-Person gegangen, zurück zur Welt, von der sie stammte.
    Sculptors Gedanken wurden unscharf und gerieten ins Stocken. Das Bewusstsein schien sich auszudehnen und die langsame knirschende Drehung der Welt und das Pulsieren seines erstarrenden Pflanzen-Körpers zu umfassen.
    Sein Name schmolz dahin.
    Seines Vaters Gesicht zerbrach, und die Bruchstücke fielen in Dunkelheit.
    Am Ende war nur noch ein gezackter Rand des Bewusstseins übrig, ein Splitter aus Emotion, der das lodernde Bild der Sonnen-Person durchbohrte.
    Es war kein Hass, auch keine Abneigung. Es war Neid.

Eve sagte: »Als Poole und seine Gefährten das Sonnensystem erschlossen – als sie die relative Isolation früherer Jahrhunderte überwanden –, leuchteten sie die dunklen Winkel der Menschheitsgeschichte mit einem hellen Licht aus. Pass auf…«

Der Logik-Pool
    A.D. 3698

    Diesmal würde er den Himmel erreichen. Dieses Mal, bevor er durch die Rodung gekappt würde…
    Hinter ihm ragte ein starker Baum axiomatischer Systeme mit ausladender Krone empor. Als er sich umschaute, fiel der Blick auf Schössling-Zwillinge, die sich an ausgewählten Punkten verzweigt hatten. Hauptsächlich handelte es sich um dürre, unansehnliche Strukturen. Sie breiteten sich weiträumig aus und infiltrierten den Pool mit ihrem Geflecht aus Logik. Fast empfand er Mitleid mit den schwindsüchtigen Formen, während er auf einem gesicherten breiten Wachstums-Pfad aufwärts schritt…
    Eben nur fast. Wo der Himmel so nah war, hatte er weder Zeit für Mitgefühl noch für andere Wahrnehmungen. Wachstum und Expansion lautete die Devise.
    Die Rodungen erfolgten nach keinem erkennbaren Schema. Immerhin hatte er noch bruchstückhafte Erinnerungen an seinen letzten Geburtstag. Bestimmt war er noch nie so hoch aufgestiegen, und die logische Kraft des Baums hatte ihn noch nie so stark durchdrungen wie in jenem Moment. Er barst schier vor Energie.
    Nun tauchte etwas vor ihm auf: Ein neues Postulat hing über ihm wie eine pralle Frucht. Er näherte sich ihm vorsichtig und erfreute sich an seiner ebenso kompakten wie eleganten Form.
    Die Fasern seines Seins pulsierten, als die paar starken Axiome im Kern seiner Struktur diese neue Aussage zu integrieren versuchten. Aber es gelang ihnen nicht. Sie konnten es nicht. Die neue Aussage war unbestimmt, und er war von seiner Anlage her auch nicht in der Lage, sie zu deduzieren.
    Seine Erregung wuchs. Die neue Hypothese hatte einen einfachen Ausdruck, dafür weitreichende Konsequenzen. Er würde ihre Struktur absorbieren und sich erneut in einen Schössling-Zwilling aufspalten; in der Gewissheit, dass, welchem Wahr-Falsch-Ast sein Bewusstsein auch folgte, er sich weiterhin an üppigem Wuchs und
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