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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux
Autoren: Stephen Baxter
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Baumstamm, dessen Krone abrasiert worden war. Nach dem Ausfall der Anker-Bänder mußte das Rückgrat noch einen bedeutenden Beitrag zur Verankerung der Stadt im Magfeld geleistet haben, denn nun schwankte das quaderförmige Oberteil, dessen Luken noch vom grünen Schimmer der Holz-Lampen erhellt wurden, wie die Parodie eines Kopfes.
    Die Struktur würde diese Belastung nicht lange aushalten.
    Die nun nutzlosen Kernstoff-Ankerbänder rissen und wirbelten davon. Die Klarholz-Blase, in der das Stadion sich befunden hatte, platzte. Die Palastgebäude auf der Oberseite, die mit dem Miniaturwald und den Parkanlagen wie buntes Spielzeug wirkten, rutschten fast graziös in die Luft und hinterließen eine blanke Holzfläche.
    Und nun riß die Stadt selbst auf, als ob vermodertes Holz zerfiel.
    Die Struktur spaltete sich entlang der Hochachse, wobei Pall Mall, die zentrale strukturelle Schwachstelle, die Trennlinie bildete. Aus den aufgerissenen Straßen und Gebäuden wurden Luft-Wagen und Menschen in die Luft gespült. Der Markt öffnete sich wie das Ei einer Spin-Spinne, und das große Exekutions- Rad rollte in die Luft.
    Die Geräusche von berstendem Holz und abscherendem Kernstoff übertönten gnädig die Schreie der Menschen.
    Adda versuchte sich den Schrecken der Bürger vorzustellen; manche von ihnen hatten vielleicht noch nie die Stadt verlassen, und nun wurden sie mitsamt ihren nutzlosen Besitztümern in die Luft geschleudert.
    Nun löste Parz sich vollends auf. Die Stadt war nur noch eine Ruine. Die Wolke aus Trümmern, Holz, Kernstoff und zappelnden Menschen entfernte sich vom amputierten Rückgrat und dehnte sich dabei aus.
    Adda schloß die Augen. Das große Sterben war vorbei. Es lag etwas Heroisches in der Art, wie die Stadt den zerstörerischen Bestrebungen der Xeelee Widerstand geleistet hatte, obwohl die Aktionen der Xeelee eine Leistung darstellten, der in gewisser Weise ebenfalls Respekt gebührte.
    »Adda.« Farr zupfte ihn am Ärmel und wies in die Luft.
    Adda schaute in die angegebene Richtung. Zuerst sah er überhaupt nichts – nur das hellrote Glühen am Nördlichen Horizont und das Chaos in der gelben Luft…
    Dann wurde ihm bewußt, daß der Junge auf etwas zeigte, das nicht mehr da war.
    Die Sternenhämmer waren verschwunden.
    Adda fiel ein Stein vom Herzen. Vielleicht würde die Menschheit doch überleben.
    Doch dann wirbelten weitere Feldlinien-Fragmente auf sie zu und unterbrachen seinen Gedankengang; Adda packte den Jungen an der Hand und griff nach Bzyas Kokon.

28

    DAS INTERFACE GLÜHTE.
    Das Geschrei riß Borz aus einem tiefen Schlummer. Er streckte sich und hielt verärgert Ausschau nach der Ursache der Störung.
    Dann zog er den Luft-Hut aus dem Gürtel und setzte ihn auf den Kopf. Im Grunde brauchte er den Hut gar nicht, aber er verlieh ihm etwas mehr Autorität gegenüber den räuberischen Oberströmlern, die hier ihr Unwesen trieben…
    Das Interface glühte. Die Kanten, welche die vier Dreiecke einfaßten, leuchteten feldlinienblau, und zwar so intensiv, daß er die Augen zukneifen mußte. Die Zwischenräume selbst schienen nun mit einer Haut aus goldenem Licht überzogen, in dem das gelbe Mantel-Licht, die Feldlinien und er selbst sich spiegelten.
    Borz verspürte eine tiefe, abergläubische Ehrfurcht.
    Von den Schweinen, die sich im Mittelpunkt des Tetraeders befunden hatten, war nichts mehr zu sehen. Und die Habseligkeiten – Kleidung, Werkzeuge und Waffen –, die mit Stricken und in Netzen am Rahmen befestigt gewesen waren, trieben nun in der Luft. Ein Seil driftete an ihm vorbei. Er griff danach und begutachtete es: der Strick war versengt.
    Die Leute, Erwachsene und Kinder gleichermaßen, flohen vom Interface. Sie schrien und wimmerten vor Angst. Borz hielt zusammen mit ein paar anderen Erwachsenen die Stellung.
    Das Interface war schon seit vielen Generationen nicht mehr in Betrieb gewesen – seit den Kern-Kriegen nicht mehr. Jeder wußte das. Doch nun war es offensichtlich wieder aktiv. Aber weshalb? Und was würde wohl herauskommen, fragte Borz sich, während er sich die trockenen Lippen leckte und die Poren im Gesicht sich weiteten.
    Allmählich erlosch das Licht in den Zwischenräumen. Sie wurden wieder transparent. Das Glühen des Tetraeder-Rahmens wich einer düsteren Schwärze.
    Das Interface war wieder tot, nur ein Gitter in der Luft. Borz spürte einen Anflug von Bedauern; diese Farben und dieses Licht hatte er noch nie gesehen.
    Die Schweine befanden sich nicht
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