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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux
Autoren: Stephen Baxter
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schlängelte –, blinkte im langsamen Rhythmus.
    Hork nickte. »Ich glaube, ich weiß, was das ist. Auf diese Art ist die Sternen-Quelle entstanden.« Er zeichnete die Wurmloch-Strecke mit dem Finger nach. »Siehst du, Dura? Als du die Hebel betätigt hast, muß dieses Wurmloch sich geöffnet haben. Es hat Materie aus dem Herzen des Sterns zur Kruste befördert. Das Kern-Material muß in der Niederdruck-Umgebung sofort explodiert sein und ungeheure Energien freigesetzt haben.«
    Dura kam das alles irreal vor; sie hatte den Eindruck, als ob Hork am anderen Ende eines langen, dunklen Korridors stünde.
    »Am Nordpol müssen sich riesige Maschinen befinden, die diese Energie umwandeln – die Diskontinuitäten-Triebwerke, von denen Karen Macrae gesprochen hat und die den Stern antreiben.« Sein Blick schweifte in die Ferne. »Dura, eines Tages müssen wir zu diesen Maschinen gelangen. Und ich frage mich, wie es den Kolonisten ergangen ist, als das Wurmloch ›rülpste‹…«
    Dura kam es so vor, als ob alle Farbe aus Horks Gesicht gewichen wäre; selbst die leuchtende Karte an der Wand des Tetraeders hatte eine bräunliche Färbung angenommen, und sie hatte einen merkwürdigen, schalen Geschmack im Mund.
    Ihr wurde bewußt, wie erschöpft sie war. Sie würde später noch genügend Zeit zum Pläneschmieden und Träumen haben. Im Moment sehnte sie sich nur in die relative Vertrautheit und Sicherheit des ›Schweins‹ zurück, nach Nahrung und Schlaf.
    Eine Wolke aus süßlich riechenden Schweine-Winden hüllte sie ein, als sie das Schiff betrat.

    Er berührte Farrs Arm. »Warte. Wir halten hier. Das ist weit genug.«
    Farr machte einen verwirrten Eindruck. Scheinbar wie von unsichtbarer Hand geführt machte er noch ein paar Schwimmstöße und kam schließlich zum Stillstand. Er ließ den Kokon los und betrachtete die zu Klauen verkrampften Hände.
    Adda entfernte sich ein Stück vom Kokon und verharrte dann in der Luft; zum erstenmal seit dem Ausbruch der Katastrophe gönnte er sich eine Pause. Das Magfeld stützte ihn zwar, wurde aber dennoch von Turbulenzen geschüttelt. Die zuvor nur leichten Schmerzen im ganzen Körper hatten sich nun zu echten Beschwerden ausgewachsen. Er sog die feuchte Polar-Luft in die Lunge und spürte, wie die viskose Substanz in der Lunge und in den Kapillaren brannte. Er erinnerte sich an die düstere Prophezeiung der unglücklichen Deni Maxx: daß sein Körper nach dem Kampf mit der Luft-Sau nie wieder den vollen pneumatischen Druck erzeugen würde. Nun, heute hatte diese Diagnose ihre Bestätigung erfahren.
    Die demolierte Stadt erschien nun so klein, daß man sie fast mit der Hand umschließen konnte. Das lange, grazile Rückgrat erstreckte sich immer noch von der Basis zum UnterMantel. Die Oberstadt wurde von einer Wolke aus Trümmern und Flüchtlingen verhüllt.
    Die Sternenhämmer der Xeelee jagten noch immer durch den Mantel, und ein tödlicher Regen aus Feldlinien ging um sie herum nieder.
    Die Augen fielen ihm zu; Müdigkeit und Schmerz ergriffen Besitz von seinem Bewußtsein und blendeten die Welt aus. Dies war die schlimmste Begleiterscheinung des Alters: der Körper versagte allmählich den Dienst und isolierte ihn von der Welt und den anderen Menschen und sperrte ihn statt dessen in das winzige, enge Gefängnis seiner Schwäche ein. Gerade jetzt, wo der Mantel seine größte Krise durchlebte…
    Hat auch sein Gutes, wenn mein Leben nun zu Ende ist, sagte er sich grimmig; dann erlebe ich es wenigstens nicht mehr, wenn es noch schlimmer kommt.
    »…Adda.« Es lag mehr Erstaunen als Furcht in Farrs Stimme. »Sieh dir die Stadt an.«
    Adda sah zuerst den Jungen an und drehte dann unter Schmerzen den Kopf in Richtung des entfernten Parz.
    Die Stadt hatte sich bereits weit von ihrer ursprünglichen Position über dem Pol des Magfelds entfernt und neigte sich zusehends. Nun beschleunigte diese Drift sich noch. Parz jagte wie eine riesige Spin-Spinne mit seiner lebenden Fracht durch die Luft. Es hatte eine bizarre Ästhetik, sagte Adda sich, wie ein Reigen. Dann ertönte ein krachendes Geräusch, das so laut war, daß es selbst bis hierher trug; es hörte sich an wie brechende Knochen. Holzsplitter wirbelten um die Nahtstelle zwischen der Stadt und dem Rückgrat – die Splitter mußten die Dimensionen von Luft-Wagen haben, wenn sie auf diese Entfernung noch zu erkennen waren.
    Das Rückgrat war abgebrochen.
    Es blieb in den Tiefen des polaren Magfelds stecken, wie ein riesiger
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