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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux
Autoren: Stephen Baxter
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verdammten Monster aus der Vergangenheit interessieren mich nicht. Für mich gibt es nur mein Volk – Farr, meine Familie und den Rest der Menschlichen Wesen. Ich werde sie nicht wegen eines antiken Konflikts opfern; nicht solange ich die Hoffnung habe, die Dinge in andere Bahnen zu lenken.«
    Karen Macrae öffnete wieder den großen, verzerrten Mund; als sie sprach, sah Dura, daß ihre Lippen nicht exakt mit den raschelnden Worten synchronisiert waren.
    Die Zeit ist lang in unserer virtuellen Welt. Dennoch geht sie zu Ende. Die Störfälle haben uns beschädigt. Einige haben bereits ihre Kohärenz verloren.
    Brecht den Flug ab. Wir wollen nicht sterben.
    Schaudernd schloß Dura die Augen. Die Kolonisten hatten ihre Handlungsfähigkeit verloren. Deshalb hatten sie Sternen-Menschen – sie – an diesen Ort gebracht, um ihre Welt zu retten.
    Sie schaute Hork an. Er grinste und warf den Kopf zurück wie ein Tier. »Sehr gut, Oberströmlerin. Anscheinend bin ich überstimmt, und das nicht zum erstenmal – obwohl ich mich sonst nicht davon beeindrucken lasse. Wir sind auch Menschen, trotz unserer unterschiedlichen Herkunft, und wir müssen handeln, anstatt uns als Bauern in einem Krieg zu opfern, mit dem wir nichts zu tun haben. Tu es!« schrie er.
    Sie schrie auf; sie fühlte sich entrückt und benommen. Dann riß sie mit aller Kraft an den Hebeln.
    Eine rote Lohe schoß aus der Unterseite der Sternkarte.

27

    BLAUES XEELEE-LICHT ERHELLTE die Luft. Bruchstücke von Feldlinien gingen wie ein Hagelschauer über Adda nieder. Er schwamm mit aller Kraft und schlug trotz der Schmerzen in Rücken und Beinen Haken, um dem tödlichen Regen zu entkommen. Doch nicht einmal auf das Magfeld war noch Verlaß; Intensität und Flußrichtung änderten sich von einem Augenblick zum andern, und er mußte sich laufend einen neuen Weg durch die tödlichen Feldlinien-Fragmente bahnen.
    Schließlich erreichte er einen ruhigeren Abschnitt. Er drehte sich und kam zum Stillstand. Dann schaute er zur Stadt zurück, die nun etwa tausend Mannhöhen entfernt war. Die große hölzerne Konstruktion kippte; das Magfeld hatte seine stützende Funktion verloren. An der Haut ging es noch immer zu wie in einem Taubenschlag; Trümmer und Menschen trieben in der Luft. Adda erinnerte dieser Anblick an Insektenschwärme, die über ein verendendes Tier herfielen. Von Farr war nichts zu sehen.
    Adda ließ den Blick über die obere Unterstadt schweifen, wo das Krankenhaus sich befand. Er machte Bewegung in der Bresche aus, die in die Haut geschlagen worden war, doch Farr sah er nicht. Verdammt, verdammt… Er hätte den Jungen nicht loslassen sollen; er hätte ihn aus der Stadt und dem verdammten Krankenhaus zerren sollen, bis entweder die Kräfte ihn verließen oder die Stadt auseinanderbrach. Ich bin ein alter Mann, verdammt. Er hatte genug erlebt und gesehen. Nun wollte er sich nur noch ausruhen. Vorher hatte er aber noch etwas zu erledigen. Kopfschüttelnd ging er in den Sturzflug und schwamm zur stöhnenden Stadt zurück.
    Aus dem Krankenhaus zur Allgemeinen Wohlfahrt wurden noch immer Patienten evakuiert. Wieder ertönte eine dumpfe Explosion in den Tiefen der Stadt, doch wie Adda ungläubig feststellte, schauten die Helfer kaum auf. Am liebsten hätte er diese tapferen, verrückten Leute angeschrien und sie mit Ohrfeigen in die Realität zurückgeholt.
    Es kehrten nun keine Wagen mehr zur Anlegestelle zurück. Nichtsdestoweniger schleppte ein Pfleger ein hilfloses Bündel unbestimmten Alters und Geschlechts zur Bresche in der Haut. Der Helfer verließ hinter dem Patienten die Stadt, packte mit beiden Händen die Bandagen und zog den Verwundeten von der kollabierenden Stadt weg. Beim Helfer handelte es sich um einen jungen Mann, dessen nackte Haut mit verschlungenen Symbolen bemalt war. Es handelte sich offensichtlich um einen der Aerobaten, der an den heute stattfindenden Spielen hätte teilnehmen sollen; statt dessen war er hier und barg einen halbtoten Patienten aus der sterbenden Stadt. Adda betrachtete das Gesicht des Jungen und fragte sich, wie der Aerobat sich nun fühlte, wo sein Traum von Ruhm und Reichtum wie eine Seifenblase zerplatzte; doch er sah nur Müdigkeit, Verständnislosigkeit und Entschlossenheit.
    »Adda!«
    Das war Farrs Stimme. Adda schaute blinzelnd in die düstere Abteilung.
    »Adda – du mußt mir helfen…«
    Dort. Farr befand sich im hinteren Bereich der Abteilung und schwebte über einem Patienten, dessen massige Gestalt in
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