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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss
Autoren: Stephen Baxter
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und so weiter, ohne Ende.«
    Jaens Augen funkelten. »Ich frage mich, wie die Bewohner solch großer Kerne wohl aussehen, wie sich die Gravitationschemie unter derartigen Bedingungen auswirken könnte…«
    Rees zuckte die Achseln. »Vielleicht schicken wir eines Tages ein Schiff los, um es herauszufinden. Um den Kern der Kerne zu finden… aber man könnte diese Fragen auch mit weniger Aufwand beantworten.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Nun, falls unser neuer Nebel wirklich auf einen größeren Kern zustürzt, müßte man diesen Vorgang meßtechnisch nachweisen können. Gezeiteneffekte, zum Beispiel – wir könnten Hypothesen zu Masse und Aussehen des großen Kerns aufstellen, ohne ihn überhaupt selbst zu sehen.«
    »Und mit diesem Wissen könnten wir ganze Bündel von Theorien über die Struktur dieses Universums verifizieren…«
    Nun lächelte Rees; ein Teil seiner alten intellektuellen Zuversicht war wieder da und richtete ihn auf.
    Aber wenn sie sich nicht verpflegen konnten, waren all diese Träume nur Schäume.
    Durch das Schleudermanöver am Kern vorbei hatte das Schiff einen enormen Geschwindigkeitszuwachs erfahren und drang innerhalb von Stunden in den galaktischen Leerraum ein. Seitdem waren fünf Schichten vergangen… doch sie hatten noch weitere zwanzig vor sich. Würde die fragile soziale Struktur des Raumers so lange halten?
    Eine knochige Hand legte sich auf seine Schulter. Hollerbach stieß sein hageres Gesicht vor und schaute aus dem Fenster. »Wundervoll«, murmelte er.
    Rees sagte nichts.
    Hollerbach ließ die Hand auf Rees’ Schulter liegen. »Ich weiß, wie du dich fühlst.«
    »Das Schlimmste ist«, meinte Rees, »daß die Passagiere noch immer mich für unsere Schwierigkeiten verantwortlich machen. Mütter halten mir bei meinen Rundgängen anklagend ihre hungrigen Kinder entgegen.«
    Hollerbach lachte. »Rees, das darf dich nicht kümmern«, sagte er trocken. »Du hast nach wie vor den tapferen Idealismus deiner Jugend – den Idealismus, den du ins Erwachsenenalter mitgenommen hast und der dich dazu veranlaßt hatte, durch das Zusammengehen mit den Wissenschaftlern während der Revolution dein eigenes Leben zu riskieren. Doch jetzt bist du zu einem Mann geworden, der erkannt hat, daß die oberste Priorität das Überleben der Rasse ist… und du hast gelernt, diese Disziplin auf andere zu übertragen. Das hast du mir mit deinem Sieg über Gover bewiesen.«
    »Mit seiner Ermordung, meinst du wohl.«
    »Wenn du die Handlungen, zu denen du gezwungen warst, nicht bedauern würdest, wäre mein Respekt für dich auch weit geringer.« Der alte Mann drückte Rees’ Schulter.
    »Wenn ich nur sicher sein könnte, daß ich das Richtige getan habe«, haderte Rees. »Vielleicht schicke ich diese Leute mit falschen Versprechungen in den Tod.«
    »Nun, die Dinge stehen gut. Die Navigatoren haben mir versichert, daß unser Manöver am Kern erfolgreich war, und daß wir uns auf dem richtigen Kurs auf unsere neue Heimat befinden… Und wenn du noch ein günstiges Vorzeichen suchst…« Hollerbach deutete nach oben. »Schau mal da rauf.«
    Rees sah in die angegebene Richtung. Die wandernde Walschule zog sich als eine Schicht schlanker, geisterhafter Formen von links nach rechts über den Himmel. An der Peripherie dieses Stroms erkannte er Scheibenwesen, Himmelswölfe mit fest geschlossenen Mäulern und andere, noch exotischere Kreaturen, die alle stetig ihrer neuen Heimat zustrebten.
    Im Nebel mußte es noch mehr von diesen riesigen Schulen geben: nacheinander verließen sie die sterbende Gaswolke, ihre verstreuten Silhouetten hoben sich gegen das düstere Glühen des Nebels ab. Bald, überlegte Rees, würde jedes Leben aus dem Nebel verschwunden sein… außer ein paar verankerten Bäumen und den stationären Überresten menschlicher Zivilisation.
    Da lief eine leichte Bewegung durch den Strom der Wale. Drei der großen Tiere drifteten mit schlagenden Flossen aufeinander zu, bis sie sich in einem großräumigen, elegischen Tanz über- und umeinander herum bewegten. Schließlich rückten sie so dicht auf, daß ihre Flossen sich verfingen und ihre Körper sich berührten; es schien, als ob sie zu einem einzigen Wesen verschmolzen wären. Der Rest der Schule trieb respektvoll um die Triade.
    »Was machen sie denn da?«
    Hollerbach lächelte. »Ich kann es natürlich nur vermuten – und in meinem Alter überwiegend aufgrund meiner Erinnerung –, aber ich glaube, daß sie sich paaren.«
    Rees holte tief
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