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X 7 antwortet nicht

X 7 antwortet nicht

Titel: X 7 antwortet nicht
Autoren: Stefan Wolf
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ausstellen. Und bevor der Dieb in der Prärie untertaucht,
hast du... He! Willi! Doch nicht wirklich?“
    „Glaubst du, ich mache Witze? Meine
Kamera! Fast neu! Ein Geschenk meiner lieben Eltern. Ein Farbfilm ist drin. Mit
allerbesten Schnappschüssen drauf. Wie soll ich denn jetzt den ersten Preis
kriegen — oder, meinetwegen, den dritten?“
    „Beruhig dich erst mal. Hier, trink!“
Tarzan hielt ihm sein Limonadenglas hin.
    Klößchen gehorchte und trank. Ob ihn
der Zitronensaft beruhigte, blieb fraglich.
    „Nun erzähl! Aber kurz.“
    „Es war der Widerling vom Ententeich.
Er hat meine Kamera vom Pfosten genommen — und weg war er.“
    „Verdammt! Ihr habt ihn gesehen. Ich
kenne ihn nicht. Wie sieht er aus?“
    Gaby sagte: „Ungefähr einsachtzig,
schlank, beiger Freizeitanzug, schwarzes Hemd, etwa 35 Jahre — der Mann, meine
ich — , rotblonde, kurze Haare und ein winkliges, verkniffenes Gesicht mit 10
000 Sommersprossen.“

     
    „Lady“, sagte Tarzan, „Ihre
Beobachtungsgabe ist umwerfend. Ich reite jetzt zum Ausgang, denn das ist
bestimmt auch sein Weg. Kommen Sie, bitte, mit der nächsten Postkutsche nach.“
    Er zischte zur Schwingtür und hindurch,
nahm fünf Stufen Holztreppe mit einem Satz, landete im Sand der Main-Street und
rannte in Richtung Ausgang.
    Ein beträchtliches Stück lag vor ihm.
Doch er verschärfte das Tempo. Nicht umsonst war er ein hervorragender
Sportler, ein As im Judo und ein toller Läufer mit unglaublicher Ausdauer.
    Einige Leute sahen ihm erstaunt nach.
    Ein Spaßvogel rief: „Zu den Toiletten
geht’s in die andere Richtung.“
    Im Slalom spurtete er durch eine
Reisegruppe, dann war er am Ausgang.
    Jede Wette, dachte er, während er sich
neben dem Tor postierte, daß der Kerl noch nicht durch ist. Himmel, Diebe sogar
hier! Nicht zu fassen! Und eigentlich merkwürdig. Klößchen hängt an seiner
Kamera. Nun gut! Und seiner superreichen Eltern schenken ihm bestimmt keinen
Schund. Aber sooo wertvoll ist sie nun auch wieder nicht. Also bestimmt kein
Reizmittel für Diebe. Warum hat der Widerling das getan? Er muß uns doch
gefolgt sein, muß Klößchen beobachtet haben. Nur, um ihm eins auszuwischen?
    Tarzans Atem beruhigte sich. Der
hochgewachsene Junge lehnte am Torpfeiler. Scheinbar gleichgültig musterte er
die Besucher, die den Park verließen.
    Es waren nur wenige.
    Jetzt, am frühen Nachmittag eines Freitags,
verließ dieses Freizeitwunderland nur, wer was noch Besseres vor — oder
wirklich keine Zeit mehr hatte.
    Eine Mutter schubste zwei kleine Jungs
vor sich her, die unbedingt noch bleiben wollten.
    Ein verliebtes Pärchen strebte dem
Parkplatz zu. Sie hatten nur Augen füreinander und von den Attraktionen (Zugnummern) vermutlich überhaupt nichts gesehen.
    Die Reisegruppe näherte sich. Es waren
ältere Leute mit müden Beinen und bestimmt keine Fans (Anhänger) von
Wildwasserfahrten. Auf sie warteten ein klimatisierter Bus und der zweite Teil
einer Kaffeefahrt.
    Gibt es noch einen anderen Ausgang?
überlegte Tarzan. Nein!
    Im selben Moment sah er den Kerl.
    Gabys Beschreibung paßte wie die Faust
aufs Auge. Er mußte es sein.
    Leichtfüßig kam er daher, mit etwas
hochgezogenen Schultern. Seine Hände waren leer.
    10 000 Sommersprossen? Mindestens 15
000! dachte Tarzan. Aber seine bittere Miene ist jetzt beinahe fröhlich.
    Als der Mann durchs Tor wollte, stand
Tarzan vor ihm.
    „Moment, bitte! Sie wurden beobachtet,
als Sie bei der Ponyranch eine Kamera gestohlen haben. Wo ist sie?“
    Der Mann blieb stehen, starrte ihn an
wie vom Donner gerührt.
    „Was? Bist du übergeschnappt?“
    „Keineswegs. Ich wiederhole: Sie wurden
beobachtet, als Sie meinem Freund Willi Sauerlich die Kamera entwendeten. Geben
Sie sie zurück, und wir sehen — vielleicht — von einer Anzeige ab.“
    „Du bist tatsächlich übergeschnappt“,
stieß der Kerl durch die Zähne.
    Seine beinahe fröhliche Miene war jetzt
wieder verbiestert. Argwöhnisch blickte er über die Schulter zurück. Aber nur
zwei alte Leutchen waren in der Nähe — und kümmerten sich um nichts.
    „Von deiner Beschuldigung, Junge,
stimmt kein Wort. Wie kannst du sowas aus der Luft greifen? Ich — und eine
Kamera stehlen? Lächerlich! Ich habe ja selbst eine. Und eine Schmalfilmkamera.
Wer will mich denn beim Diebstahl beobachtet haben? Stell mich dem Augenzeugen
gegenüber! Dann wird sich schnell erweisen, daß er mich verwechselt hat. Und
jetzt belästige mich nicht länger! Ich habe es eilig. Ich
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