Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
X 7 antwortet nicht

X 7 antwortet nicht

Titel: X 7 antwortet nicht
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
jaulte auf. Beleidigt zog er sich
ein paar Meter zurück.
    „Nicht doch, Robert!“ sagte die Frau.
„Der Hund kann doch nichts dafür. Woher soll der wissen, daß er uns belästigt?
Ist ja ein bildschöner Spaniel. Bleib hier, Ballerina!“
    Doch Ballerina, die Pudelhündin,
unternahm einige zierliche Tanzschritte in Oskars Richtung. Dann wurde sie von
ihrer hellblauen Lederleine gebremst.
    Oskar schlug einen Bogen. Raffiniert
versuchte er, sich von der anderen Seite zu nähern. Begrüßen, beschnuppern und
ein bißchen herumtollen war schließlich das mindeste, was man voneinander
erwarten durfte.
    Aber wieder vertrat ihm dieser Grobian
den Weg.
    In diesem Moment knackten die Büsche in
Richtung Ponyranch. Zweige teilten sich. Klößchen kämpfte noch mit einigen, die
dornig waren und sich festhaken wollten. Aber dann gelang ihm der Durchbruch.
    „Hallo!“ rief er, wobei er sich Schweiß
aus den Augen wischte. „Hat hier nicht eben ein Spaniel gejault und... Oskar!
Da bist du ja!“
    Pustend blieb er stehen.

    Der Mann machte eine komische Bewegung
— fast so, als wollte er im Laufschritt abhauen. Doch dann setzte er den
startbereiten Fuß auf den Boden zurück. Mit verbissener Miene lehnte er sich
ans Geländer.
    Oskar spielt verrückt, dachte Klößchen.
Der ist ja ganz närrisch. Einfangen kann ich den nie. Das schafft Gaby am
besten.
    Beide Hände an den Mund gelegt, wandte
er sich in südwestliche Richtung, wo hinter jungen Birken der Kuppelturm des
Kinos aufragte.
    „Pfote!“ brüllte er. „Hierher! Ich habe
ihn.“
    Er ließ die Hände sinken, wandte sich
den beiden Erwachsenen zu und erklärte: „Er ist uns nämlich weggelaufen, der
Schlingel.“
    Die Frau lächelte. Ihre Pudelin stand
auf den Hinterbeinen und lehnte sich straff in die Leine.
    Der Mann verkniff seine Miene, als
hätte er ein paar Lappen Gesichtshaut zuviel.
    Dann kam Gaby über die Wiese. Sie
rannte, was die Beine hergaben. Und beinahe wäre sie ausgerutscht — trotz der
griffigen Profilsohle ihrer Turnschuhe. Die Leine nebst Halsband hatte sie sich
als Gürtel um die Hüften geschlungen, obwohl die weißen Jeans so eng saßen, daß
sie bestimmt nicht rutschen würden.
    „Gott sei Dank!“ rief sie. „Ein Glück,
Willi! Wie hast du ihn denn gefunden? Ging ja sehr schnell!“
    „Och“, meinte Klößchen. „Das liegt nur
an meinem überwältigend guten Spürsinn.“
    Er zog ein — ziemlich weiches — Stück
Schokolade aus der Tasche, schob es in den Mund und leckte dann die Finger ab.
    Gaby hatte sich die Leine von der
Taille gewickelt.
    „Oskar, komm her! Jetzt machen wir das
Halsband ein Loch enger.“ Sie lockte ihn. „Hoffentlich hat er Sie nicht belästigt“,
sagte sie zu der Frau. „Er ist ein lieber Kerl, aber immer noch verspielt.“
    „Meine auch!“ erwiderte die Frau.
    Oskar zeigte wenig Neigung, sich
anleinen zu lassen, gehorchte aber schließlich. Gaby machte ihn fest.
    Beide Hunde standen sich dann, nur um eine
Armlänge getrennt, gegenüber. Beide balancierten auf den Hinterbeinen, bei
straff gespannter Leine. Schwänze wedelten. Vorderpfoten ruderten in der Luft,
als wollten Spaniel und Pudelhündin sich umarmen. „He! Was machst du da?“
brüllte plötzlich der Grobian.
    „Schnappschüsse!“ erwiderte Klößchen
lachend. Zum fünften Mal drückte er auf den Auslöser. „Klasse werden die.
Einfach herzig! Damit kriege ich den ersten Preis — oder wenigstens den dritten
beim Fotowettbewerb der Tageszeitung. Aber was ist denn, mein Herr? Bleiben Sie
doch im Bild!“
    Doch der Mann sprang zur Seite, als
befürchte er, Klößchens Kamera werde sich gleich in eine Maschinenpistole
verwandeln.
    „Macht nichts!“ grinste Klößchen. „Alle
sind drauf. Gruppenbild mit Menschen — so werde ich’s nennen. Da könnte man
meinen, der Fotograf wäre ein Hund.“
    „Wahrscheinlich ein fetter Mops!“ sagte
der Mann giftig.
    Bekümmert sah Klößchen ihn an. „Das war
aber nicht sehr nett. Komm, Gaby, wir gehen.“
    Er schloß die Ledertasche seiner
Kamera.
    Sie gingen zum Kiosk zurück.
    Oskar leistete anfänglich Widerstand.
Gaby schimpfte mit ihm. Dann trottete er ergeben neben ihnen her. Allerdings
sah er sich alle hundenasenlang um, und sicherlich würde er mehrere Nächte von
Ballerina träumen.
    „Die Frau war ja ganz nett“, sagte
Gaby. „Aber so ein blöder Kerl!“
    „Mich mit einem Mops zu vergleichen,
ist eine Gemeinheit. Ich wäre viel eher ein Windhund.“
    „Na ja!“ meinte Gaby.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher