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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sein!
    Coppelstone ergriff die zweite Lampe und warf sie in hohem Bogen in die Öffnung direkt hinter Reeves.
    Der Reverend schrie entsetzt auf, warf sich zurück und schlug die Arme über den Kopf, während Buchanan mit weit ausgestreckten Armen nach der Lampe sprang und versuchte sie aufzufangen. Er verfehlte sie und schlug schwer zu Boden, und im gleichen Moment schoss eine zehn Fuß hohe brüllende Stichflamme aus der Öffnung im Boden. Der gesamte Tank bebte. Die Druckwelle riss auch die beiden Missgestalteten von den Füßen und trieb Coppelstone noch weiter auf die Kante zu. Vergeblich versuchte er sich an dem glatten Eisen festzuklammern. Seine Hände fanden keinen Halt. Er schlitterte über den Rand – und schlug so schmerzhaft auf den eisernen Treppenstufen auf, dass ihm übel wurde. Erst nach fünf oder zehn quälenden Atemzügen hatte er sich wieder so weit erholt, dass er sich aufrichten und nach Reeves und den anderen sehen konnte.
    Aus der Öffnung im Tankdeckel loderten zwei Meter hohe orangerote Flammen. Die Hitze war selbst hier fast unerträglich. Trotzdem waren weder Reeves noch die beiden Missgestalteten von der Öffnung zurückgewichen, sondern mühten sich mit vereinten Kräften ab, das eiserne Handrad zu drehen. Offensichtlich hatten sie vor, das Gatter zu schließen, um die Flammen auf diese Weise zu ersticken. Dabei musste das Metall glühen und die Luft, die sie atmeten, so heiß sein, dass sie ihre Kehlen versengte. Der dritte Mann lag neben ihnen am Boden und rührte sich nicht mehr. Vielleicht hatte er durch die pure Wucht der Explosion das Bewusstsein verloren, oder er war tot.
    Ein Schuss krachte, und nur einen Sekundenbruchteil später schlug eine Kugel Funken sprühend unmittelbar neben Coppelstones Gesicht gegen das Eisen und heulte davon. Coppelstone drehte erschrocken den Kopf und sah, dass Buchanan sich auf ein Knie erhoben hatte und mit einem Gewehr auf ihn zielte. Hastig zog er den Kopf ein, und die nächste Kugel zischte so dicht über ihn hinweg, dass er den Luftzug spüren konnte!
    »Coppelstone!«, brüllte Buchanan. »Ich kriege Sie!« Zu den anderen gewandt, brüllte er: »Schließt das Gatter! Ich hole ihn mir!«
    »Erschießen Sie ihn, Buchanan!«, schrie Reeves zurück. Seiner Stimme waren die furchtbaren Schmerzen anzuhören, die er leiden musste. »Er darf nicht entkommen!«
    Coppelstone kroch einige Stufen weit auf Händen und Knien in die Tiefe, bis er es wagte, sich aufzurichten und gebückt die Treppe hinunterzustürmen. Das Metall kam ihm noch heißer vor als zuvor. Trotzdem presste er sich mit der Schulter dagegen, während er weiterrannte, denn auf der anderen Seite gähnte ein geländerloser, hundert Fuß tiefer Abgrund.
    Buchanan schoss zweimal von oben auf ihn, ohne zu treffen, dann hatte Coppelstone den Tank das erste Mal umrundet und die Treppe als Schutz über sich. Buchanan fluchte, gab noch einen dritten, sinnlosen Schuss ab und setzte dann zur Verfolgung an. Coppelstone konnte am rasenden Hämmern seiner Schritte hören, dass er sich viel schneller bewegte als er. Er erhöhte ein wenig sein Tempo, wagte es aber nicht, auch nur annähernd so rasch auszugreifen wie Buchanan.
    Der Sheriff holte ihn ein, als er auf der Höhe des ersten Fensters angekommen war. Ein Schuss krachte. Die Kugel verfehlte Coppelstone um Haaresbreite, prallte unmittelbar neben seinem Gesicht gegen das Glas und heulte als Querschläger davon. » Halt! «, donnerte Buchanan.
    Coppelstone stolperte noch ein paar Schritte weiter, blieb dann aber stehen und drehte sich mit erhobenen Armen herum. Ein Teil seines Verstandes versuchte ihm klarzumachen, dass er besser beraten wäre weiterzulaufen, denn eine Kugel zwischen die Schulterblätter war mit Sicherheit gnädiger als alles, was Buchanan und Reeves ihm antun würden. Aber er hörte nicht darauf. Jede Sekunde, die er länger am Leben blieb, wog alles auf, was danach kommen würde. Er hatte nie gewusst, dass er solche Angst vor dem Tod hatte.
    Buchanan stand nur wenige Stufen über ihm. Sein Gesicht war blutüberströmt, und seine Kutte wies zahlreiche Brandflecken auf, doch das Gewehr in seinen Händen deutete, ohne zu zittern, auf Coppelstones Gesicht.
    »Sie Narr!«, flüsterte er hasserfüllt. »Sie abgrundtief dummer, dummer Mensch! Wissen Sie überhaupt, was Sie da beinahe getan hätten? Wissen Sie überhaupt, was Sie da um ein Haar angerichtet hätten?! «
    Die beiden letzten Worte schrie er, doch Coppelstone antwortete
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