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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Angst.
    Coppelstone hatte die Pfütze erreicht, ließ sich in respektvollem Abstand davor in die Hocke sinken und riss sein Sturmfeuerzeug an. Mit weit ausgestrecktem Arm hielt er die Flamme über die Flüssigkeit.
    Reeves kreischte. » Coppelstone! Was tun Sie?! «
    Die Pfütze fing Feuer, noch bevor die Flamme sie berührte. Offenbar waren selbst die Dämpfe, die die Flüssigkeit abgab, schon hochbrennbar.
    » Coppelstone! «, brüllte Reeves mit sich überschlagender Stimme. » Was tun Sie?! Was tun Sie da?! «
    »Ich sorge dafür, dass wir gemeinsam zur Hölle fahren, Reeves«, antwortete Coppelstone. Sehr viel leiser, fast nur flüsternd, fügte er hinzu: »Und ich löse mein Versprechen ein, Morrison.«
    Die Flammen breiteten sich rasend schnell aus, verwandelten die Pfütze in einen lodernden Feuersee und rasten nach rechts und links, bis der gesamte Tank von einem feurigen Ring umgürtet war, aber sie huschten auch in Windeseile an seiner Wand in die Höhe, bis sie das Fenster erreichten. Sie schlugen nicht nach innen, bildeten aber eine lodernde Fackel, wie die Lüftung eines gigantischen Hochofens. Die Hitze stieg rasend schnell, und die Luft wurde schon nach wenigen Augenblicken so schlecht, dass Coppelstone kaum noch atmen konnte.
    »Coppelstone, sind Sie wahnsinnig!«, brüllte Reeves. »Sie bringen uns um! Hören Sie? Wir sterben!« Der Rest seiner Worte ging in einem gequälten Husten unter.
    Tatsächlich musste die Hitze dort oben noch viel grausamer sein als hier unten, und wenn nicht sie, so würde der Sauerstoffmangel Reeves und die anderen binnen weniger Minuten töten. Aber mich vermutlich auch, dachte Coppelstone. Er hatte zunehmend Mühe sich auf den Beinen zu halten. Die Hitze raubte ihm fast das Bewusstsein, und die Flammen zehrten den Sauerstoff hier drinnen rasend schnell auf. Halb blind und ununterbrochen hustend taumelte er zu Buchanans Leichnam zurück und fiel neben ihm auf die Knie.
    Dem Toten die Kutte auszuziehen, überstieg fast seine Kräfte, und als er sie überstreifte, wurde ihm für einen Moment schwarz vor Augen. Vielleicht verlor er auch tatsächlich für wenige Sekunden das Bewusstsein, denn als er die Augen wieder aufschlug, erstrahlte das gesamte Silo in einem grellen, rot lodernden Feuerschein. Der Tank war fast bis zu halber Höhe von Flammen umgeben, und das Fenster musste wohl doch geplatzt sein, denn aus der Öffnung ergoss sich ein grell lodernder Wasserfall aus flüssigem Feuer über seine Flanke.
    Coppelstone wollte atmen, aber er konnte es nicht. Seine Lungen füllten sich mit Feuer, nicht mit Luft, und als er nach dem Gewehr griff, war das Metall so heiß, dass es seine Finger verbrannte. Trotzdem hielt er die Waffe eisern fest, und irgendwoher nahm er nicht nur die Kraft, sich in die Höhe zu stemmen und auf den Ausgang zuzutaumeln, sondern sogar noch die Geistesgegenwart, die Kapuze hochzuschlagen.
    Das Brüllen der Flammen war so ohrenbetäubend geworden, dass es jeden anderen Laut einfach verschluckte. Coppelstone sah aus tränenverschleierten Augen, dass die Tür unter einer Folge harter, rasch aufeinanderfolgender Schläge erzitterte, hörte aber nichts außer dem Brausen und Tosen der Feuersbrunst. Mit allerletzter Kraft zog er den Riegel zurück und stürzte den Männern, die die Tür aufrissen, in die Arme.
    Hinter ihm loderten die Flammen zu noch grellerer Glut auf, als frischer Sauerstoff durch die Tür hereinströmte. Ein Chor von Schreien gellte in seinen Ohren, und zahllose Stimmen begannen gleichzeitig auf ihn einzureden.
    »Feuer!«, stammelte er. »Feuer! Alles … brennt. Der Reverend … Er ist … noch dort … drinnen …«
    Die Worte hatten genau die Wirkung, die er erhofft hatte. Einige Männer zerrten ihn rasch vom Eingang fort, die meisten verloren jedoch schlagartig das Interesse an ihm und versuchten ins Innere des Silos zu gelangen, wurden jedoch von der intensiven Hitze zurückgetrieben.
    »Was ist passiert?«, schrie eine Stimme. »Wo ist der Reverend!?« Starke Hände ergriffen ihn bei den Schultern und begannen ihn wild hin und her zu schütteln. » Wo ist der Reverend?! «
    Coppelstone hob stöhnend die Arme vor das Gesicht, damit man ihn nicht erkannte. Er hustete, spuckte Rauch und schwarzen Schleim aus, dann wurde die Übelkeit mit der Wucht einer Explosion übermächtig. Er konnte sich gerade noch losreißen und herumdrehen, bevor er sich übergeben musste.
    Hinterher fühlte er sich keineswegs besser, sondern noch
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