Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür. Er erinnerte sich, dass es eine sehr stabile Tür war, sodass er nicht unmittelbar damit rechnen musste, dass jemand hereinkam – doch was nutzte ihm das? Auf diese Weise kam er auch nicht hinaus.
    Er brauchte eine Waffe.
    Buchanans Gewehr fiel ihm ein. Er sah sich nach der Leiche des Sheriffs um, ging hin und hob die Waffe auf, wobei er es sorgsam vermied, Buchanans zerstörtes Gesicht allzu genau zu betrachten. Mit dem Gewehr in der Hand fühlte er sich etwas sicherer, sagte sich aber zugleich auch selbst, dass dieses Gefühl wohl eher auf Wunschdenken beruhte denn auf Überzeugung.
    Das Hämmern gegen die Tür wurde lauter, und eine Stimme schrie: »Reverend! Sheriff! Ist alles in Ordnung?«
    »Keine Sorge!«, schrie Coppelstone zurück. »Wir hatten Probleme, aber nun haben wir die Situation wieder unter Kontrolle!«
    Er hoffte, dass die Tür und die Lautstärke, mit der er schrie, seine Stimme hinlänglich verzerrten, damit die Lüge nicht sofort auffiel. Zumindest wurde die Tür nicht gleich eingeschlagen, und selbst das Hämmern hörte auf, doch nach einem Moment drang Reeves’ Stimme aus der Höhe des Silos herab:
    »Coppelstone? Sind Sie das?«
    »Erwarten Sie noch andere Gäste?«, schrie Coppelstone zurück.
    Einige Sekunden lang herrschte verblüfftes Schweigen, dann rief Reeves: »Was ist mit Buchanan passiert? Haben Sie ihn getötet?«
    Coppelstone schwieg. Er dachte immer verzweifelter nach, kam aber einfach zu keinem Ergebnis. Und das, zu dem er hätte kommen können, war niederschmetternd: Es war alles umsonst gewesen. Seine Lage hatte sich keinen Deut verbessert.
    »Sie haben ihn getötet«, fuhr Reeves fort, als er nicht antwortete. »Sie versetzen mich immer mehr in Erstaunen, Mister Coppelstone. Aber was haben Sie jetzt vor? Sie können uns nicht alle erschießen – ich nehme doch an, Sie haben sich Buchanans Gewehr bemächtigt?«
    »Kommen Sie herunter, und Sie finden es heraus!«, rief Coppelstone zurück. Er war sich darüber im Klaren, dass das ein Fehler war. Auch nur mit Reeves zu reden, bedeutete bereits Schwäche einzugestehen. Er musste irgendetwas tun. Ein Ablenkungsmanöver.
    »Sie haben keine Chance, Mister Coppelstone«, fuhr Reeves fort. »Dort draußen sind Dutzende von Männern, und selbst wenn Sie an ihnen vorbeikämen, hätten Sie nichts gewonnen. Das Tal wimmelt von Suchtrupps. Sie haben Hunde und Gewehre.«
    Coppelstone fragte sich, ob das, was für ihn galt, möglicherweise auch auf Reeves zutraf. Vielleicht hatte er Angst.
    »Das kann schon sein!«, rief er. »Aber wenn ich hier nicht mehr lebend herauskomme, dann Sie auch nicht! Ich schwöre Ihnen, dass ich Sie mitnehme!«
    Sein Blick tastete über den Boden, über die allmählich größer werdende Pfütze der grün leuchtenden Flüssigkeit und glitt dann an dem plätschernden Rinnsal empor, das seinen Ursprung in dem geborstenen Fenster hatte. Ein verzweifelter Plan nahm allmählich hinter seiner Stirn Gestalt an.
    »Das wäre höchst unerfreulich!«, rief Reeves. »Für uns beide, meinen Sie nicht, Mister Coppelstone? Hören Sie mir zu! Ich mache Ihnen einen Vorschlag!«
    »Sie schießen sich freiwillig eine Kugel in den Kopf, und dafür bekomme ich freies Geleit?« Coppelstone legte das Gewehr aus der Hand und begann in seinen Taschen zu suchen.
    Reeves überging seine Worte. »Sie wissen, dass Sie hier nicht lebend herauskommen!«, sagte er noch einmal. »Und ich traue Ihnen umgekehrt durchaus zu, noch mehr Schaden anzurichten!«
    Ganz genau das hatte Coppelstone vor. Er hatte gefunden, wonach er gesucht hatte, und stand langsam auf.
    »Ich brauche einen Nachfolger für Buchanan!«, fuhr Reeves fort. »Und wer wäre besser dazu geeignet als der Mann, der ihn getötet hat? Überlegen Sie es sich, Coppelstone! Ich meine es ehrlich! Ich habe kein Interesse an Ihrem Tod!«
    Coppelstone war nicht sicher, dass Reeves’ Vorschlag wirklich ernst gemeint war. Reeves war komplett wahnsinnig, davon war er mittlerweile felsenfest überzeugt. Vielleicht hatte der Kontakt zu den uralten Mächten , von denen er ständig sprach, seinen Geist auf die Dauer genauso deformiert, wie er die Körper der Männer dort unten in den Höhlen zerstört hatte.
    »Wie ist es?«, schrie Reeves. Seine Stimme klang schrill. Sie zitterte. »Überlegen Sie es sich, Coppelstone! Keiner von uns hat irgendetwas zu gewinnen, wenn wir uns weiter bekämpfen. Wir können nur verlieren!« Er hatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher