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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er in dem gleichen, unveränderten Ton gesagt, mit dem er auch zu Coppelstone gesprochen hatte, sodass fast eine Sekunde verging, ehe die beiden Missgestalteten hinter ihm darauf reagierten. Dann aber ergriffen sie Coppelstone mit roher Kraft an den Oberarmen und schleiften ihn auf das Gatter zu. Coppelstone versteifte sich, doch die beiden schienen seinen Widerstand gar nicht zu spüren. Mit drei, vier raschen Schritten zerrten sie ihn zum Rand des grün brodelnden Rechteckes und machten sich daran, ihn in die kochende Flüssigkeit hinabzustoßen.
    Ein bleicher Schemen tauchte aus der Tiefe des Tanks empor, barst in einer schäumenden Explosion durch die Oberfläche und griff mit beiden Händen nach den Beinen des Mannes zu Coppelstones Linken. Der Angriff kam so blitzartig, dass der Mann nicht einmal Widerstand leistete oder auch nur um sein Gleichgewicht rang, sondern einfach nach vorne gerissen wurde und dicht neben Morrison in der brodelnden grünen Flüssigkeit verschwand.
    Coppelstone warf sich mit einer verzweifelten Bewegung zurück und riss sich dabei mehr aus Zufall los. Der Mann neben ihm stürzte, glitt auf der Kante aus und geriet mit einem Bein bis über das Knie in die kochende Flüssigkeit. Er kreischte vor Schmerz schrill auf. Seine Kleider und sein Schuh schwelten, als er das Bein zurückriss.
    Auch Coppelstone war gestürzt, stemmte sich nun mühsam auf Hände und Knie hoch und sah Buchanan mit hassverzerrtem Gesicht auf sich zustürmen. Er rechnete damit, dass Buchanan nach ihm treten würde, wie er es vorhin mit Morrison getan hatte, und zog instinktiv den Kopf zwischen die Schultern, doch stattdessen riss Buchanan ihn mit einer kraftvollen Bewegung in die Höhe; vielleicht, um ihn endgültig in den Tank zu werfen. Coppelstone wehrte sich jedoch nicht, sondern sprang im Gegenteil in die Höhe, womit er nun Buchanan vollkommen überraschte und halbwegs aus dem Gleichgewicht brachte. Er versetzte ihm einen zusätzlichen Stoß, der ihn ein paar Schritte weit zurücktaumeln ließ, fuhr herum und stürzte auf die Treppe zu.
    Die beiden grotesk entstellten Männer versuchten ihm den Weg zu versperren. Irgendwie gelang es Coppelstone, ihnen auszuweichen, doch er hatte in der ganzen Aufregung den Reverend vergessen, und Reeves packte ihn blitzschnell am Arm, als er vorbeistürmte. Zwar gelang es Coppelstone noch einmal, sich loszureißen, aber er verlor das Gleichgewicht, machte noch einen ungeschickten, stolpernden Schritt und schlug der Länge nach hin. Auf dem Rücken liegend, schlitterte er auf den Rand der eisernen Plattform zu und sah sich schon hundert Fuß weit in die Tiefe stürzen, kam dann aber im allerletzten Moment direkt zwischen den beiden Petroleumlampen zur Ruhe.
    Ihm war trotzdem klar, dass er nur wenige Sekunden gewonnen hatte. Einer von Reeves’ Truppe wälzte sich noch immer am Boden und umklammerte stöhnend sein Bein. Reeves selbst blickte nur in seine Richtung und machte keine Anstalten, ihm zu folgen. Die beiden anderen jedoch humpelten mit grotesken, trotzdem aber alles andere als langsamen Schritten auf ihn zu, und auch Buchanan stemmte sich bereits wieder in die Höhe.
    Coppelstones Blick streifte eine der beiden Lampen, zwischen die er aufgeschlagen war. Blindlings griff er nach einer Lampe und schleuderte sie in Richtung der beiden Missgestalteten. Er traf nicht, aber seine Attacke war trotzdem nicht ganz erfolglos: Die Lampe flog in hohem Bogen über seine Gegner hinweg und erlosch, noch bevor sie auf der anderen Seite des Tanks in die Tiefe stürzte, doch zuvor zog sie eine Spur lodernder Petroleumfunken hinter sich her, die auf die Plattform, aber auch auf die beiden Missgestalteten und Reeves hinabregneten. Die Entstellten sprangen hastig zurück und begannen auf die winzigen Flammen einzuschlagen, die an einem halben Dutzend Stellen aus ihren Kleidern züngelten, und auch Reeves’ Jacke fing an Schulter und Armen Feuer.
    Er schlug die Flammen jedoch nicht aus, sondern wirbelte mit einer fast verzweifelt anmutenden Bewegung herum, war mit einem einzigen Satz neben dem Gatter und trat die Petroleumfunken aus, die in der Nähe der Öffnung niedergeregnet waren. Erst danach kümmerte er sich um die Flammen, die aus seiner Jacke schlugen. Und plötzlich erinnerte sich Coppelstone auch wieder daran, dass ihm auch vorhin schon aufgefallen war, in welch respektvollem Abstand die Männer ihre Lampen abgestellt hatten.
    Die Flüssigkeit in dem Tank … musste brennbar
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