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Wyoming 2 - Wildes Herz

Titel: Wyoming 2 - Wildes Herz
Autoren: Johanna Lindsey
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immer. Hast du es gewußt? «
    »Erst, als ich weggegangen bin. «
    Sie legte ganz sacht einen Finger auf seine Lippen. »Mich überrascht, daß sie es dir überhaupt gesagt hat. Ich habe mich schon immer darüber gewundert, daß ich zu dir diese Nähe gespürt habe, aber nicht zu deiner Schwester oder deinen Brüdern. Schließlich habe ich deine Mutter unverblümt danach gefragt. Sie wollte mir keine Antwort geben. Sie wollte bestimmt nicht gern zugeben, daß ihre älteste Tochter nicht die einzige war, die meinem Vater ein Kind geboren hat. Aber mir hat es als Antwort genügt, daß sie es nicht bestritten hat, vor allem auch deshalb, weil ich wollte, daß es wahr ist. «
    »Jessie, findest du nicht, daß du für dieses Gespräch einen günstigeren Zeitpunkt abwarten solltest? « sagte Chase.
    Sie nickte und ließ einen Finger liebevoll und zärtlich über Colts Wange gleiten. Das war das Signal für die beiden Männer, die hinter ihm standen, vorzutreten und seine Arme zu packen. Colt schloß die Augen wieder, als Chase sich direkt vor ihn stellte.
    »Tut mir leid, mein Freund. «
    »Sei kein Arsch, Chase«, sagte Jessie beiläufig, und das trug ihr einen Blick von ihrem Mann ein, der besagte, daß er ihr das später noch heimzahlen würde, und wie es ihre Art war, ignorierte sie diesen Blick. »Das ist das einzige, wofür er an diesem gräßlichen Tag dankbar sein kann. Bring es hinter dich. «
    Chase tat es. Er holte aus und hieb Colt mit seiner vollen Kraft die Faust ins Gesicht.
Kapitel2
    Cheshire, England, 1878
    Vanessa Britten schenkte der Stickerei auf ihrem Schoß keinerlei Beachtung und beobachtete die Herzogin bei ihrer nächsten Runde durch das Zimmer. Was sie tat, war nicht einfach als auf und ab gehen zu bezeichnen, und Vanessa bezweifelte, ob das Mädchen auch nur wahrnahm, daß sie dabei war, einen Pfad in den edlen Teppich aus dem Osten zu treten.
    Wer hätte geglaubt, daß die Herzogin sich aus der kleinen Tragödie, die sich oben abspielte, auch nur das geringste machen würde. Vanessa hatte es jedenfalls bestimmt nicht für möglich gehalten, als sie letzten Monat die Stellung einer Gesellschafterin bei der neunzehnjährigen Herzogin angenommen hatte. Es war durchaus üblich, daß junge Mädchen ältere Adelige um deren Reichtum und Adelstitel willen heirateten. Und Jocelyn Fleming hatte sich einen der besten geangelt, Edward Fleming, den sechsten Duke of Eaton, der schon weit in den mittleren Jahren und bereits kränklich war, als sie letztes Jahr geheiratet hatten.
    Aber es hatte nicht lange gedauert, bis Vanessa ihre Meinung über die junge Herzogin von Eaton geändert hatte. Oh, sie war allerdings verarmt gewesen, als der Herzog um ihre Hand angehalten hatte. Ihr Vater hatte in Devonshire ein Gestüt besessen, eine der besten Pferdezuchten in England, wenn man Jocelyn glauben konnte. Aber wie allzu viele seiner Zeitgenossen war er ein Mann mit einem abträglichen Hang zum Glücksspiel, und als er gestorben war, war er derart hoch verschuldet, daß Jocelyn ohne einen Heller zurückblieb. Edward Fleming hatte das arme Mädchen buchstäblich vor allem bewahrt, was als das größte aller Übel für eine Dame von adeliger Abstammung galt - sich eine Anstellung zu suchen.
    Vanessa hätte zu einem solchen Meisterstück einfach >Bravo! < gesagt. Sie liebte Erfolgsmeldungen und war kein Mädchen von der Sorte, das einer anderen ein wenig Glück mißgönnt hätte, aber auch nicht das große Glück, das die Herzogin gehabt hatte. Dennoch war Jocelyn Fleming nicht die Erbschleicherin, für die sie sie anfangs gehalten hatte.
    Vanessa hatte zu viele Jahre in London gelebt und hatte die kaltblütige Schar derer gesehen, die auf alles aus waren, was sie nur in die Finger kriegen konnten. Jocelyn hätte selbst dann nicht kaltblütig sein können, wenn sie es versucht hätte. Sie war bei weitem zu naiv, zu offen, zu vertrauensselig und so unschuldig, daß es kaum zu glauben war. Und doch war sie genau das, was sie zu sein schien. Das erstaunlichste an ihr war, daß sie den Mann wirklich liebte, der eben in diesem Moment im oberen Stockwerk im Sterben lag.
    Für genau dieses Ereignis war Vanessa engagiert worden. Der Herzog hatte im Laufe der letzten Monate viele ungewöhnliche Vorkehrungen getroffen; er hatte Familienbesitz verkauft, Geld aus dem Land herausgebracht und alles Notwendige gekauft, was man für eine Reise brauchte. Er hatte sich um alle erforderlichen Kleinigkeiten gekümmert. Das einzige, was
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