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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer
Autoren: Clive Cussler
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erstickten Schrei in den Niedergang. Das ekelerregende Knacken von brechenden Knochen drang eine Sekunde später vom Ruderdeck herauf, gefolgt von einer unheimlichen Stille.
    »Ali?«, rief Zakkar vom Bug.
    Doch er erhielt keine Antwort auf seine Frage.
95
    Zum zweiten Mal in ebenso vielen Minuten musste Summer eine Entscheidung auf Leben und Tod treffen.
    Sollte sie umkehren oder weiterschwimmen? Sie hatte keine Ahnung, wie weit die Decke unter Wasser reichte.
    Es konnten zwei Meter sein, aber genauso gut auch fünfzig. Jedoch gegen die Strömung zu schwimmen, so leicht sie auch war, könnte gut zur Folge haben, dass ihr fünfzig Meter vorkämen wie eine Meile. Diesmal verließ sie sich auf ihren Instinkt und traf eine schnelle Entscheidung. Sie würde weiterschwimmen.
    Mit Armen und Beinen rudernd und tretend bewegte sie sich durch den Tunnel. Wobei sie mit den Armen und dem Kopf gelegentlich gegen die Felswände prallte, die sie einschlossen. Nach jedem zweiten Schwimmzug hob sie einen Arm über den Kopf und hoffte jedes Mal, dass sie in einer Luftblase durch die Wasseroberfläche drang. Aber immer wieder stieß ihre Hand gegen solides Gestein. Sie spürte, wie ihr Herz heftiger schlug, und kämpfte gegen den plötzlichen Reflex an auszuatmen, während sich in ihrem Bewusstsein die ersten Vorboten einer aufkommenden Panik einnisteten. Wie lange war sie schon unter Wasser, fragte sie sich. Eine Minute? Zwei Minuten? Ihr kam es wie eine Ewigkeit vor. Aber ganz gleich, wie die Antwort auch lauten mochte, viel wichtiger war die Frage, wie lange sie es noch aushalten würde.
    Sie trat zwar heftiger mit den Beinen, doch allmählich kam es ihr vor, als schwimme sie in Zeitlupe, während ihr Gehirn nach Sauerstoff lechzte. In ihren Armen und Beinen war plötzlich ein seltsames brennendes Gefühl entstanden, als die Vorboten der Hypoxie ihre Muskeln schwächten. Das schwarze Wasser erschien vor ihren Augen noch dunkler, und das Salzwasser schien sie auch nicht zu reizen. Eine innere Stimme ermahnte sie, stark zu bleiben, aber sie spürte schon, wie sie sich allmählich gehen ließ.
    Und dann sah sie es. Ein schwaches grünes Leuchten erschien im Wasser über ihr. Vielleicht spielten ihre Augen ihr auch nur einen Streich, oder es waren die ersten Momente der Bewusstlosigkeit. Aber das war ihr gleich.
    Indem sie ausatmete, was an Luft noch in ihrer Brust war, raffte sie die letzten Reste ihrer Energie zusammen und schwamm dem Licht entgegen.
    Ihre Glieder brannten jetzt wie Feuer, während in ihren Ohren ein Rauschen erklang, das jedes andere Geräusch zudeckte. Ihr Herz drohte bei jedem Schlag aus der Brust zu springen, während ihre Lungen kurz vor der Explosion standen. Aber sie ignorierte die Schmerzen, die Zweifel und auch den Drang zu kapitulieren, während sie sich weiter durchs Wasser kämpfte.
    Der grüne Schimmer verstärkte sich nach und nach zu einem warmen Leuchten, das hell genug war, um winzige Schwebstoffe im Seewasser zu erkennen. Gleich über ihr zog ein silberner Glanz, der wie wogendes Quecksilber aussah, ihre Blicke an. Mit schnell nachlassender Energie arbeitete sie sich mit Armen und Beinen weiter nach oben, dem Licht entgegen.
    Wie ein Show-Delfin in
Sea World
tauchte Summer auf, indem sie fast ganz aus dem Wasser schoss und gleich wieder in die schäumenden Fluten zurücksank.
    Keuchend und nach Luft ringend paddelte sie zu einem Felsen in der Nähe und klammerte sich an seine mit Muscheln und Krebsen besetzte Oberfläche, während ihr nach Sauerstoff gierender Körper versuchte, seine innere Ordnung wiederherzustellen. Fast fünf Minuten ruhte sie sich aus, ehe sie wieder so viel Kraft gesammelt hatte, um sich zu bewegen. Dann hörte sie in der Ferne gedämpfte Schüsse und erinnerte sich sofort an ihren Vater.
    Sie orientierte sich und stellte fest, dass sie sich auf einer halb vom Wasser überspülten Felszunge etwa einhundert Meter westlich der Höhle befand. Schnell entdeckte sie das NUMA-Zodiac, das neben zwei kleineren Booten an einem Felsen vertäut war. Sie ließ sich ins Wasser zurückgleiten, umrundete die Felsen und schwamm zu den Booten.
    Ihre Arme wurden plötzlich tonnenschwer, und mehrmals warf die Brandung sie fast auf die dem Strand vorgelagerten Felsformationen, aber schließlich erreichte sie die Boote doch, ohne zusammenzubrechen. Das Zodiac hatte kein Funkgerät, daher zog sie sich auf das Deck des ersten der beiden anderen Boote. Es war ein kleiner Holztrawler, den Zakkar sich
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