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Wuesten - Tierparadiese unserer Erde

Wuesten - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Wuesten - Tierparadiese unserer Erde
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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lungenartigen Vorderdarmausstülpung kann er zwar Luft atmen, wenn sein Fluss oder Pfuhl zu warm und damit zu sauerstoffarm wird. Er ist aber auf Wasser angewiesen, um die Haut ständig feucht zu halten, und verfällt nicht in eine Hitzestarre, denn er ist einfach zu groß, um sich in einem Flussbett einzugraben.
    Vögel: Nomaden der Lüfte
    Viele Vögel der australischen Trockengebiete folgen einfach dem Regen. So halten es die in Europa als Haustiere beliebten Wellen- und Nymphensittiche, die große, oft gemischte Schwärme bilden. Der Weißbrauenhabicht (
Falco hypoleucos
) und der Australische Habicht (
Erythrotriorchis radiatus
) brauchen gar nichts zu trinken; ihnen reicht die Flüssigkeit aus ihren Beutetieren.
    Während viele Vögel in unseren Breiten feste Brutzeiten haben, sind australische Arten oft opportunistische Brüter: Sie kommen in Paarungsstimmung, sobald es geregnet hat – wann auch immer das sei. So können die winzigen Laufhühnchen (
Turnix velox
), die im Spinifex-Grasland leben, ganzjährig Küken bekommen. Bei ihnen stehen die Geschlechterrollen auf dem Kopf: Die Weibchen umwerben die Männchen, diese bebrüten die Eier und füttern die Nestflüchter, die bereits nach fünf Wochen erwachsen sind.
    Mäuse mit eigenem Steingarten
    Der Stoffwechsel warmblütiger Wirbeltiere, vor allem der Säugetiere, verbraucht erheblich mehr Wasser als der wechselwarmer Organismen. Deshalb sind etwa 95 % aller australischen Säuger klein und nachtaktiv. Eine besonders raffinierte Methode, um sich in der Wüste Kühlung und vielleicht auch Trinkwasser zu verschaffen, hat die Western Pebble Mound Mouse (
Pseudomys chapmani
) entwickelt. Wie ihr Name – pebble mound bedeutet Kieselhügel – andeutet, errichtet sie flache Hügel aus Kieselsteinen. Über Generationen hinweg tragen die Tiere solche Klumpen im Maul zu ihrem Bau und häufen sie um den Eingang herum zu Gebilden mit etwa einem Meter Durchmesser auf. Es sind sogar Hügel mit 9 m 2 Grundfläche gefunden worden, deren Fundamente gut 100 Jahre alt sind.
    Über die Funktion dieser Steinhaufen herrscht keine Einigkeit. Vermutlich sorgen sie dafür, dass es in den metertiefen Gangsystemen kühl bleibt, auch wenn die Luft sich ringsum auf über 50 °C aufheizt. Manche Forscher gehen davon aus, dass es sich um Taufallen handelt: Da die Luft sich morgens schneller erhitzt als die Steine, kondensiert die Feuchtigkeit an ihnen und bleibt im schattigen Innern lange erhalten. Die meisten Wüstenmäuse kommen allerdings ganz ohne Trinkwasser aus, da ihnen die Feuchtigkeit aus ihrer pflanzlichen Kost genügt.
    Beutelmulle schwimmen im Sand
    Das Leben im Untergrund perfektioniert hat der zentral- und südaustralische Große Beutelmull oder Beutelmaulwurf (
Notoryctes typhlops
), der zwar eine ähnliche ökologische Nische einnimmt wie die Maulwürfe oder die zu den Nagern zählenden Mulle, aber ein echtes Beuteltier ist. Sein Beutel öffnet sich nach hinten, damit bei der Wühlarbeit kein Sand eindringt. Er legt keine dauerhaften Gangsysteme an, sondern »schwimmt« auf der Suche nach Wirbellosen, vor allem Insektenlarven, knapp unter der Oberfläche durch den Sand und kommt nur gelegentlich an die Luft. Bei seiner Grabarbeit wird seine Schnauze von einem Hornschild geschützt und seine Nasenlöcher weisen nach unten, um das Eindringen von Sand beim Atmen zu vermeiden. An den Vorderbeinen sind die Krallen der dritten und vierten Zehen zu kräftigen Grabschaufeln zusammengewachsen. Auch die Nackenwirbel sind verschmolzen, so dass der Kopf wie ein Rammbock eingesetzt werden kann. Im meist gelbweißen Fell der etwa 14 cm langen Tiere sind die zurückgebildeten, funktionslosen Augen und die winzigen Ohröffnungen kaum auszumachen.
    Heißhungrige Beutelmäuse
    Die Beutelmäuse sind irreführend benannt, denn sie gehören zur Familie der Raubbeutler und entsprechen ökologisch den Fleisch fressenden Spitzmäusen und nicht den kleinen vegetarischen Nagern. Ihr Stoffwechsel läuft auf Hochtouren: Manche Arten müssen pro Nacht zwei Drittel ihres Körpergewichts fressen. Einige Arten haben sich auf trockene Lebensräume spezialisiert. Die Dickschwanz-Schmalfußbeutelmaus (
Sminthopsis crassicaudata
) beispielsweise geht in den Wüsten und Halbwüsten auf die Jagd nach Insekten und kleinen Wirbeltieren, aus denen sie auch ihren Flüssigkeitsbedarf deckt. Ihre großen Augen und Ohren weisen auf Nachtaktivität hin. Bei Nahrungsknappheit kann sie bei stark reduziertem
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